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Kartoffeleintopf Kabarettist löffelt Suppe mit der Familie aus

Von Anja Guse 02.02.2013, 02:16

Immer einen bissigen Spruch auf den Lippen, immer ein wenig aufgedreht - das ist Frank Hengstmann. Als Kabarettist kommentiert er auf der Bühne das Weltgeschehen. Manchmal schlüpft er dafür in die Rolle des arbeitslosen Manni. Für die Volksstimme begibt er sich hinter den Herd - als Frank Hengstmann.
Magdeburg l Bürgermeister und Landräte - die haben nun wirklich mal einen Orden verdient, meint Kabarettist Frank Hengstmann. Und das vollkommen frei von Ironie. "Denn die müssen die ganze Scheiße vor Ort ausbaden, die sich die Politiker in Berlin ausdenken."
Berlin ist heute weit weg, denn heute steht Frank Hengstmann in der Küche seines Kabaretts in Magdeburg. In einem riesigen Topf rührt er sein eigenes Süppchen - Kartoffel- eintopf mit Würstchen und Gehacktesklößen. "Die gibt\'s immer, wenn die ganze Familie zusammenkommt. Das sind dann 2, 4, 6, 8, 9 hungrige Mäuler", erzählt er.
Zwar koche Frank Hengstmann gern, aber "meistens fehlt die Zeit. Schließlich sind wir jeden Abend hier im Kabarett." Wir - das sind sechs der neun hungrigen Mäuler, "nämlich neben mir meine Frau, die beiden Söhne Tobias und Sebastian sowie die Schwiegertöchter." Sie alle helfen im Kabarett mit. Die Männer stehen in verschiedenen Kombinationen auf der Bühne.
Überhaupt verbringt die Familie sehr viel Zeit miteinander, auch neben dem Beruf. "Wir wohnen alle in einem Ort, sind fast alle Nachbarn", berichtet Frank Hengstmann. Dann kommen die Enkel auch gern mal spontan vorbei. Aber geht man sich da nicht irgendwann auf den Geist? "Nee. Wir tragen alle das Harmonie-Gen in uns", sagt er und lacht.
Während des Kochens läuft dieses Mal nicht alles harmonisch. Die Suppe will einfach nicht heiß werden. "Hach nee, jetzt müssen wir wohl warten", meint der 57-Jährige.

Dabei ist die Suppe selbst schnell zubereitet. Kartoffeln und Möhren werden gekocht, dazu kommt Suppengrün. Ist alles gar, wird das Wasser abgegossen, der Rest wird püriert. Dann kommt wieder etwas Kochwasser hinzu, bis die Suppe sämig ist. Nun werden in Scheiben geschnittene Wiener Würstchen, kleine Gehacktesklößchen und zwei Glas Rinderfond hinzugegeben. Dann muss die Suppe nochmals aufkochen. Zum Schluss kommt - bei einem so großen Topf wie diesem - ein Stück Butter hinzu. "Die muss noch schmelzen, dann ist die Suppe fertig", sagt Frank Hengstmann.
Manni, die Bühnenfigur von Frank Hengstmann, würde wohl keine Kartoffelsuppe kochen. "Nee, nee, der kauft sich lieber ne Currywurst mit Blechbrötchen, also Bier." Überhaupt sei Manni von ganz anderem Kaliber. Die Figur entstand kurz nach der Wende. "Damals wohnten wir noch in der Platte. An einem Kiosk trafen sich die ersten Arbeitslosen zum Bier", berichtet Frank Hengstmann. Als Manni kann der Kabarettist heute seine Sichtweise über Existenzängste, Arbeitslosigkeit und alle anderen Sorgen des kleinen Mannes zum Besten geben. "Aber ich stelle ihn nie als doof hin", versichert er.
Existenzängste, die kennt Frank Hengstmann heute auch. "Schließlich müssen wir mit dem Kabarett die gesamte Familie ernähren." Eine Alternative gebe es nicht. "Nur den Ruhestand." Doch der ist noch weit entfernt.