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Orangerie Gerücht um Adelsarchiv

Das Gerücht, er wolle seine wertvollen Archivunterlagen aus Wernigerode abziehen, wird vehement vom Fürsten dementiert.

Von Julia Bruns 27.08.2016, 01:01

Wernigerode l Seit fast 200 Jahren – genau genommen seit 1827 – ist die Orangerie im Wernigeröder Lustgarten Bibliothek und Archiv. Unter den Unterlagen – die 8500 laufende Meter Akten, 6000 Urkunden, 50 000 Karten und 13 000 Leichenpredigten umfassen – befindet sich auch das Fürstliche Herrschaftsarchiv Stolberg-Wernigerode (1000 laufende Meter). „Uns liegen Informationen vor, denen zufolge der Fürst sein Archiv aus Wernigerode abziehen will“, sagte Christian Härtel in der Sitzung des Wernigeröder Stadtrats am Donnerstag. „Die Verhandlungen mit dem Land sind wohl gescheitert.“ Auch historische Dokumente wie die Gründungsurkunde Schierkes befinden sich unter den Unterlagen, die Philipp zu Stolberg-Wernigerode nach Informationen der Linken noch in diesem Jahr nach Frankfurt am Main in Hessen schaffen will.

„Die Rechtslage ist leider eindeutig“, antwortete Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos). „Das Fürstenhaus ist berechtigt, all diese Dinge außer Landes zu bringen.“ Ihm sei aber nicht bekannt, dass die Verhandlungen mit dem Fürstenhaus gescheitert sind. „Selbst wenn, gibt es Möglichkeiten, über bedeutsame Dokumente gesondert zu verhandeln“, so Gaffert.

Im Zuge der Bodenreform in der DDR war das Fürstenhaus 1945 enteignet worden. Seit dem 1. Dezember 2014 kann die Familie wieder frei über das Archiv verfügen. Sie verlangt als Entschädigung für den Verbleib der Akten, Landeswald in Hasserode zu kaufen. Im Land war man dagegen. Fürst und Land dementieren ein Scheitern der Verhandlungen derweil vehement.

Christian Härtel verwies auch darauf, dass die Außenstelle des Landesarchivs bis 2020 geschlossen wird. Zum Hintergrund: In Magdeburg wird ein Neubau geschaffen, in dem alle Unterlagen aus Wernigerode, Merseburg und Dessau zentral gelagert werden. Härtel plädierte dafür, bereits jetzt über eine sinnvolle Nachnutzung zu beraten, beispielsweise als Kreisarchiv.