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Für Karat ist "Über sieben Brücken musst du gehn" das wichtigste Lied zur Wende So viele Mauerfall-Hymnen

Von Elisa Sowieja 15.11.2014, 02:15

Berlin/Magdeburg l Dass "Über sieben Brücken musst du gehn" mal eine Wendehymne wird, auf die Idee wäre bei der Entstehung in den 70ern wohl niemand gekommen. Schließlich wurde es als Filmmusik für einen DDR-Streifen über Liebeskummer geschrieben. Den Text hatte Schriftsteller Helmut Richter geliefert, die Musik schrieb Karat-Keyboarder Ulrich Swillms. Doch als dann die Mauer fiel, war die neue Bedeutung vorprogrammiert - so sieht es Bernd Römer, Gitarrist bei Karat. "Das war schon im Text begründet. Und weil Peter Maffay das Lied im Westteil so populär gemacht hatte, war es bereits vorher ein gesamtdeutsches Lied."

DIE Wendehymne wurde das Lied trotzdem nicht - zumindest nicht kommerziell gesehen. Da wurde es von Songs aus der Feder von Westmusikern überholt, teils sogar von solchen, die nicht einmal aus Deutschland stammen. Zum Vergleich: Selbst die Maffay-Version von "Über sieben Brücken musst du gehn" landete "nur" auf Platz vier der deutschen Charts - David Hasselhoffs "Looking for Freedom" hielt sich hingegen acht Wochen lang an der Spitze, "Wind of Change" von den Scorpions sogar elf Wochen lang.

Andere Hymnen aus dem Osten brachten es im Westen gar nicht erst zu solcher Bekanntheit, und das trotz treffender Texte. In Citys "Wand an Wand" zum Beispiel hieß es: "Wenn du lachst, klingt es herüber wie aus einem anderen Land". Und die Puhdys sangen: "Neue Helden, langersehnte Drachentöter, Helden braucht die Welt."

Woran das liegt, lässt sich nur vermuten. Fred Raabe, Ostmusiker vom Rock ´n´ Roll-Orchester Magdeburg, glaubt: "Es gab damals immer Ressentiments den ostdeutschen Bands gegenüber. Viele hatten die Auffassung: Was von dort kommt, kann ja nichts sein."

Charts hin oder her: Für Römer ist das Karat-Lied die wichtigste Wendehymne. "Viele Musiker haben damals die Situation genutzt. Aber die sieben Brücken gab es vorher schon, das macht sie zu etwas Besonderem", sagt er. Außerdem sei der kommerzielle Erfolg nicht maßgeblich. "Es geht darum, was in den Köpfen der Menschen hängenbleibt." Und das sei beim Karat-Song jede Menge. "Auf unseren Konzerten reagieren die Leute auf das Lied immer noch total emotional. Am Anfang lassen wir sie immer singen. Das ist jedes Mal auch für uns unheimlich beeindruckend."