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Premiere  Neue Chance dank Berufsmesse

Fünf Harzer Einrichtungen haben erstmals zusammen bei einer Berufsmesse in Halberstadt um Mitarbeiter geworben. Das kann erfolgreich sein.

Von Ingmar Mehlhose 17.05.2017, 13:05

Halberstadt l Im Berufsbildungszentrum der Agentur für Arbeit hatten am 1. April fünf Harzer Einrichtungen der Diakonie erstmals gemeinsam in eigener Sache um Nachwuchs und Fachkräfte geworben. So auch das Team vom Diakonie-Mutterhaus Cecilienstift in Halberstadt:

An dessen Stand informierte sich unter anderem Claudia Risse über mögliche berufliche Alternativen im Pflegesektor. Die Bauzeichnerin ist von Geburt an gehörlos. Durch ihre offene, aufgeschlossene Art und ihren dringenden Wunsch nach einem anderen Job überzeugte die 36-Jährige Ina Klamroth, Bereichsleiterin der Behindertenhilfe im Cecilienstift, sofort. Deshalb folgte umgehend eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch mit der jungen Frau, die der Liebe wegen von Süddeutschland in den Harz gezogen war.

Deren Lebenslauf zeugt von einem unermüdlichen Bemühen um ein persönliches Fortkommen. Haupt- und Realschulabschluss, eine abgeschlossene Ausbildung zur Bauzeichnerin, verschiedene Büro-, Erziehungs- und Helfertätigkeiten sowie ein Einsatz als Betreuungskraft sind darin aufgeführt.

So manche sprachlichen Barrieren hat Claudia Risse während ihrer verschiedenen Tätigkeiten gemeistert. Gerade auch deshalb hegt sie schon lange den Wunsch, in der Behindertenhilfe beruflich anzukommen.

Derzeit absolviert die 36-Jährige ein vierwöchiges Orientierungspraktikum im Diakonie-Mutterhaus Cecilienstift Halberstadt. Dieses beinhaltet die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Sinnes- und Mehrfachbehinderungen. Außerdem betreut sie gehörlose Menschen.

Bisher fühlt sich Claudia Risse eigenem Bekunden nach sehr gut aufgenommen. Vielleicht entsteht daraus eine dauerhafte Perspektive, hofft sie.

Für die Einrichtung ist sie schon jetzt eine Bereicherung, betont Ina Klamroth. Gegebenenfalls könnte die junge Frau später sogar eine berufsbegleitende Ausbildung absolvieren. Aber das bleibt abzuwarten.

„Gesundheits- und Pflegeberufe sind nicht nur gefragt, sie bieten auch vielfältige Möglichkeiten zur Entwicklung und sichere Arbeitsplätze in der Region“, sagt Heike Schittko. Die Chefin der Halberstädter Arbeitsagentur verweist dazu auf den aktuellen Chancen-atlas für Sachsen-Anhalt. Dass Jobs in dieser Branche attraktiv sind, haben viele Frauen und Männer bereits erkannt, denn die Zahl der Mitarbeiter dort steigt.

Allein von 2014 bis 2016 bedeutet dies für den Harzkreis in der Altenpflege bei sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen Anstieg um fünf Prozent. Dabei gibt es viele Wege für solch eine Laufbahn: Ob über Ausbildung, Studium oder Weiterbildung – die Angebotspalette zum Berufseinstieg ist breit.

Heike Schittko: „Damit die Branche weiter an Attraktivität gewinnt, haben aber auch Unternehmen eine große Verantwortung.“ Sie müssen annehmbare Konditionen für die Beschäftigung im Schicht- und Wochenenddienst anbieten, zum Beispiel im Rahmen flexibler Arbeitszeitmodelle. So können die Firmen beispielweise die große Gruppe der jungen Mütter für sich gewinnen. Ebenfalls stimmen müssen die Entgelte. Die Vorsitzende der Geschäftsführung: „Auf diese Weise können Menschen für das Arbeitsfeld begeistert und in der Region gehalten werden.“

Aus der zweijährlichen Erhebung des Statistischen Landesamtes geht im Übrigen hervor, dass die Bedürftigkeit der Bevölkerung gestiegen ist und wegen der zunehmend alternden Gesellschaft weiter steigen wird. Damit einher geht ein großer Bedarf an Fachkräften. 2016 wurden im Harzkreis durchschnittlich etwa 20 Mitarbeiter pro Monat in der Gesundheits- und Krankenpflege gesucht. In der Altenpflege waren es, laut Agenturchefin, sogar 77. Auf diesem Sektor stieg die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen im März 2017 im Vergleich zum Vorjahr nochmals um etwa 45 Prozent an.