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Mercedes-AMG GT-S: Showdown im Schwabenland

17.11.2014, 10:19

Berlin - Bisher waren die Rollen in Stuttgart klar verteilt: Aus Zuffenhausen kommen die Sportwagen und aus Sindelfingen die Luxusklasse. Doch nachdem es der Panamera mit der S-Klasse aufnahm, stellt jetzt Mercedes dem Porsche 911 den AMG GT entgegen.

Mercedes bringt das gelernte Gefüge in der Sportwagenwelt durcheinander: Nach dem Ende exklusiver Exoten wie dem SLR und dem SLS drängen die Schwaben jetzt in das Volumengeschäft der PS-Profis und bringen gegen Dauerbrenner wie den Porsche 911 und Newcomer wie den Jaguar F-Type den neuen GT in Stellung. Er kommt im April nächsten Jahres in den Handel und ist in der Basisversion für fast schon bürgerliche 115 430 Euro zu haben.

Blickfang auf dem Boulevard


Dass die Kunden dabei auf die spektakulären Flügeltüren des Vorgängers verzichten müssen, werden sie verschmerzen können. Denn 4,55 Meter lang, 1,94 Meter breit und vor allem 1,29 Meter flach, sieht der GT auch mit normalen Türen so spektakulär aus, dass ihm alle Blicke sicher sind. Nicht umsonst kommt er mit ganz wenigen Linien aus, hat eine aggressive Frontpartie, ein schlankes Profil mit der ungewöhnlich weit in die Motorhaube gesteckten Frontscheibe und eine extrem schnittige Heckansicht.

Sitzposition wie ein Jetpilot


Innen eher Luxuslounge in Lack und Leder als Supersportwagen, sitzt man in einer überraschend geräumigen und sehr gemütlichen Kabine ganz nah am Asphalt und schaut wie ein Jetpilot durch eine niedrige Frontscheibe über eine endlos lange Motorhaube nach draußen. Dass der wuchtige Mitteltunnel mit einer wenig ergonomischen Kraterlandschaft überzogen ist, auf der man an einem winzigen Stummel die Gänge wechselt oder mit den Reglern der AMG Drive Unit den Charakter verstellt. Dass ein paar Taster im Dachhimmel lustlos versteckt wirken. Und dass die Instrumente mit dem Tacho bis 360 km/h wenig inspiriert aussehen - all das hat man sofort vergessen, wenn erst mal der vier Liter große V8-Motor läuft.

Wenn der Motor läuft, ist alles andere vergessen


Denn mit dem Druck auf den Startknopf stellen sich die Nackenhaare auf, der Blick fixiert den Horizont und alles in diesem Auto drängt nach vorne. Dann schließt sich die zur besseren Balance an der Hinterachse montierte Doppelkupplung, und der V8-Sportwagen explodiert förmlich in Vortrieb: Bei 375 kW/510 PS und bis zu 650 Nm in der stärkeren Version GT-S, mir der im April für Preise ab 134 351 Euro der Verkauf beginnt, kennt das Coupé kein Halten mehr. Während der Motor lässig auf bis zu 7 200 Touren dreht und der Auspuff durch die im Sportmodus geöffneten Schallklappen eine Heavy-Metal-Hymne schmettert, beschleunigt das Panorama vor den schmalen Fenstern auf schnellen Vorlauf: 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und bis zu 310 km/h machen den GT zu einem Schwabenpfeil, der mitten ins Herz der Sportfahrer trifft. Und das ab Sommer lieferbare Basismodell wird sich mit 340 kW/462 PS, 600 Nm, einem Sprintwert von 4,0 Sekunden und einem Spitzentempo von 304 km/h kaum weniger leidenschaftlich anfühlen.

Den Grenzbereich erreicht der Fahrer vor dem Auto


Dabei muss man das 1,5 Tonnen schwere Coupé gar nicht mit so fester Hand führen. Weil Fahrwerk, Getriebe, Lenkung und sogar die Motoraufhängung ihren Charakter auf Knopfdruck verändern und der GT perfekt ausbalanciert ist, lässt er sich beinahe mit dem kleinen Finger über die Strecke lenken. Narrensicher schneidet er durch die schnellsten Kurven, nimmt mit fast spielerischer Sicherheit die engsten Kehren und zeigt auf jedem Meter, dass das Auto nicht so schnell an seine Grenzen kommt.

Auch fürs Schaulaufen gemacht


Aber der GT ist keine kompromisslose Rennmaschine. Sondern weil vor dem Kürzel "AMG" ja noch Mercedes steht, beherrscht der Sportler auch den komfortablen Schaulauf. Man muss nur die richtigen Knöpfe auf der "Drive Unit" drücken, schon wird der Wagen lammfromm, die Schallklappen machen dicht und der GT wird zum potenten Komfort-Cruiser, der im leisen Singsang über die Landstraßen oder Boulevards bummelt. Wenn die Drehzahl jedoch wieder über 3 500 Touren klettert, zählt nur noch die Geschwindigkeit.

Fazit: Auch ohne Flügeltüren ein Überflieger


Der GT demonstriert eine Form von Downsizing, mit dem auch notorische Schnellfahrer prima leben können. Denn er hat zwar ein Drittel weniger Hubraum, rund ein Fünftel weniger Leistung und ist obendrein ein bisschen kleiner geworden als der SLS. Doch erstens ist das Coupé dafür auch viel billiger als bisher. Zweitens liegt der Normverbrauch bei moderaten 9,4 Litern (CO2-Ausstoß 219 g/km). Und drittens ist der neue GT viel mehr aufs Fahren fixiert als alle anderen Sportwagen in der jüngeren Mercedes-Geschichte und wird deshalb auch ohne Flügeltüren zu einem absoluten Überflieger.

Datenblatt: Mercedes-
AMG
GT
-S