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Verheerendes Erdbeben in Neuseeland Als hätte die Abrissbirne zugeschlagen

Von Ian Llewellyn, Sid Astbury und Christiane Oelrich 23.02.2011, 04:34

Die Innenstadt von Christchurch liegt nach dem schweren Erdbeben in Trümmern. Die Einwohner sind schockiert – 65 Tote, Hunderte Verschüttete noch unter den Trümmern eingeschlossen.

Wellington (dpa). Vom Turm der über 100 Jahre alten Kathedrale von Christchurch ist nur ein Trümmerhaufen übrig geblieben. Die Ruine steht als trauriges Symbol der Verwüstung da, die das Erdbeben gestern in der neuseeländischen Stadt angerichtet hat. Bis spät in der Nacht drangen die Schreie von Eingeschlossenen aus den Trümmern, sagten Augenzeugen.

Als hätte die Abrissbirne zugeschlagen – so erlebte der australische Arzt David Malouf das Beben in einem Hotel. Die Deutsche Sabine Cook war im Auto unterwegs und fühlte sich "wie von einem Riesen gepackt – man verliert völlig die Gewalt". Schockiert erzählten Einwohner und Besucher von dem Moment, als der Boden so gewaltig wackelte.

"Das ganze Gebäude schwankte gewaltig, und der Lärm war unglaublich", sagte Malouf. "Es war, als rausche ein Düsenjet vorbei." Sabine Cook sah die gewaltige Zerstörung mit eigenen Augen – zersplitterte Fensterscheiben, beschädigte Gebäude, schreiende Menschen auf der Straße.

Pip Ramby überlebte den Horror, obwohl sie im 7. Stock war und das Bürogebäude um sie herum einstürzte. "Wir waren zu zehnt in einem Besprechungsraum, als es passierte", sagte sie. "Zur Tür zu kommen, war unmöglich, und wir verloren alle die Orientierung. Als es aufhörte zu wackeln, stellten wir fest, dass das Gebäude eingestürzt war. Wir waren praktisch im Erdgeschoss."

Im Fernsehgebäude waren am Abend vermutlich noch 50 Menschen eingeschlossen, Zeugen hörten Klopfzeichen aus dem eingeknickten Gebäude. 200 Helfer waren dort im Einsatz. Die Retter stellten sich auf grausame Funde ein: In der Nähe wurde bereits ein provisorisches Zelt zur Aufbahrung der Toten aufgestellt.

Große Sorge gab es um eine Gruppe japanischer Studenten, die in Christchurch in einer Cafeteria saß, als das Erdbeben passierte. Neun wurden nach Berichten aus Japan gerettet, während zu zwölf Studenten kein Kontakt hergestellt werden konnte. Spürhunde sollten helfen.