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Joggen mit Hund Auch Bello braucht sein Training

Mit Hunden laufen, fordert vom Läufer Rücksicht auf die Bedürfnisse seines Tieres, erklärt Silke Schnöge vom Hundesportverein Blankenburg.

06.11.2016, 01:00

Joggen mit Hund ist ja gerade ganz groß in Mode. Sind alle Rassen fürs Laufen geeignet.

Silke Schnöge: Ja, im Prinzip kann jeder gesunde Hund joggen gehen! Aber man muss schon sehr unterscheiden. Schlanke, hochbeinige Hunde, ich formuliere das mal sehr allgemein, eignen sich fürs Laufen besser, aber auch allgemein für den Hundesport. Große behäbige, aber auch sehr kleine Hunde, sind hier schnell überfordert - vor allem körperlich. Aber man kann das nur schwer verallgemeinern. Es sollten hier die rassespezifischen Eigenschaften immer berücksichtigt werden!

Können Sie Beispiele nennen?

Grundsätzlich ist das schwierig, weil alles immer eine Frage des Trainings ist. Ein Bernhardiner will lieber gemächlich spazieren, Jagdhunde oder Hütehunde sind begeisterte Läufer. Schwere, große Hunderassen neigen zu Hüft- und Ellbogendysplasien (Fehlentwicklung des Hüftgelenks, Anm. d. Red.) und sind daher nicht so geeignet. Zumindest sollte man sich immer vorher mit dem Tierarzt beraten. Auch ein Dackel kann ein geeigneter Laufpartner sein, wenn der Eigentümer auf die Laufeigenschaft des Hundes (hier die kurzen Beine) Rücksicht nimmt! Ein Jack-Russel-Terrier hingegen nimmt das ganz locker. Aber wie gesagt: es ist alles eine Frage des Trainings.

Ab welchem Alter ist ein Hund fürs Jogging-Training geeignet?

Grundsätzlich sagt man, dass man das erste Jahr abwarten sollte, damit der Körper in Ruhe wachsen kann und sich das Skelett und die Muskeln sowie Sehnen und Bänder richtig entwickeln können. Es kommt aber auf die Rasse an. Bei manchen können Sie etwas früher anfangen, etwa bei kleineren Hunden. Bei anderen sollten Sie wirklich das erste Jahr abwarten.

Wie bereite ich meinen Hund aufs Training vor?

Fangen Sie im Welpenalter an. Sie können beim Spaziergang mit den Kommandos „rechts“ oder „links“ Ihrem Hund die Richtungswechsel antrainieren. Das lernt er am besten, wenn Sie immer den gleichen Weg gehen und beim Richtungswechsel, den der Hund bald aus Gewohnheit selbstständig anzeigt, dann einfach das entsprechende Hörzeichen wie „Links“ oder „Rechst“ einbringen. Dann geht das später beim Laufen oder Radfahren einfacher, weil er auf Kommando den Weg nimmt und keine Zieherei in die falsche Richtung  entsteht. 

Und dann?

Trainieren Sie, wie Sie selbst auch trainieren. Sie fangen langsam an, über kürzere Strecken und können sich dann steigern. Achten Sie allerdings immer auf Ihren Hund. Nicht, dass Sie ihn überfordern. Im Idealfall ist der Hund der Schrittmacher!

Braucht es eine bestimmte Ausrüstung zum Laufen?

Eigentlich nicht. Beim Laufen ist es wichtig, auf die richtige Körperhaltung zu achten. Das gilt für den Hund genauso wie für den Menschen. Wenn Sie Ihren Hund an der Leine führen, haben Sie die Arme nicht frei, um sie richtig zu bewegen. Zieht der Hund oder macht ruckartige Bewegungen, kommt Ihr ganzer Körperrhythmus durcheinander – und der des Hundes auch. Es empfiehlt sich am besten ein Laufgürtel.

Was ist das?

Den binden Sie sich um den Bauch beziehungsweise um die Hüfte, daran ist eine Leine, an der Sie den Hund befestigen können. Jetzt haben Sie die Arme frei, können Ihre ganz natürlich Körperhaltung einnehmen und der Hund kann das auch.

Gibt es Besonderheiten, auf die man beim Kauf achten sollte?

Sie sollten darauf achten, dass Sie eine Ausrüstung mit Ruckdämpfer und Panikhaken kaufen. Der Ruckdämpfer ist eine Nylon-Kurzleine mit integriertem Elastikband. Ruckartiges Ziehen des Hundes wird abgefedert und schont Gelenke und Wirbelsäule von Mensch und Tier. Wenn Sie mit Bauchgurtsystem laufen, sollte der Hund unbedingt ein Zuggeschirr tragen!

Und nach dem Laufen? Als Mensch mache ich ja Stretching, …

Das können Sie mit Ihrem Hund auch. Das ist sogar sehr wichtig, weil sich auch die Muskeln des Hundes lockern müssen. Sie können ihm auch das vom Welpenalter an beibringen.

Wie kann ich meinem Hund denn Stretching beibringen?

Sie können seine Muskeln massieren, die Vorder- und Hinterbeine etwas langziehen, aber bitte nicht einfach an der Pfote ziehen. Man drückt leicht den Ellenbogen oder das Kniegelenk des Hundes so in die Richtung, dass der Lauf sich lang ausstreckt. Sie können ihm beibringen, dass es er sich selbst strecken kann. So, als käme er gerade aus dem Schlafe. Darüber gibt es gute Youtube-Videos.

Dann sollte ich mit ihm bestimmt auch ein Aufwärmtraining machen, oder?

Ja. Eine beliebte Aufwärmübungen ist, dass der Hund sich um die eigene Achse dreht und vor und zurück geht. Halten Sie ein Leckerli in die entsprechende Richtung, dann macht er das von selbst. Er kann auch ein paar Mal um Sie herumlaufen. Das machen Hunde gerne. Die wollen sich ja mit Ihnen beschäftigen. Und für ein schönes Leckerli machen die fast alles.

Was ist sonst noch zu beachten?

Der Laufuntergrund ist ganz wichtig. Hunde laufen nicht gerne auf Asphalt. Weiche Untergründe wie Wald- und Wiesenwege sind für die Hunde viel angenehmer. Sie können sich keine Verletzungen durch Split oder Scherben holen und ihre Ballen können nicht wundscheuern.

Silke Schnöge ist Obfrau und Leistungsrichterin für Turnierhundesportler des Landesverbands Sachsen Anhalt und Mitglied im Hundesportverein Blankenburg/Harz.