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Landesbetrieb-Mitarbeiter widersprecht Aussage, dass das Drängwasser beherrschbar gewesen sein könnte Früheres Pumpen hätte Situation nicht entschärft

Von Thomas Höfs 25.06.2013, 03:19

Barby l Als die ersten Hochwasserwarnungen kamen, reagierte Margarete Mages in der Kastanienallee wie 2002. "Wir haben schon damals unseren Keller ausgeräumt. Da haben viele noch gelacht", schildert sie. Diesmal hat es das Einfamilienhaus wieder erwischt. Wie auf einer kleinen Insel steht es da. Vom einst prachtvoll gestalteten Garten ist nicht mehr viel zu sehen. Das Wasser hat hier viel zerstört.

Seit Wochen läuft bei Familie Mages unterunterbrochen ein Notstromaggregat vor dem Haus. Damit hält die Familie den Keller über Wasser. "Das dürfen wir nicht abstellen, sonst zahlt die Versicherung nichts", zeigt Margarete Mages auf die ratternde Pumpe.

Die Barbyerin beschäftigt seit Tagen die Frage, ob die Überflutung der Stadt hätte verhindert werden können. Der rechtzeitige Einsatz von Pumpen, so ihre Einschätzung, hätte die Stadt vor dem Schlimmsten bewahren können. Telefoniert habe sie mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW). "Als das Siel in Glinde geschlossen wurde, habe ich nachgefragt, warum nicht gepumpt wurde", schildert sie. Zur Antwort habe sie erhalten, dass der zuständige Mitarbeiter des LHW dies abgelehnt habe. "Wie kann ein Mitarbeiter so eine Entscheidung treffen?", fragt sie sich. Bis zur Spitze des LHW habe sie telefoniert und dennoch nichts erreicht, schildert sie weiter.

Sie ärgere sich, dass die Einwohner der Kleinstadt die Situation einfach hinnehmen. Bei besserer Vorbereitung wäre die Stadt glimpflicher davon gekommen, ist sie überzeugt. Für den Hochwasserschutz in der Stadt müsse deutlich mehr getan werden, damit sich diese Ereignisse nicht permanent wiederholen, fordert sie. Und mit rechtzeitigem Pumpen wäre der Schaden vielleicht zu begrenzen gewesen, meint sie.

Christian Jung, der für das LHW in der Region für den Hochwasserschutz zuständig ist, widerspricht. Ein Pumpen hätte seiner Ansicht nach nichts gebracht. Die zulaufenden Wassermengen seien so groß gewesen, dass ein Pumpen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bedeutet hätte.

Schöpfwerk würde für Barby kaum etwas bewirken

Selbst die immer wieder gestellte Forderung nach einem Schöpfwerk für den Landgraben bei Glinde hätte seiner Einschätzung nach kaum eine Auswirkung auf Barby selbst. Eine Wirkung sei bis zum Düsteren Sumpf zu erwarten, erklärt er weiter.

Noch ermitteln die Fachleute die immensen Wassermassen, die die Kleinstadt seit Wochen in Schach halten. Obwohl seit Tagen mit der Öffnung des Mäuserinnensiels der natürliche Abfluss des Wassers in die Elbe wieder verfügbar ist, zieht sich das Wasser nur sehr langsam zurück.

Nach Angaben der Stadt waren bis zu 660 Haushalte von dem starken Drängwasser betroffen. In der Neubausiedlung in der Kastanienallee war eine Steganlage aufgebaut worden, damit die Bürger noch trockenen Fußes ihre Häuser verlassen konnten.

Unendlich dankbar seien die Bürger der Feuerwehr für den Einsatz gewesen, sagt Margarete Mages. "Bei uns hat die Feuerwehr aus Groß Wallstadt einen sehr guten Dienst getan", dankt sie allen Beteiligten.

Nicht so gut sei die Informationspolitik der Stadt gewesen, erklärt sie. Die Bürger seien nur sehr schleppend informiert worden. Viele konnten die Internetseiten der Stadt nicht mehr abrufen, weil der Strom abgeschaltet wurde. Bei einem ähnlichen Ereignis müsse der Informationsfluss besser werden, fordert die Einwohnerin.

Dabei hatte die Stadt die Feuerwehr, die täglich die abgeschnittenen Haushalte mit Essen versorgte, beauftragt, die Informationen weiter zu geben. Auch von anderen Einwohnern hatte es in den vergangenen Tagen Kritik an der Informationspolitik der Stadt gegeben.

Entwässerung: eine große Herausforderung

Bürgermeister Jens Strube wies die Kritik zurück. Die Mitarbeiter der Verwaltung sowie der Feuerwehren seien ansprechbar gewesen und hätten wichtige Informationen an die Bürger herausgegeben. Nun sei es aber möglich, dass einige Haushalte nicht erreicht werden konnten.

In derartigen Krisenzeiten sei dies immer möglich, sagte der Stadtchef. Er bedauere, wenn sich nicht alle Bürger gut informiert gefühlt hätten. Dennoch habe die Verwaltung gut funktioniert, schilderte er weiter.

Was die Entwässerung der Stadt in der Zukunft betrifft, stimmt der Bürgermeister mit den Forderungen der Bürger überein. Die Entwässerung sei in der Zukunft eine große Herausforderung, zeigt er sich überzeugt.

Jahre habe das Land vertan mit vielen Fragen rund um die Lösung des hohen Grundwasserspiegels in der Region, sagt er. Es sei bislang nur Papier beschrieben worden, ohne, dass ein direktes Vorhaben umgesetzt sei, erklärt er.

Dabei hatte das Land für die Grundwasserproblematik 30 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, erinnert er. Das Geld werde dringend benötigt, um die Regionen zu entlasten, die besonders unter dem Grundwasser zu leiden hätten, lautet seine Forderung.

Mehr direkte Vorhaben fordert auch Margarete Mages. Der Abfanggraben in Schönebeck nutze der Stadt Barby nichts, schätzt sie ein. Die Stadt sollte schnell selbst wirksame Konzepte entwickeln, um die Bürger künftig besser zu schützen, meint sie.