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Justizministerin will Pflichtversicherung Versicherungen kündigen nach der Flut Verträge

Hausbesitzern nahe den Flüssen fällt es teilweise schwer, ihr Eigentum
gegen Hochwasser zu versichern. In etlichen Fällen haben die Konzerne
direkt nach der Flut gekündigt.

Von Hagen Eichler 11.02.2014, 02:22

Magdeburg l Die Landesregierung fordert Flussanrainer bereits seit vergangenem Sommer eindringlich auf, Policen gegen Elementarschäden wie Hochwasser abzuschließen. Doch immer wieder lehnen Versicherer Kunden ab. Zahlen dazu gibt es nicht, doch viele Hinweise.

"Ich war gerade letzte Woche in Halle, wo ein Eigentümer am Saaleufer nach der Flut den Versicherungsschutz verloren hat", berichtet Joachim Stappenbeck aus dem Magdeburger Verkehrsministerium. Bis jetzt habe der Mann keinen Schutz gefunden. "Wir hören von diesem Problem aus vielen Gesprächen."

Ein Test in Sachsen belegt das: Die Verbraucherzentrale fand heraus, dass von 49 angefragten Unternehmen nur eines bereit war, ein Haus in der höchsten Risikoklasse abzusichern. Die Versicherungswirtschaft betont, 99 Prozent aller Gebäude seien versicherbar. Die Expertin der sächsischen Verbraucherzentrale hat Zweifel. "Mag sein, dass sie sich theoretisch versichern lassen, aber die Unternehmen tun es nicht", sagt Andrea Heyer, zuständig für Finanzprodukte.

Justizministerin will Lösungen finden

Die Allianz als großer Anbieter betont, sie habe niemandem aufgrund der Flut 2013 gekündigt. "Wir betrachten die Risiken über einen langen Zeitraum", sagte Sprecherin Claudia Herrmann. Auch die öffentlich-rechtliche Versicherung ÖSA schließt die Kündigung bestehender Verträge aus. "Aber es kann Einzelfälle geben, in denen auch bei uns kein Schutz möglich ist", sagte Sprecherin Ute Semkat.

Sachsen-Anhalts Justizministerin Angela Kolb (SPD) hält deshalb an dem Ziel fest, eine Pflichtversicherung einzuführen. Am Montag berieten sich in Berlin die Experten der Justizminister, um Lösungen zu finden. Derzeit haben lediglich 38Prozent aller Gebäude im Land Policen gegen Elementarschäden. In Baden-Württemberg sind es 95 Prozent.

Unterdessen hat die Landesregierung ihre Schätzung der Flutschäden deutlich nach unten korrigiert.