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Genuss Zarter Braten bringt Gäste zum Schwärmen

Von Julia Bruns 16.03.2013, 02:14

Wasserleben. Lieselotte Brüser und ihre Enkelin Viviane Gründel sind ein eingespieltes Team am heimischen Herd in Wasserleben. Volksstimme-Chefredakteur Alois Kösters überzeugte sich von ihren Gastgeberqualitäten. In der fröhlichen Familienrunde ließ er sich noch einen Nachschlag vom butterzarten Wildbraten reichen.
Mit großen Augen verfolgt die acht Monate alte Adison Zola, wie ihre Mutter Viviane Gründel den Rehbraten mit duftendem Sud begießt. Vom Arm ihres Vaters Gianni aus versucht das Mädchen, den Überblick über das Kochgeschehen im Familiendomizil in Wasserleben zu behalten.
Während Ur-Oma Lieselotte Brüser den Rotkohl in feine Streifen schneidet, stürmt Opa Thorsten Gründel im Anzug zur Tür hinein, er ist soeben von einer großen Computermesse zurückgekehrt, hat viel zu berichten. Seine Frau Heike huscht derweil wieder nach nebenan in ihren Friseursalon, wo eine Kundin noch Farbe auf dem Kopf hat.
Großonkel Wilfried erzählt währenddessen Volksstimme-Chefredakteur Alois Kösters, wie er das Reh erlegt hat, das soeben als "Rezept aus der Heimat" zubereitet wird. Mit seinem Schwager Thorsten habe er viele Abenteuer auf Pirsch erlebt. Davon zeugen zahllose Trophäen im Hausflur. Ur-Opa Alfred beschreibt dem Zeitungsfotografen derweil, wie Enkelin Viviane früher mit sechs, sieben Jahren die Tauben, die er geschossen hatte, flink einsammelte.
Die 28-Jährige ist heute kein kleiner Wildfang mehr. Sie lebt mit Mann Gianni und Tochter Adison in Wernigerode, arbeitet als Wirtschaftsjuristin bei einem Wolfsburger Autokonzern. Während der zweieinhalb Jahre Babypause ist sie oft zu Besuch bei Eltern und Großeltern in Wasserleben. In dem 1500-Seelen-Ort im Nordharz hat sie ihre Jugend verbracht. Ihr großer Traum schon von Kindesbeinen an: der Jagdschein - nächstes Jahr möchte sie ihn endlich in Angriff nehmen. "Ich war schon immer fasziniert vom Jagen", sagt sie mit Blick auf Opa Alfred und Onkel Wilfried.
Jagen, ausnehmen und kochen - das ist für sie Familie, das hat sie bei Opa Alfred, Oma Lieselotte und Mutter Heike gelernt. Die Frage nach Fertigprodukten erübrigt sich. "Ich bereite auch sämtliche Babynahrung selbst zu", sagt sie. Ihrer Oma ist sie schon im Vorschulalter in der Küche zur Hand gegangen.
Die 75 Jahre alte Friseurin hat viele ihrer Kochgeheimnisse von älteren Kundinnen aufgeschnappt. 45 Jahre lang ist der Wasserlebener Salon in Familienhand, mittlerweile führt ihn Tochter Heike Gründel (51).
"Dauerwellen legen und dreimal Fitness pro Woche halten mich fit", verrät Lieselotte Brüser. Die herzliche Rentnerin hat früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen. "Mit 17 habe ich meinen Alfred geheiratet." Eine Bindung, die bis heute glücklich hält, in zwei Jahren feiert das Paar eiserne Hochzeit.
Was Alfred erlegt, bereitet Lieselotte zu. "Eine meiner Spezialitäten ist selbstgeräucherter Schinken vom Hirschkalb mit Wacholderbeeren", sagt sie, während sie ihrer Familie und den Volksstimme-Gästen saftige Bratenscheiben aufgibt. Dampfende Schüsseln wandern über den Tisch. Es duftet köstlich nach Wild, Rotkohl, Lorbeer. Der Gurkensalat ist heiß begehrt. Dann wird still am Küchentisch gegessen. "Der Braten ist butterzart", durchbricht Alois Kösters das genussvolle Schweigen. "Einen Nachschlag, bitte!"