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Finanzen Fondserträge werden bald besteuert

Für Anleger gilt ab dem 1. Januar 2018 ein Freibetrag von 100000 Euro.

27.12.2016, 23:01

Frankfurt/Main (dpa) l An den Erträgen, die deutsche Fonds erzielen, will sich künftig auch der Fiskus beteiligen. Das sieht zumindest die Reform der Investmentbesteuerung vor, die im Sommer umgesetzt wurde. Ein Überblick:

 

Was genau ändert sich bei der Besteuerung von Fonds?

Ab dem 1. Januar 2018 werden Erträge deutscher Fonds mit 15 Prozent besteuert, erläutert der BVI. Dieses Vorgehen ist neu, denn bislang werden nur die Anleger besteuert, nicht aber Fonds. Unter die Steuerpflicht fallen künftig Dividenden, Mieterträge und Gewinne aus dem Verkauf von Immobilien, falls diese Einkünfte aus Deutschland stammen. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums wird die Besteuerung von Investmentfonds damit insgesamt vereinfacht.

 

Was bedeutet das für Privatanleger?

Kleinanleger werden nach Angaben des BVI unterm Strich nicht stärker belastet. Der Grund: Sie erhalten einen Ausgleich dafür, dass nun der Fonds besteuert wird. Die Ausschüttungen des Fonds und Gewinne aus dem Verkauf von Anteilen bleiben künftig teilweise von der Abgeltungsteuer verschont. Anleger, deren Erträge unter dem Sparer-Pauschbetrag liegen oder bei denen eine Nichtveranlagungs-Bescheinigung vorliegt, zahlen nach Berechnungen des Finanzministeriums im Schnitt nur knapp drei Euro mehr pro Jahr.

 

Wie sieht der Ausgleich für Anleger in der Praxis aus?

Bei Publikumsfonds, die überwiegend in Aktien oder in Immobilien investieren, zahlen Anleger ab dem 1. Januar 2018 weniger Abgeltungsteuer. Wie viel weniger, ist abhängig von der Art des Fonds. Bei Aktienfonds sind nach Angaben des Finanzministeriums 30, bei Mischfonds 15 und bei Immobilienfonds 60 Prozent der Erträge steuerfrei. Bei Immobilienfonds, die überwiegend in ausländische Immobilien investieren, gilt laut Finanzministerium ein Satz von 80 Prozent. Der Grund: Ausländische Staaten haben die dortigen Immobilienerträge in der Regel bereits in höherem Maße auf Fondsebene besteuert.

 

Was passiert mit dem Bestandsschutz für Altanleger?

Fondsanteile, die Anleger vor 2009 erworben haben, können bisher steuerfrei verkauft werden. Dieser Bestandsschutz fällt ab dem Stichtag weg. Der Gesetzgeber tut so, als habe der Anleger die alten Fondsanteile zum 31. Dezember 2017 verkauft und zum 1. Januar 2018 neu erworben, erklärt der BVI das Vorgehen. Das bedeutet: Für die Wertsteigerungen der Alt-Anteile bis Ende Dezember 2017 gilt der Bestandsschutz noch. Alle ab Januar 2018 entstehenden Gewinne sind dann steuerpflichtig.

 

Müssen dann sofort Steuern gezahlt werden?

Nein, in den meisten Fällen vermutlich nicht. Denn es gibt einen Freibetrag von 100 000 Euro, erklärt die Stiftung Warentest. Das bedeutet: Erst Erträge über diesem Betrag müssen versteuert werden. Nach Angaben der Stiftung Warentest werden damit nur diejenigen besteuert, die ein Vermögen aufgebaut haben. Kleinanleger bleiben weitestgehend von der Neuregelung verschont.

Ralph Rickassel, Vermögensberater bei der PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, rechnet das an einem Beispiel vor: Ein Anleger hält zum Stichtag alte Fondsanteile im Wert von 250 000 Euro. Bei einer angenommenen jährlichen Rendite von 5 Prozent liegt der Ertrag bei 12 500 Euro. Bliebe diese Rendite konstant, ist der steuerliche Freibetrag erst nach acht Jahren aufgebraucht.

Ist es ratsam, alte Fonds jetzt noch zu verkaufen?

Eher nicht, raten die Experten. Aktienfonds gehören zu einer gut gemischten Geldanlage dazu, erklärt die Stiftung Warentest. Selbst wenn die neuen Regeln für einzelne Anleger Verschlechterungen bringen, sei das kein Grund, auf Fonds zu verzichten. Ein weiterer Grund: Alt-Anleger verschenken in diesem Fall den Freibetrag von 100 000 Euro, erklärt der BVI. Denn alle Wertsteigerungen der Alt-Anteile bis 31. Dezember 2017 sind für Anleger noch steuerfrei.

Allerdings könnten die Neuregelungen eine Möglichkeit sein, sich von wenig erfolgreichen oder teuren Fonds zu trennen, rät Vermögensverwalter Rickassel. Nach dem Motto „Lieber wenig Rendite, aber dafür steuerfrei“ hielten Anleger seinen Angaben zufolge oft an schlechten Produkten fest, weil sie die Steuerfreiheit in Anspruch nehmen wollten. Ein kritischer Blick auf die Altbestände kann sich jetzt lohnen.