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Terror in Paris Mit Heranwachsenden über Ängste reden

Die Nachrichten von den Terroranschlägen in Paris sind für Kinder belastend. Deshalb ist es wichtig, mit ihnen darüber zu reden.

17.11.2015, 09:57

Leipzig (AFP) l Traumatisierte und verletzte Menschen, bewaffnete Sicherheitskräfte und Schlagworte wie „Krieg“: Die Nachrichten und Bilder von den Terroranschlägen in Paris sind für Kinder besondes belastend.

Soll ich mein Kind von den Nachrichten aus Frankreich fernhalten?

„Nein, das kann man nicht und sollte man auch nicht“, sagt die Kieler Diplompsychologin Svenja Lüthge. Ganz wichtig ist, dass sich Eltern Zeit nehmen und mit den Kindern über die Zusammenhänge und Hintergründe sprechen. Deren größte Angst ist es, ob ihnen Ähnliches zustoßen kann. Deshalb sei es wichtig, dass Kinder über ihre Gefühle und Ängste reden können, betont Kristin Langer von der Medieninitiative „Schau hin!“.

Ab wann kann mein Kind Nachrichten schauen?

Grundsätzlich hält die Medieninitiative Nachrichten für Erwachsene für Kinder unter zehn Jahren für ungeeignet. Sie sind noch nicht in der Lage, die Meldungen zu verstehen, einzuordnen und zu verarbeiten. „Ich rate Eltern, die Berichterstattung in jedem Falle zusammen mit ihren Kindern zu verfolgen und auf altersgerechte Formate zu achten“, sagt Langer. Vorsicht ist bei Kindergartenkindern geboten. Sie sind noch nicht in der Lage, große Ereignisse über ihren Lebensalltag hinaus zu erfassen.

Wo können sich Kinder informieren?

Kindgerechte Erklärungen bieten Kindernachrichten wie „logo!“ (www.tivi.de), „neuneinhalb“ (www.neuneinhalb.wdr.de), „Kindernetz“ (www.kindernetz.de), „Sowieso“ (www.sowieso.de) oder der Kinderradiokanal des WDR (www.kiraka.de).

Sollte auch die potenzielle Bedrohung in Deutschland Thema sein?

Eltern sollten durchaus ehrlich sein und einräumen, dass eine solche Terrorgefahr auch hierzulande grundsätzlich besteht. Sie sollten dabei aber immer betonen, dass diese Bedrohung „so gering ist, dass wir uns nicht alltäglich Sorgen machen müssen“.

Wie soll mit der Bilderflut umgegangen werden?

Bilder und Videos wirken unglaublich intensiv. Vor allem auf Jüngere können Bilder von Verletzten, blutiger Kleidung oder verzweifelten Gesichtern eine verstörende Wirkung haben.

Was tun, wenn das Kind in eine Angstspirale gerät?

Manche Kinder reagieren sehr sensibel auf solche Ereignisse. Dem Kind sollte dann deutlich gemacht werden, dass es Angst haben darf und diese mit der Familie oder Freunden teilen kann. Wichtig ist, dem Kind Handlungsmöglichkeiten zu geben: Sie können ihre Gefühle in Briefen, Bildern oder Geschichten ausdrücken, eine Kerze entzünden oder etwas „Gutes tun“. „Kinder haben viele Ideen, vielleicht möchten sie Spielzeug oder Kleidung an Menschen verschenken, die sie nötig brauchen“, sagt Langer. Es gehe darum, „die Ohnmacht und Hilflosigkeit der Kinder aufzuheben“, sagt Langer.

Sollten Eltern ihre eigenen Ängste verbergen?

Eltern können dem Kind ruhig ihre eigenen Ängste mitteilen, sollten aber zugleich klarmachen, dass sie diese im Griff haben und Angst auch wieder vergeht. Man darf Angst zugestehen, aber nicht den Alltag beherrschen lassen.