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DLV-Präsident Prokop über Bach: Imageschaden erlitten

Der deutsche Leichtathletik-Präsident Clemens Prokop kritisiert das IOC und seinen Präsidenten Thomas Bach. Nach der falschen Entscheidung im Doping-Skandal um Russland fordert er das IOC auf, klar die Politik zu ändern. Prokop: Ein Beispiel an IAAF nehmen.

Von Andreas Schirmer, dpa 19.08.2016, 09:40

Rio de Janeiro (dpa) - DLV-Präsident Clemens Prokop geht mit dem Internationalen Olympischen Komitee zum Abschluss der vom russischen Staatsdoping-Skandal überschatteten Sommerspiele in Rio noch einmal hart ins Gericht.

Ich halte die Entscheidung, Russland nicht komplett von den Spielen ausgeschlossen zu haben, nach wie vor für falsch. Das IOC hat viel an Glaubwürdigkeit im Doping-Kampf eingebüßt, sagte der Chef des Deutschen Leichtathletik-Verbandes im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Zugleich übte er Kritik an dem deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach. Ich sage ganz offen: Auch der Präsident des IOC hat ein schweren Imageschaden erlitten, meinte Prokop. Die Ankündigung von härtesten Sanktionen nach Aufdeckung des Doping-Skandals in Russland und die fast folgenlose Hinnahme von Betrugsvorgängen bei Olympischen Spielen passe nicht zusammen. Bei den Winterspielen 2014 in Sotschi waren positive Doping-Proben auch von russischen Medaillengewinnern vertuscht oder manipuliert worden.

Das IOC muss ganz klar seine Politik verändern, sie muss an den Interessen des Sports ausgerichtet werden und nicht vordergründig nach politischen Interessen, forderte Prokop. Sonst wird der Sport in eine krisenhafte Situation kommen.

Für richtig hält er, dass der Weltverband IAAF Härte gezeigt hat und Russlands Leichtathleten komplett von Olympia in Brasilien verbannte. Ich freue ich mich über die klaren Positionen, die die IAAF und deren Präsident Sebastian Coe bezogen haben, lobte der Sportfunktionär. Das ist vorbildhaft für alle anderen Sportarten. Ich würde mir wünschen, dass sich das IOC ein Beispiel daran nimmt.

Als guter Manager der Russland-Krise habe sich Coe erwiesen, der in der Betrugsaffäre um den früheren IAAF-Präsidenten Lamine Diack keine gute Figur machte. Der Start war für ihn nicht leicht, aber er ist dabei, Statur und Rückgrat zu gewinnen. Er hat eine Konsequenz, die man im Sport selten antrifft, urteilte Prokop. Es gebe eine Reihe von Weltverbänden, die sich ein Beispiel an der IAAF nehmen könnten - und der IOC-Präsident könnte sich ein Beispiel an Seb Coe nehmen.

Zweifel hegt der 59 Jahre alte Direktor des Amtsgerichts in Regensburg, ob Russland aus dem Skandal etwas gelernt hat. Die wahrgenommenen Äußerungen von russischer Seite, wecken nicht den Eindruck, dass ein Reformprozess nachvollziehbar in Russland beginnt, sagte er. Es ist eher eine Abwehrschlacht. Das ist ein schlechtes Vorzeichen für positive Veränderungen im russischen Sport. So lange kein wirklicher Wechsel in Russland erkennbar sei, könne das Land am internationalen Sportgeschehen nicht teilnehmen.

Richtig begeistert war Prokop auch von den Sommerspielen in Rio nicht, den ersten in Südamerika. Zwischen der Vergabe und dem Beginn der Spiele hat Brasilien eine dramatische Veränderung der wirtschaftlichen und politischen Situation erlebt, sagte er. Jeder der bei diesen Olympischen Spielen war, sei hautnah mit den Problemen konfrontiert worden. Rio zeigt, dass man die Auswahl künftiger Olympia-Städte mit größter Vorsicht treffen muss, befand Prokop.

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