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Nobelpreisträger in China Ärzte aus Deutschland und USA sollen Liu Xiaobo behandeln

Peking will den kranken Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo nicht ausreisen lassen. Aber ausländische Ärzte dürfen ihn in China behandeln. Berlin begrüßte die Geste während des Besuchs von Chinas Staatschef Xi.

05.07.2017, 15:15

Peking (dpa) - China hat nach eigenen Angaben Leberkrebs-Experten aus Deutschland und den USA eingeladen, den unter Arrest stehenden Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo zu behandeln. Behörden der nordostchinesischen Stadt Shenyang teilten mit, dem Antrag von Lius Familie sei stattgegeben worden.

Die ausländischen Experten sollen sich dem Ärzteteam anschließen, das den 61-Jährigen betreut. 

Die Bundesregierung begrüßte die Entscheidung. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, Peking habe sich bereit erklärt, auch einen deutschen Facharzt zuzulassen. "Wir begrüßen das sehr und setzen uns weiter für eine humanitäre Lösung ein", sagte Seibert. In der Sache stehe die Bundesregierung in engem Kontakt mit der chinesischen Regierung. Ob das Thema auch bei dem Treffen von Kanzlerin Angela Merkel mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Berlin eine Rolle gespielt hat, sagte Seibert nicht.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach den Fall Liu Xiaobo bei seinem rund einstündigen Treffen mit Xi an, hieß es aus Teilnehmerkreisen. Er bekräftigte dabei die Bereitschaft Deutschlands, ärztliche Hilfe nach China zu schicken.

Der Bürgerrechtler leidet unter Leberkrebs im Endstadium. Ihm war "Bewährung aus medizinischen Gründen" gewährt worden. Auch wurde er vom Gefängnis ins Krankenhaus verlegt. China lehnt jedoch die Ausreise des Schwerkranken mit seiner Frau für eine Klinikbehandlung im Ausland ab.

Leberkrebs in China entstehe häufig durch eine unbehandelte Hepatitis-Infektion, sagte Prof. Nisar Malek von der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen. Werde er früh erkannt, könne er durch Operation oder Transplantation geheilt werden. Das geschehe aber in nur zehn Prozent der Fälle. Für 30 bis 40 Prozent der Patienten gebe es Lokaltherapien mit einer Überlebensrate von einigen Jahren, bei denen der Krebs etwa verkocht werde.

Die Hälfte der Diagnosen komme aber so spät, dass nur noch ein schmerzstillendes Medikament helfe und die Überlebenszeit zehn bis zwölf Monate betrage. Oft breiteten sich in der Leber auch Metastasen anderer Tumore aus, die zum Teil besser zu behandeln seien. Die Leber funktioniert auch wenn sie schon sehr zerstört ist, noch relativ lange.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte Merkel auf, sich für eine Ausreise von Liu einzusetzen. Die Vorwürfe gegen ihn sollten fallengelassen werden. Außerdem müsse der Hausarrest für Lius Ehefrau Liu Xia beendet werden.

Auch die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler, appellierte an Merkel, sich für Liu einzusetzen und Defizite bei den Menschenrechten in China offen anzusprechen. "Es gibt leider viele Punkte, bei denen wir China kritisieren müssen", sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).

Kofler verwies auch auf die sich demnächst zum zweiten Mal jährende Festnahme von rund 300 Rechtsanwälten und Menschenrechtsverteidigern in China und erinnerte an die Defizite bei der Achtung der Rechte von Minderheiten, etwa der Uiguren oder der Menschen in Tibet.

Krebsinformationsdienst zu Leberkrebs

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