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Die fünf wichtigsten Themen Auf großer Fahrt: Mit welchen Plänen kommt Trump zum Gipfel?

US-Präsident Trump kommt zum zweiten Mal in seiner Amtszeit nach Europa. Beim ersten Mal schlug er seine Gastgeber vor den Kopf. Heißt es diesmal wieder: "America First"?

Von Michael Donhauser, dpa 04.07.2017, 18:58
Sagt Kanzlerin Merkel seine Unterstützung beim G20-Gipfel in Hamburg zu: US-Präsident Donald Trump. Foto: Carolyn Kaster
Sagt Kanzlerin Merkel seine Unterstützung beim G20-Gipfel in Hamburg zu: US-Präsident Donald Trump. Foto: Carolyn Kaster AP

Hamburg/Washington (dpa) - Seine erste Auslandsreise als US-Präsident hat Donald Trump international viel Schelte eingebracht. Zu Hause in den USA wurde der Trip über Nahost und Brüssel zum G7-Gipfel auf Sizilien im Mai aber als weitestgehend unfallfrei betrachtet - und damit im Trumpschen Sinne als Erfolg.

Seine zweite Reise führt den exzentrischen Präsidenten nun nach Polen und Hamburg. Nach einer mit unflätig sehr milde beschriebenen Auseinandersetzung mit Teilen der US-Medien halten in Washington Freund und Feind den Atem an. Was hat Trump in Europa vor? Er wolle die Führung Amerikas anbieten, aber vor allem auch die Interessen seines Landes wahren, heißt es im Vorfeld. Die fünf wichtigsten Themen:

RUSSLAND: Es ist das Dauerthema der noch jungen Präsidentschaft des Donald Trump und gipfelt jetzt in ein Treffen der mächtigsten Männer der Welt: Trump trifft Wladimir Putin - und das Aufeinandertreffen enthält Zündstoff. Der Immobilienmilliardär soll schon im Wahlkampf und damit unerlaubt früh über Gewährsleute enge Kontakte zum Kreml gesucht haben. Dass dies sowohl bei den Medien als auch bei den Ermittlungsbehörden auf größeres Interesse stößt, bindet ihm jetzt die Hände. Trump wolle mit Putin den Weg für "ein konstruktives Verhältnis" bereiten und dabei den gesamten Westen möglichst ins Boot holen, sagt Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster. Doch die Themen sind höchst komplex, oft von Interessen von einer oder mehreren Seiten überlagert.

POLEN: Mit dem deutschen Nachbarn hat sich der US-Präsident ein Land als Aufgalopp für den G20 ausgesucht, dessen Regierung in Europa nicht den allerbesten Ruf genießt. Trump trifft Präsident Andrzej Duda Hof und damit einen Staatschef, der die traditionellen europäischen Werte deutsch-französischer Machart in Frage stellt. Gleichzeitig ist der Besuch in Polen ein Fingerzeig in Richtung Moskau. Polen ist nicht nur Abnehmer von Waffen Made in USA, sondern auch von amerikanischem Flüssiggas. US-Konzerne wollen mit dem Produkt den Weltmarkt aufrollen, der bisher von Staaten wie Russland oder Katar dominiert wird.

NORDKOREA: Noch am Tag seiner Ankunft in Hamburg (Donnerstag) wird Trump eine eigene Unterkonferenz zum Thema Nordkorea zusammentrommeln. Fortwährende Verstöße Pjöngjangs gegen UN-Resolutionen, Raketentests wie zuletzt am Dienstag und der Tod des US-Studenen Otto Warmbier nach nordkoreanischer Haft haben den Zorn in Washington wachsen lassen. Fraglich bleibt jedoch, wie groß der Wille Chinas ist, stärkeren Einfluss auf Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un auszüben. Die USA fordern mehr Druck aus Peking, besonders in wirtschaftlicher Hinsicht. Trump drohte mehrmals, er werde das Problem mit Nordkorea notfalls auch ohne China lösen. Auch in den USA ist aber klar, dass ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel ein riesiges Blutvergießen bedeuten würde. McMaster sucht deshalb "nach Wegen, die vor einer militärischen Lösung kommen".

HANDEL: Die Trump-Administration gab bei ihrer nationalistischen Handels- und Wirtschaftspolitik bisher keinen Zentimeter Boden preis. Der US-Präsident und seine Wall-Street-gestählten Wirtschaftsberater wie Gary Cohn beharren darauf, ihre "America-First-Politik" durchzusetzen. Die USA wollten unfaire Handelspraktiken nicht mehr dulden, sagte Cohn. Handelsdefizite sollen abgebaut werden, US-Waren sollen den Vorzug bekommen, notfalls über Zölle und den Austritt aus der Welthandelsorganisation. Trump hatte den G7-Gipfel auf Sizilien vor allem deswegen beinahe zum Scheitern gebracht. Besonderen Zündstoff verspricht ein Streit über die Preise für Stahl auf dem Weltmarkt. Deutschland und China stehen unter anderem am Pranger. Die G7 seien sich einig, dass Überkapazitäten und Dumping auf dem Stahlmarkt existieren, argumentiert das Weiße Haus.

KLIMA: Trump will in Hamburg die Gelegenheit nutzen, seinen Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen zu erklären. Ob er daran glaubt, die von fast 200 Staaten getroffene, historische Vereinbarung neu verhandeln zu können - es sei dahingestellt. Klimaexperten warten mit Spannung auf die Abschlusserklärung des G20 und auf die Antwort auf die Frage, ob es überhaupt zu irgendeiner Form von Kompromiss kommen kann. Die USA jedenfalls sehen es als problematisch an, dass sie zur Reduzierung der Treibhausgas-Ausstöße aufgerufen werden, während Länder wie Indien oder China ihre sogar noch steigern dürfen - nicht erwähnend, dass die seit Jahrzehnten hochindustrialisierten USA viel länger und in der Summe viel mehr CO2 in die Luft pumpten. Zudem sehen es in der republikanischen Partei viele als ausreichend an, wenn die USA den Weltmarkt mit ihrem verhältnismäßig klimagünstigen Erdgas versorgen.