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Visionen für Magdeburg Schwebendes Dach und ein Bock mit Pfiff

Zum Abschluss unser Serie über 70 Jahre Wiederaufbau in Magdeburg ein Blick voraus mit zehn Visionen eines Stadtplaners zur Zukunft unserer Stadt.

15.01.2015, 15:26

Magdeburg l Dr. Eckhart Peters hat als Chef-Stadtplaner der ersten Stunde nach der deutschen Einheit bis zur Iba 2010 die städtebaulichen Geschicke Magdeburgs mitgesteuert - abhängig vom Stadtrat. Die Volksstimme bat den Ruheständler um einen Beitrag zu seinen Träumen und Vorstellungen über Magdeburgs City der Zukunft.

70 Jahre nach den furchtbaren Bombenangriffen vom 16. Januar 1945 ist es unverkennbar: Heute ist die Elbestadt wieder eine geschichtsträchtige lebenswerte Stadt. In ihrer Mitte ist eine neue Urbanität entstanden, die als regionales Zentrum von unserer Zeit geprägt ist. Und doch wünsche ich mir noch mehr Dichte, Vielfalt, Kleinteiligkeit und visionäre Baumaßnahmen. Dazu gehört erstens ein Fußgängerbereich zwischen Ulrichshaus und Allee-Center. Der Breite Weg sollte an der Bärstraße mit einem Wendehammer für den Autoverkehr aus Richtung Hasselbachplatz geschlossen werden. Die Bereiche Krügerbrücke und Regierungsstraße müssen dazu weiter gestärkt werden.

Zweitens sollte Magdeburgs neue Mitte künftig als zweiter Pol zum Hasselbachplatz fungieren, das mithilfe eines Kreisverkehrs auf der Kreuzung Ernst-Reuter-Allee / Breiter Weg analog zum Hasselbachplatz. So wird der Autoverkehr gebremst, und die Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger haben den Vorrang. Ein schwebendes transparentes Dach über der Einkaufsstraße Goldschmiedebrücke und östlicher Ulrichplatz (Investoren Allee-Center, Ulrichshaus, Wobau) würde drittens den Boulevard prägen.

Für den Südabschnitt Breiter Weg zwischen alter Staatsbank und Keplerstraße sind, viertens, moderne Architektur mit gleichzeitiger Stärkung des Wohnungsbaus erforderlich. Das kann nach dem nun erfolgten Abriss der Nachkriegswohnbauten mit den geplanten neuen Häusern verwirklicht werden.

Der Neubau Blauer Bock sollte, fünftens, höhengestaffelt und zukunftsweisend realisiert werden, quasi mit einer Architektur mit Pfiff. SWM und Stadt dürfen trotz lobenswerter Eigeninitiative die Chance nicht verpassen, hier der City ihr abschließendes Gesicht zu geben. Ein bundesweiter Architektenwettbewerb muss durchgeführt werden! Die SWM können es von den Gewinnen 2013/2014 bezahlen, die Stadt könnte "kostenfrei" Grundstücke beisteuern.

Sechstens sollte mehr kleinteilige moderne Bebauung durchgesetzt werden, so auf dem Kleinen Werder, Zoll- und Winterhafen, gleichfalls am Gouvernementsberg und Prämonstratenserberg.

Der "Sprung" über die Elbe durch Verlängerung der behindertengerechten neuen Fußgängerbrücke vom Fürstenwall bis in den Rotehornpark und damit Aufbau eines Rundweges mit Sternbrücke würde, siebtens, den Freizeit- und Tourismusbereich stärken. Schon um 1890 wurde eine solche Brücke über den Domfelsen ins Auge gefasst, was an den politischen Gremien scheiterte. Das war auch zu meiner Amtszeit so, obwohl der Wettbewerb zur Brücke deren Fortführung bis zum MDR-Gebäude vorsah.

Achtens würden das Freilegen der Festungsmauer westlich der Bastion Cleve entlang der Straße Am Dom sowie der Zitadelle auf dem Werder am östlichen Widerlager der Strombrücke identitätsbildend und tourismusfördernd an Magdeburgs Geschichte erinnern.

Der Erhalt der extravaganten Hyparschale, zum Beispiel als privater Jugendtreff, ist mein neunter und die Beibehaltung des Iba-Shops als Diskussions- und Ausstellungsort sowie als Städtebau-Zentrum mein zehnter Zukunftstraum für Magdeburg.

Nach der Katastrophe vom 16. Januar 1945 hat es Jahrzehnte gedauert, bis die neue City ihr heutiges Gesicht präsentieren konnte. Generell bin ich der Ansicht, dass die Altstadt noch gutes Fortentwicklungspotenzial birgt. Dabei sollte bedacht werden, dass der Ziel- und Quellverkehr den absoluten Vorrang behalten und kein Tunnel am Bahnhof für den Durchgangsverkehr gebaut werden muss. Das wäre für das Flair der Altstadt kontraproduktiv.

Foto: Uli LŸcke-- Rund 600 Magdeburger kamen am Sonntag, 15.11.2010 zum Volksstimme Forum "Pro & Kontra zur Ulrichskirche" in die Magdeburger Johanniskirche. Die GŠste des Abends waren Tobias Kšppe (Vors. d. Kuratoriums zum Wiederaufbau der Ulrichskirche), Josef Fassl (BŸrgerinitiative fŸr einen BŸrgerentscheid Ÿber den Wiederaufbau), Lutz TrŸmper (OB Magdeburg), Michael Seils (Superintendent des Kirchenkreises Magdeburg), Eckhart Peters (ehem. Ltr. des Stadtplanungsamtes), Heinz Karl Prottengeier (Vors. d. Architekten-und Ingenieurvereins Magdeburg). Hier Eckhart Peters
Foto: Uli LŸcke-- Rund 600 Magdeburger kamen am Sonntag, 15.11.2010 zum Volksstimme Forum "Pro & Kontra zur Ulrichskirche" in die Magdeburger Johanniskirche. Die GŠste des Abends waren Tobias Kšppe (Vors. d. Kuratoriums zum Wiederaufbau der Ulrichskirche), Josef Fassl (BŸrgerinitiative fŸr einen BŸrgerentscheid Ÿber den Wiederaufbau), Lutz TrŸmper (OB Magdeburg), Michael Seils (Superintendent des Kirchenkreises Magdeburg), Eckhart Peters (ehem. Ltr. des Stadtplanungsamtes), Heinz Karl Prottengeier (Vors. d. Architekten-und Ingenieurvereins Magdeburg). Hier Eckhart Peters
Uli LŸcke