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Neu-Olvenstedt Bremse für das Gorki-Experiment

15.01.2015, 14:19

Magdeburg (kai) l Die gravierendsten Lücken hatte der Krieg im Wohnbestand Magdeburgs gerissen: Zerstört bzw. beschädigt oder unbewohnbar wurden insgesamt rund 90.000 Wohnungen. Das Wohnungsbauprogramm in den 1970er- und 1980er-Jahren mit industrieller mehrgeschossiger Bauweise sollte immer noch bestehende Defizite mindern. "Eigene vier Wände" zugewiesen zu bekommen, war damals nicht allein für junge Familien höchstes Glück.
Als im Februar 1981 der Grundstein für den Experimental-Neubaukomplex Neu- Olvenstedt für ursprünglich 14.000 Wohnungen gelegt wurde, gab es auf der Grünen Wiese bereits mehrere Neubaugebiete. Im Norden wuchsen seit den 1970er-Jahren die Neubaugebiete Neustädter See / Kannenstieg mit insgesamt 16.000 Wohnungen.
Schon 1968 wurde der Komplex Fermersleber Weg mit 1100 Wohnungen fertig, Baubeginn war 1967/68 an der Schilfbreite (2500 Wohnungen). 1971 startet Neu-Reform mit 5000 Wohnungen, 1972 "Kroatenweg" mit 2000 Wohnungen. Von 1977 bis 1981 entstanden am Neustädter Feld 5000 Wohnungen.
Neu-Olvenstedt sollte etwas Besonderes werden: Geprägt von der Zusammenarbeit mit dem sowjetischen Gorki sollten unter Leitung ihres Chefs, Hans-Peter Kirsch, Magdeburger Architekten wie S. Klügel ihre Ideen besser ausleben können, mit gestalteten Wohnhöfen, modernen Wohnungen, weiträumigen Strukturen, geringerer Wohndichte, Vielfalt.
Allerdings wurden die Ansprüche schon kurz nach offiziellem Start von der Zentrale in Berlin zurückgeschraubt. In der ursprünglichen Leitplanung war noch von 25 Prozent vielgeschossiger Häuser, von 20 Prozent 3- bis 4-geschossiger Bauten, sogar von 5 Prozent Einfamlienhäuser und 50 Prozent 5- und 6 geschossiger Häuser die Rede. Schon bald wird der Wohnungsbau vereinheitlicht angeordnet: 6 Prozent als 3- und 4- sowie 94 Prozent als 5- und 6-Geschosser. Das führte die geplante geringere Verdichtung ad absurdum.
Aber es entsteht u. a. ein 2,5 Kilometer langer Fußgängerbereich und neue Formen wie Schnitter-, Schäfer-, Hirten- und Imkerhof oder Formerwinkel prägten den zweiten Bauabschnitt. Auch das war Ausdruck dafür, so sind sich heutige Städteplaner einig, dass in Neu-Olvenstedt vergleichsweise hohe städtebauliche Qualitäten geschaffen wurden.