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Psoriasis Nicht nur die Haut leidet

Früher galt die Schuppenflechte als Hauterkrankung. In Wahrheit ist sie eine chronische Erkrankung des Immunsystems.

Von Uwe Seidenfaden 29.10.2015, 00:01

Magdeburg l Der Name dieser Krankheit deutet bereits die Symptome an, unter denen viele Menschen hauptsächlich leiden. Intensiv schuppende und juckende Hautentzündungen, die meist nur bestimmte Körperstellen wie die behaarte Kopfhaut, die streckseitigen Ellenbogen bzw. die Knie betreffen. Bei anderen Patienten zeigen sich die Symptome an den Finger- oder Fußnägeln.

In manchen Fällen breitet sich die Schuppenflechte – medizinisch Psoriasis genannt – sogar auf der Haut am ganzen Körper aus. Nicht selten sind auch die Gelenke entzündet (Psoriasis-Arthritis).

Allein in Deutschland sind schätzungsweise zwei Millionen Männer und Frauen jeden Alters betroffen. Mehr als die Hälfte davon hat leichte Verlaufsformen, die wie beim britischen Topmodel Cara Delevingne gut behandelbar sind.

Zu etwa 40 Prozent handelt es sich um mittelschwere bis schwere Erkrankungen. Diese Patienten leiden neben den körperlichen Beeinträchtigungen nicht selten auch unter sozialer Ausgrenzung, weil generelle Ängste vor ansteckenden Hautausschlägen in der Bevölkerung noch immer verbreitet sind.

„Die Psoriasis ist eine chronische, nicht infektiöse Erkrankung“, korrigiert Prof. Dr. Bernd Bonnekoh, leitender Oberarzt an der Magdeburger Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie die Angst vor der Ansteckung. An den betroffenen Stellen erneuern sich die Zellen der äußeren Hautschicht, die sogenannten Keratinozyten, wesentlich schneller als normal.

Auslöser der Entzündungsreaktion in der Haut sind überaktivierte Zellen des körpereigenen Immunsystems – so genannte T-Lymphozyten. Ein solcher „Krieg gegen die eigenen Zellen“ läuft auch bei sogenannten Autoimmunerkrankungen ab, wie der rheumatoiden Arthritis (Gelenke) bzw. Colitis ulcerosa (Dickdarm) bzw. Morbus Basedow (Schilddrüse).

Je nach Schwere und Verlauf der Erkrankung gibt es eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten. Dazu zählen u. a. die Hautentzündungen lindernden und Feuchtigkeit spendenden Cremes und Salben, Kombinationstherapien aus einem Solebad mit anschließender UV-Licht-Bestrahlung (wie am Toten Meer), Medikamente z. B. Methotrexat, Vitamin- A- und -D-Abkömmlinge, Ciclosporin, Fumarate, sowie neue Therapien, die gezielt fehlgeleitete Reaktionen des Immunsystems modulieren (sogenannte Biologica).

Es ist wichtig, dass Ärzte bei der Diagnose Psoriasis und der Behandlung auch auf mögliche andere Begleiterkrankungen wie Arteriosklerose, Bluthochdruck und Diabetes achten. Patienten mit einer Schuppenflechte und anderen Begleiterkrankungen sollten die Medikamenteneinnahme gut mit ihren Ärzten abstimmen. Der Grund: Häufig verordnete Medikamente, zum Beispiel zur Vermeidung eines Herzinfarktes oder zur Behandlung psychischer Erkrankungen, können als unerwünschte Nebenwirkung einen Erkrankungsschub der Psoriasis auslösen.

Von sportlichen Aktivitäten raten Ärzte den Patienten mit Schuppenflechte nicht generell ab. Früher hatte man vermutet, dass schweißtreibende Aktivitäten die Erkrankung verschlimmern würden. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass bei guter Hautpflege die positiven Seiten des Sports überwiegen.