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Can-Am Spyder F3: Easy Rider auf drei Rädern

20.05.2015, 09:20

Berlin - Er sieht aus wie Batmans Spielmobil. Doch gemacht ist der Can-Am Spyder nicht für Hollywood, sondern für den Highway Number One oder die heimischen Landstraßen. Als Dreirad für Erwachsene soll das eigenwillige Gefährt das Fahrgefühl eines Motorrades mit der Sicherheit eines Autos kombinieren.

Böser Stil, bequemer Sitz


Der Can-Am Spyder F3 ist in Deutschland mit dem Pkw-Führerschein zu fahren, zumindest wenn er älter als 2013 ist. Ganz neu ist die Idee dieses Gefährts nicht. Im Grunde gibt es den Spyder schon seit acht Jahren. Doch wenn jetzt als F3 die neueste Generation in ihre erste Saison startet, dann sieht der Sypder nicht nur futuristischer und gemeiner aus als je zuvor. Er ist vor allem noch bequemer zu fahren, sagt der Hersteller und verspricht Easy-Rider-Feeling für alle. Das gibt es allerdings ab 18 899 Euro.

Echte Biker werden über diese Sitzposition nur schmunzeln und für einen verwöhnten Autofahrer ist es noch immer Gymnastik: Doch wenn man erst einmal sein Bein über den breiten Aufbau geschwungen hat und sich in die lederne Sitzschale fallen lässt, dann fühlt man sich tatsächlich wie auf einem Chopper auf der Route 66: Die Beine weit von sich gestreckt auf beweglichen Rasten, die Arme lässig am elektrisch entrückten Lenker und den Rücken vergleichsweise aufrecht, kann man die Fahrt auch als Laie am Lenker genießen. Motorradfahrer mögen sich bisweilen wie ein Affe auf dem Schleifstein fühlen, dieses umgekehrte Trike dagegen ist eher ein Fernsehsessel auf Rädern.

Ein Schneemobil auf Rädern


Technisch ist der Can-Am Spyder allerdings nicht viel anders als ein Schneemobil, bei dem der kanadische Marktführer Bombardier Kufen und Ketten gegen Räder getauscht hat. Vorn läuft der F3 auf zwei schmalen Reifen mit einem sehr großen Lenkwinkel und hinten lugt eine dicke Gummiwalze heraus, die für den Kraftschluss zwischen einem 1,3 Liter großen Dreizylinder-Motor und dem Asphalt sorgt. Und falls es der Fahrer mal übertreibt und das Hinterrad im Überschwang nach außen drängt, fängt eine Elektronik die Fuhre wieder ein.

So ungewohnt der Spyder aussieht und so ungewohnt die erste Sitzprobe ist, so leicht lässt er sich bedienen: Die Instrumente wirken vertraut, das Schalten übernimmt dankenswerter Weise eine Automatik und gebremst wird wie beim Auto mit dem Fuß. Nur Gasgeben muss man mit der Hand. Aber so viel Flexibilität wird man von Umsteigern ja wohl erwarten dürfen. Dafür muss man sich auf dem umgekehrten Dreirad nicht um die Balance kümmern. Motorradfahrern mag das Spiel mit der Flieh- und Schwerkraft fehlen. Doch wer zum ersten Mal auf weniger als vier Rädern fährt, der ist froh und dankbar, dass man nicht umfallen kann. Ein Kinderspiel ist die Fahrt mit dem Spyder aber nicht. Denn wenn sich das Gefährt nicht in die Kurve legt, muss der Fahrer die Querkraft ausgleichen und sich entsprechend gut festhalten, damit man beim Slalom nicht aus dem Sattel rutscht. Auch den Fahrtwind kann man leicht unterschätzen. Jenseits von 100 km/h drückt der mit so viel Macht gegen den Helm, dass man sich nie wieder über die magere Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h beschweren wird.

Sprint wie ein Sportwagen


Beim Spyder kommt es sowieso nicht auf das Spitzentempo an. Eindruck macht das Dreirad vor allem beim Sprint: Nur 386 Kilogramm schwer, reichen dem Can-Am 86 kW/115 PS und 130 Newtonmeter für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 4,4 Sekunden. Mit der Leistung eines Polo beschleunigt er wie ein Porsche.

Als lässiger Cruiser luftiger als jedes Cabrio und als giftiges Kraftpaket im Sprint schneller als die meisten Sportwagen - das sind die beiden großen Vorzüge des Can-Am Spyder. Trotzdem kann er ein Auto nicht ersetzen. Erstens scheint nicht immer die Sonne. Und zweitens passt in das Staufach am Bug nicht viel mehr als der Helm und ein Handtuch - schon der Wochenendeinkauf wird damit schwierig. Von echtem Reisegepäck ganz zu schweigen. Und auch die Sache mit den Passagieren ist schwierig. Ein guter Freund oder besser die Freundin auf dem Sozius? Das mag noch gehen. Aber entfernte Bekannte möchte und Dritte kann man auf dem Spyder nicht mitnehmen.

Fazit: Ein teures Spielzeug


Nicht so wendig, so intensiv und vor allem so preiswert wie ein Motorrad und lange nicht so praktisch wie ein Auto - so bleibt dem dreirädrigen Zwitter nur die kleine Nische, die sonst vom Zweit- oder Drittwagen gefüllt wird: die Rolle des Spielmobils für die schönsten Stunden des Sommers. Und selbst wenn er nur ein Bruchteil so viel kostet wie ein Sportwagen oder ein Cabrio, sind die mindestens 18 899 Euro dafür ein hoher Preis.

Datenblatt: Can-Am SpyderF3