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Umfrage Der "Ossi" ist ein Auslaufmodell

Die Deutschen in Ost und West unterscheiden sich immer weniger. Sie mögen die Demokratie, ihren Wohnort und sind gleichermaßen auf Politiker schlecht zu sprechen. Der "Ossi" ist langsam ein Auslaufmodell.

19.02.2015, 06:26

Berlin (dpa/os) l Die Ostdeutschen bekennen sich 25 Jahre nach der Einheit klar zur Demokratie. Das geht aus einer groß angelegten Studie des Zentrums für Sozialforschung Halle (ZSH) im Auftrag der Bundesregierung hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Die Wiedervereinigung gilt im Osten für 77 Prozent und im Westen für 62 Prozent der Bürger als persönlicher Gewinn. Dass die Demokratie die beste Staatsform ist, akzeptieren 82 Prozent der "Ossis" und 90 Prozent der "Wessis". Mit der praktischen Politik sind die Bürger aber weniger zufrieden.

"Wir sind vereint, aber noch nicht eins", sagte die Ost-Beauftragte, Wirtschaftsstaatssekretärin Iris Gleicke (SPD), zu der Studie. Die Umfrage hat gezeigt, dass sich bestimmte politische und gesellschaftliche Überzeugungen vor allem bei älteren Ostdeutschen standhaft halten. Nur knapp die Hälfte aller Ostdeutschen fühlt sich gegenwärtig in der Bundesrepublik "politisch zu Hause" - im Westen waren es drei Viertel der Befragten. Allerdings zeigt die Umfrage auch, dass die Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen aus Ostdeutschland überwiegend mit den Westdeutschen bei ihren Aussagen übereinstimmt. Der "Ossi" - so scheint es - wird altersbedingt zum Auslaufmodell.

Beim Frauen- und Familienbild habe der Westen nach der Wende stark vom Osten profitiert, wo berufstätige Frauen und Ganztags-Kindergärten schon zu DDR-Zeiten normal waren. "Der Westen hat vom Osten gelernt", sagte der Forschungsdirektor am ZSH, Prof. Everhard Holtmann. Ostdeutsche Frauen und Männer seien in Sachen Emanzipation aber noch heute weiter als Westdeutsche. Und noch in einem zweiten Punkt hat sich der Westen dem Osten angenähert. In den alten Ländern sprechen sich immer mehr Menschen für Formen der direkten Demokratie wie Volksbefragungen oder Bürgerentscheide aus. Im Osten gibt es hierfür schon seit 1991 eine große Unterstützung.

Die Ostbeauftragte Ines Gleicke betonte, dass seit 1990 unglaublich viel geschafft worden sei. Die Akte Aufbau Ost dürfe aber nicht zugeklappt, keine "Schönfärberei" betrieben werden. Die Ost-Wirtschaftskraft habe erst zwei Drittel des Westens erreicht, Löhne und Renten seien niedriger. Die Politik, das habe die Umfrage gezeigt, hat ein Glaubwürdigkeitsproblem in ganz Deutschland.