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Verantwortliche besuchen die Stellen, die beim Hochwasser kritisch wurden Alfons Hesse drängt auf Deichsanierung

Von Gudrun Billowie 27.06.2013, 03:16

Wolmirstedt l Glindenbergs Ortsbürgermeister Alfons Hesse (CDU) lässt nicht locker. "Wir fordern, dass der zweite Bauabschnitt des Deiches zwischen Glindenberg und Heinrichsberg fertiggestellt wird", sagte er, "wir bitten Sie um einen vorderen Platz im Ranking künftiger Hochwasserschutz-Aktivitäten."

Die Worte richten sich an Dietmar Weihrich (Grüne), den Vorsitzenden des Umweltsausschusses im Landtag. Der war von Alfons Hesse und dem stellvertretenden Ortsbürgermeister Thomas Schlenker (Grüne) nach Glindenberg eingeladen worden. Weihrich nahm den zugespielten Ball an. "Der Umweltausschuss wird durch das Land reisen", sagte er, "nach diesem Hochwasser müssen die Prioritäten beim Deichbau ganz sicher anders gesetzt werden." Orte wie Fischbeck erscheinen nach dieser Flut in einem anderen Licht. "Dennoch darf der Elbdeich zwischen Glindenberg und Heinrichsberg nicht vergessen werden", sagt Alfons Hesse, "bekommen wir keine 46 Meter über Normalnull reichenden Deiche, sind wir die Flutopfer von morgen." Dietmar Weihrich versprach, diesen Deichabschnitt fest im Blick zu behalten.

Thomas Schmette, Verbandsgemeindebürgermeister Elbe-Heide verlieh den Worten von Alfons Hesse Nachdruck. "Der Elbdeich ist zu niedrig und nicht verteidigungswürdig." Auch den Ohredeich sieht Thomas Schmette als großes Problem. "Der rechte Ohredeich ist durch den Bergbau einen Meter abgesenkt und das Land wollte diesen Deich nicht erhöhen. Doch nun ist das Wasser von dort bis nach Wolmirstedt und Glindenberg gelaufen."

Bei einer Überflutung trifft es besonders die Heinrichsberger. Sie hätten keine Fluchtmöglichkeit. "Glindenberger können sich immer noch auf den Kanal retten", so Schmette. Bettina Seidewitz, Bürgermeisterin von Loitsche-Heinrichsberg (CDU) bekräftigte deutlich: "Ich bin enttäuscht. Der Elbdeichabschnitt sollte 2010/2011 gebaut werden."

Alfons Hesse brachte sein Verständnis für die Belange des Naturschutzes und des Biosphärenreservates zum Ausdruck. Umweltverbände seien nicht die Verhinderer gewesen, betonte Dietmar Weihrich. Träger öffentlicher Belange müssen gar nicht hinzugezogen werden. Die dafür notwendige "Planfeststellung oder Plangenehmigung entfallen, soweit es sich um die Wiederherstellung des nach den anerkannten Regeln der Technik ordnungsgemäßen Zustandes eines Deiches oder Dammes auf der vorhandenen Trasse handelt", sagt Paragraf 94 des Wassergesetzes des Landes Sachsen-Anhalt.

Es ging schlichtweg ums Geld. "Die Finanzierung war nicht gegeben", sagt Christian Pluder vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW). Der LHW und das Land Sachsen-Anhalt sind für den Deichbau zuständig. Wann die Pläne für die Sanierung des Elbdeiches letztlich umgesetzt werden, wagt derzeit niemand zu sagen. Noch gibt es zu viele Brennpunkte. Dennoch beginnt sich das Gedankenkarussell zu drehen. "Die Hochwasserschutzkonzeption 2020 müssen wir im Lichte des jüngsten Hochwassers noch einmal ansehen und auch die Prioritäten anders setzen", bestätigte Detlef Thiel, Sprecher des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt. Für konkrete Aussagen sei es zu früh. "Der LHW hat derzeit alle Hände voll zu tun, die vorhandenen Deichlücken zu schließen", so Detlef Thiel.

Die Pläne für den zweiten Bauabschnitt der Deichsanierung des Elbdeiches zwischen Glindenberg und Heinrichsberg würde Deichexperte Christian Pluder nach den jüngsten Ereignissen ohnehin gern überarbeiten. Mit der jetzigen Planung hadert er. "Wir hätten gerne den gesamten Deich DIN-gerecht ausgebaut", so Pluder, "doch für das Stück, das durch den Wald verläuft, hätten wir zu viele Ausgleichsmaßnahmen schaffen müssen." Daher sollte der Deich im Waldgebiet mit einer Spundwand gesichert und mit einem Deichverteidigungsweg auf der Krone versehen werden. Vom Waldende an sollte der Deich wieder DIN-gerecht verlaufen, mit einem Weg auf der Krone, der Kontrollzwecken dient, und einem Deichverteidigungsweg entlang des Deichfußes, einer sogenannten Berme, auf der auch Material, wie beispielsweise Sandsäcke, herangefahren werden können.

So eine Berme wünscht sich Pluder nach dem Deichrutsch am Kilometer 6 auch für das Deichstück im Wald. "Auch dort brauchen wir eine ordentliche Auffahrt", sagt er. Es hat sich gezeigt, dass Fahrzeuge fast gar nicht an den Deich herangekommen sind und Hubschrauber die Sicherung mit Bigbags übernehmen mussten.

Der Katastrophenstab des Landkreises hat sich ebenfalls auf eine Vor-Ort-Tour begeben. "Während des Hochwassers sind die Mitarbeiter nicht aus den Büros herausgekommen", sagt Pressesprecher Uwe Baumgart. Auf ihrer Tour machten sie auch Station am Wall um den Handwerkerring. "Um diese Tausenden von Sandsäcken wieder wegzuräumen, brauchen wir Technik", stellte Landrat Hans Walker fest. Das Aufräumen werde in den nächsten Tagen veranlasst. "Die Sandsäcke werden zuerst in die Kiesgrube Farsleben gebracht", so Walker, "dort werden sie untersucht. Diejenigen, die nicht kontaminiert sind, werden ausgekippt, die anderen werden auf eine Deponie verbracht."