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Magdeburger Wiederaufbau Die Zuckerbäcker formen die City

15.01.2015, 12:37

Magdeburg (kai) l Es geht weiter aufwärts: Zwischen 1954/55 und 1958 waren fast 5100 neue Wohnungen gebaut, 15.500 kriegsbeschädigte instand gesetzt worden. Im Nordpark standen 2940 neue Wohnungen zu Buche. Der "Sozialistische Wohnkomplex" wurde mit einer 16-Klassenschule mit einem Lehrschwimmbecken (!) ausgestattet. Geradezu sensationell.

Zentrale Aufgabe blieb der vieldiskutierte Neuaufbau der Innenstadt. Bedauerlicherweise mussten bewundernswerte teilzerstörte Sakralbauten wie Ulrichs- und Katharinenkirche weichen, nicht selten unter Bürgerprotest. Nach mehreren Wettbewerben wurde 1954 der Entwurf des Berliner Architekten Kramer ausgewählt, der einen lang gestreckten Zentralen Platz zwischen Bahnhof und Elbe vorsah. Umsäumt von 6- bis achtgeschossigen Geschäftshäusern und durchquert von einer Ost-West-Straße bis zur Elbe (später die Wilhelm-Pieck-Allee). Als Strukturelement knüpfte diese Trasse an Pläne Otto von Guerickes nach der ersten Zerstörung der Stadt von 1631 an. Zur Elbseite hin sollte, so ein späterer nicht verwirklichter Plan von 1968, ein 120 Meter hohes Punkthaus als "Haus des Schwermaschinenbaus" den Platz abschließen.

Aus der Wiederaufbauphase ab 1953 bis 1956 und später gingen vordergründig die repräsentativen Bauten mit den aufwendig gestalteten neoklassizistischen Fassaden hervor. Nach dem Muster der Stalinallee in Berlin gebaut, wurden sie deshalb als Stalin- oder Zuckerbäckerbauten bezeichnet. Die Wohnungen waren großzügig gestaltet, sie gehören, nach heutiger Bewertung, zu den besten aus der Nachkriegsphase. Im Erdgeschoss Einkaufsstätten. Großer Jubel bei jeder Geschäftseröffnung: Zwischen Juni und August 1955 gehörten Läden für Molkereiprodukte, Kosmetik, Uhren und Schmuck, Bekleidung dazu.

Am 23. Juni eröffnete der langersehnte Rostocker Fischladen. 1957 wird der Block F fertig, ein Punkthaus. Im Mai 1956 war hier schon die "Weinarkade" eröffnet worden. Das Gegenstück, "Stadt Prag", mit Großgaststätte, Café, Bar und Terrasse lud schon am 30. Dezember 1955 ein. Auf der Südseite des Zentralen Platzes erweiterten nach 1958 zwei Wohnblöcke und das "Blitzgastronom", "Saffia-Lederwaren", "Bild und Ton" sowie Konfektionsgeschäfte die wachsende neue City. Ab 1960 sprudelt auf der Grünfläche der größte Springbrunnen der Stadt.