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Pflegeheim Drei, vier Tage auf Probe wohnen

Ein ideales Pflegeheim für alle Senioren - das gibt es nicht. Zu unterschiedlich sind die Erwartungen und Bedürfnisse.

07.03.2016, 23:01

Berlin (dpa)  Der erste Eindruck ist oft entscheidend – auch bei einem Pflegeheim für Senioren. „Schon beim Betreten sollte man sich eingeladen fühlen“, sagt Ines Jesse. Sie ist Leiterin des Domicil-Seniorenpflege- heims „Am Schloßpark“ in Berlin-Pankow. Sauber, hell und offen muss es überall sein. Und nicht zuletzt auch angenehm riechen. Idealerweise gibt es im Eingangsbereich eine Rezeption.

„Zu Beginn des Auswahlprozesses sollten die individuellen Bedürfnisse ausgelotet werden“, erklärt Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) in Berlin. Auch der Gesundheitszustand des Heimbewohners in spe spielt eine Rolle.

Einen Überblick über Heime und ihre Leistungsangebote gibt es im Internet zum Beispiel unter heimverzeichnis.de. „Dort finden sich Einrichtungen, die ihren Bewohnern Lebensqualität bieten möchten“, erläutert Katrin Markus. Die Rechtsanwältin ist Geschäftsführerin von Heimverzeichnis gGmbH – der Gesellschaft zur Förderung der Lebensqualität im Alter und bei Behinderung. Die Rahmenbedingungen für Qualität in diesen Häusern werden nach ihren Angaben von speziell geschulten ehrenamtlichen Gutachtern in regelmäßigen Abständen überprüft.

Unabhängig davon sollten sich diejenigen, die ein Seniorenpflegeheim suchen, selbst ein Bild machen und die Einrichtung besuchen. Suhr rät, nicht nur mit der Heimleitung zu sprechen und ihr gezielte Fragen zu stellen, sondern auch mit Bewohnern, die dem Heimbeirat angehören. Bei ihnen könnten sich Heiminteressenten nach dem Tagesablauf erkundigen oder fragen, ob das Wochenprogramm mit Bewegungsübungen und Spaziergängen auch tatsächlich stattfindet. „Ganz wichtig ist, dass im Heim die Lebensgewohnheiten jedes Einzelnen individuell abgefragt und darauf auch eingegangen wird“, betont Jesse.

Die Qualität eines Heimes kann man Markus zufolge auch daran messen, ob es einen ständigen Wechsel beim Personal gibt oder nicht. Hohe Fluktuation bei den Mitarbeitern spricht eher nicht für ein gutes Arbeitsklima und Miteinander.

Wer eine Einrichtung für einen Pflegebedürftigen mit Demenz sucht, sollte nachfragen, welche speziellen Konzepte es gibt und wie sie umgesetzt werden. „Interessenten sollten sich auch erkundigen, wie die Einrichtung die Versorgung ihrer Bewohner durch Fachärzte sicherstellt“, so Suhr. „Um herauszufinden, ob man sich in einem bestimmten Haus auch wirklich wohlfühlt, sollte man dort drei bis vier Tage Probe wohnen“, sagt Markus. Zumindest aber sollte man an einigen Mahlzeiten teilnehmen. „So bekommt man viel vom Alltag in der Einrichtung mit und kann daraus Rückschlüsse ziehen.“