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Kronprinz will trauern Thailands Thronfolger will Krönung frühestens in einem Jahr

Die Thailänder hatten nach dem Tod von König Bhumibol sofort mit seinen Sohn als Nachfolger gerechnet. Doch der Kronprinz will überraschend noch nicht nachrücken. Noch lange nicht.

16.10.2016, 11:05

Bangkok (dpa) - Kronprinz Maha Vajiralongkorn will in Thailand die Nachfolge seines verstorbenen Vaters Bhumibol frühestens in einem Jahr antreten. Das verkündete Regierungschef Prayut Chan-o-cha am Samstagabend überraschend in einer Fernsehansprache.

Sorgen vor einem Machtvakuum baute er aber vor: Der Prinz habe an das Volk appelliert, sich keine Gedanken über die Thronfolge zu machen, sagte Prayut. Nach der Verfassung ist der Vorsitzende des Kronrats, eines Beraterstabs des Königs, Regent. Der Mann, Prem Tinsulanonda, ist 96 Jahre alt.

Vajiralongkorn (64) habe Prem in einer Audienz gesagt, er wolle vor der Krönung zunächst mit dem Volk um seinen Vater trauern, sagte Prayut. Der Kronprinz halte einen Zeitpunkt nach dem Ende der Trauerriten für angemessen. Sie dauern ein Jahr. Prayut war Oberbefehlshaber der Armee, ehe er sich 2014 an die Macht putschte. Der König hat auf dem Papier zwar nur repräsentative Aufgaben, aber traditionell enormen politischen Einfluss.

Bhumibol selbst war noch am Tag des Todes seines älteren Bruders 1946 zum König ausgerufen worden. So war es auch vergangenen Donnerstag geplant, als der König nach langer Krankheit im Alter von 88 Jahren starb. Prayut berief die vom Militär bestellte gesetzgebende Versammlung für die Proklamation ein, doch bat Vajiralongkorn (64) kur vorher überraschend um Aufschub, wie Prayut sagte.

Offene Spekulationen über die Hintergründe gibt es nicht. Das verbieten die Gesetze gegen Majestätsbeleidigung, die in Thailand so streng sind wie kaum anderswo in der Welt. Sie schützen die engste Königsfamilie vor Kritik und werden sehr weitreichend ausgelegt.

Bhumibol wurde wie kein anderer in dem politisch zerstrittenen Land tief verehrt und war als Integrationsfigur unumstritten. Wie das Volk zu seinem Sohn steht, ist unbekannt, Umfragen sind wegen der strengen Gesetze undenkbar.