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Medizin Großes Herz ist kein Zeichen großer Stärke

Die Folgen eines krankhaften Herzwachstums.

Von Uwe Seidenfaden 23.11.2015, 00:01

Magdeburg l „Nein! Doch! Ooh!“ – mehr Worte und die dazu passende Grimasse brauchte der französische Schauspieler Louis de Funès nicht, um seine Zuschauer zum Lachen zu bringen. Man kennt ihn als den quirligen Choleriker in vielen Rollen. Doch nur wenige wissen, dass de Funès letzte neun Lebensjahre von einer fortschreitenden Herzkrankheit geprägt waren, die u.a. zu Luftknappheit, schneller Ermüdung, Wasser in den Beinen, Nieren-, Lungen- und Leberstörungen bis hin zum Tod führt.

Die Herzschwäche zählt zu den häufigsten Todesursachen in Sachsen-Anhalt. „Oft beginnt sie mit unscheinbaren Symptomen“, so der Kardiologe Professor Dr. Alexander Schmeißer vom Magdeburger Uniklinikum. Dazu zählen u.a. Kurzatmigkeit während der Unterhaltung beim Spaziergang oder beim Treppensteigen sowie Müdigkeit in Ruhephasen.

Wenn Kardiologen einem Patienten ein großes Herz bescheinigen, so ist das leider kein Kompliment. Die Gründe erklärte Professor Schmeißer mit Bild- und Videopräsentationen.

Häufigste Gründe für die Entstehung einer Herzschwäche sind frühere Herzinfarkte, Gefäßwandablagerungen (Arteriosklerose) sowie ein unentdeckter oder unzureichend behandelter Blutdruck. Dann muss das Herz gegen einen erhöhten Druckwiderstand der Blutgefäße ankämpfen. Die Folge: Es bildet sich zusätzliche Muskelmasse, das Herz vergrößert sich wie ein Luftballon, der immer stärker aufgeblasen wird.

Das Problem: der zunehmend angespannte Herzmuskel wird auch immer schlechter durchblutet. So beginnt ein Prozess, der zu einer fortschreitenden Verschlechterung des Gesundheitszustandes führt. Sinkt die Blutauswurfsleistung unter 40 Prozent, sprechen Ärzte von einer Herzschwäche.

Es gibt verschiedene Therapien, diesen Prozess zu verlangsamen. In fortgeschrittenen Erkrankungszuständen helfen Herzchirurgen, indem sie den Blutfluss um die Herzgefäßverengung herum leiten (Bypass) bzw. mit Herzunterstützungssystemen – im Volksmund auch künstliche Herzpumpe genannt.

Die jüngsten Fortschritte auf diesem Gebiet stellte der Herzchirurg Professor Dr. Ingo Kutschka vom Magdeburger Uniklinikum ausführlich vor. In einem Video zeigte er, wie die Implantation einer künstlichen Herzpumpe abläuft. Das Publikum begleitete das mit einigem Raunen, denn soetwas sieht der Bürger bislang nur selten so offen und ungeschönt. Zugleich zeigte Prof. Kutschka, wie die Patienten sich danach meist wieder erholen und teils sogar ihrem früheren Beruf nachgehen können. Beide Referenten wiesen darauf hin, dass Menschen, die von einer Herzschwäche betroffen sind, durch ihr Verhalten das Fortschreiten der Erkrankung mit beeinflussen können, z.B. durch Teilnahme in Herzsportgruppen. Die individuellen Belastungsgrenzen sollten Patienten mit Herzschwäche mit ihrem Arzt besprechen.

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