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Klagen über Arbeitsüberlastung Fall Amri: LKA-Ermittler hatte offenbar Zeit für Nebenjob

21.02.2018, 11:46

Berlin (dpa) - Trotz Klagen der Terror-Experten der Berliner Kriminalpolizei über massive Arbeitsüberlastung vor dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt konnte der Leiter des Islamismus-Dezernats im Landeskriminalamt privaten Nebenjobs nachgehen.

Im Jahr 2016 übte er an 36 Tagen eine genehmigte Nebentätigkeit aus, unter anderem als Seminarleiter für eine private Sicherheitsakademie, wie "Zeit Online" berichtete. Die Polizei bestätigte das und teilte mit, der Dezernatsleiter habe "alle Dienstpflichten uneingeschränkt erfüllt".

Mehrere Berliner Kriminalpolizisten, die 2016 für die Überwachung von islamistischen Gefährdern zuständig waren, hatten in den vergangenen Wochen im parlamentarischen Untersuchungsausschuss erneut die heftige Arbeitsbelastung vor zwei Jahren betont. Immer wieder sei das Thema schriftlich mit sogenannten Überlastungsanzeigen und auch mündlich bei der Vorgesetzten angesprochen worden. Terrorermittler aus Nordrhein-Westfalen warfen in den Befragungen im Ausschuss den Berliner Kollegen vor, nicht immer greifbar gewesen zu sein.

Der spätere Attentäter Anis Amri wurde ab dem Sommer 2016, wenige Monate vor dem Anschlag, von den Berliner Fahndern nicht mehr intensiv überwacht. Allerdings betonte die Polizei kürzlich, die damalige Entscheidung habe nichts mit der Überlastung zu tun gehabt, sondern man habe Amri nicht mehr für gefährlich gehalten.

2016 referierte der Dezernatsleiter laut "Zeit Online" bei Seminaren für Krisenmanager am Frankfurter Flughafen, in Köln und in Stuttgart. Die Nebentätigkeiten wurden der Berliner Polizei zufolge seit 2005 genehmigt. Die Berliner Polizei erklärte, es seien "keine Beeinträchtigungen bzw. Beschränkungen bei der Ausübung seines Hauptamtes" festgestellt worden.