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Alarmierendes Ausmaß Plastikpartikel aus Kleidung und Reifen müllen die Meere zu

Viele Meeresvögel und Wale haben Mägen voller Plastikteile. Schildkröten verwechseln Klarsichttüten mit Quallen und fressen sie. Doch nicht nur Flaschen, Becher und Tüten, sondern auch Kleidung und Reifen tragen erheblich zum Plastikmüll im Meer bei. Was tun?

22.02.2017, 11:16

Genf (dpa) - Winzige Plastikpartikel etwa aus synthetischer Kleidung und Autoreifen verschmutzen die Meere nach einer neuen Studie in bislang nicht bekanntem Ausmaß. Sie sind unter fünf Millimeter groß und reiben sich beim Waschen oder Autofahren permanent ab.

Irgendwann landen sie über Abwasser, Wind oder Regenwasser im Meer, wie die Weltnaturschutzunion (IUCN) am Mittwoch berichtet. Insgesamt gelangten nach Schätzungen jedes Jahr weltweit 9,5 Millionen Tonnen Plastik ins Meer. Zwischen 15 und 31 Prozent davon seien winzige Plastikpartikel.

"Tägliche Aktivitäten wie Kleidung waschen und Autofahren tragen erheblich zu der Verschmutzung bei, die unsere Ozeane erstickt", sagte IUCN-Generaldirektorin Inger Andersen. "Das könnte katastrophale Folgen für die große Artenvielfalt der Meere haben und für die Gesundheit der Menschen." Plastikpartikel stammten auch aus Fahrbahnmarkierungen, Kosmetika und Kunststoffverpackungen. Zweidrittel der Partikel dürften aber aus Kleidung (35 Prozent) und Reifenabrieb (28 Prozent) kommen.

Die Auswirkung der winzigen Plastikteile auf sensible Ökosysteme wie die Arktis seien noch unerforscht, so die Weltnaturschutzunion. Dort könnten sie Einfluss auf Eisbildung und -schmelzen haben. Forscher der Universität Ghent in Belgien wiesen solche Mikro-Plastikstückchen in Meerestiefen bis zu 5000 Metern nach. Sie fanden Plastikpartikel aber auch in Muscheln in der Nordsee. "Wer eine Mahlzeit mit 300 Gramm Muscheln einnimmt, schluckt auch 300 Plastikpartikel", berichtete Professor Colin Janssen.

Die IUCN appelliert an Firmen, Kleidung und Reifen so zu konstruieren, dass sie weniger Plastikpartikel verlieren. Verbraucher können natürliche statt synthetische Stoffe kaufen. Verschiedene Länder wollen Mikroplastik in Kosmetikartikeln verbieten. In Deutschland sollen die Hersteller bis 2020 freiwillig auf den Einsatz der Partikel verzichten. Die Partikel aus Kosmetika machen nach Angaben der IUCN aber nur zwei Prozent des Problems aus.

IUCN-Bericht

Studie Ghent-Universität

Janssen zu Muscheln