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Kindergesundheit Juckende Plagegeister

Trotz guter Hygiene in der Familie sind Kinder nicht hundertprozentig vor Infektionen mit winzigen Parasiten geschützt.

Von Uwe Seidenfaden 27.11.2015, 00:01

Magdeburg l Kinder sind geborene Entdecker. Sie stecken ihre kleinen Finger auch in Dinge, von denen Erwachsene ihnen abraten. So gelangen diverse Mikroorganismen auf die Haut und in den Körper. Manche werden Teil des Immunsystems. Andere behalten ihre Parasiten-Eigenschaften und verursachen Probleme. Im Vergleich mit anderen Regionen der Welt sind Wurm- erkrankungen in Sachsen-Anhalt eher selten.

Dennoch kommt es immer wieder einmal zu sogenannten Madenwurm-Infektionen, insbesondere unter Kindern zwischen dem fünften und zehnten Lebensjahr. „Verschiedene Studien gehen von etwa zehn Prozent betroffener Kinder in industriellen Staaten wie Deutschland aus“, so Dr. Dieter Sontheimer, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben.

Ein Hauptsymptom ist starker Juckreiz am Po. Die mit den Augen kaum sichtbaren Madenwurm-Eier nehmen Kinder beim Spielen am Boden mit den Händen auf. Dort können sie sich insbesondere unter den Fingernägeln halten. Beim nächsten Kontakt mit dem Mund oder der Nase gelangen sie in den Körper. Im Darm vermehren sich die Madenwürmer und scheiden ihre Eizellen am Po wieder aus. Dabei sorgen sie für einen Juckreiz, der die weitere Verbreitung der Madenwürmer über die Fingernägel fördert. Um diesen Kreislauf zu unterbrechen, sind eine mehrwöchige medikamentöse Behandlung sowie umfangreiche Reinigungsmaßnahmen notwendig. Häufig ist es erforderlich, auch die anderen Familienmitglieder zu behandeln, sagt Dr. Sontheimer.

Ein weiteres Parasiten-Problem sind Kopfläuse. Die Infektion erfolgt vor allem bei gemeinsamen Spielen, z. B. im Kindergarten, im Schulunterricht, in der Sporthalle bzw. in der Jugendherberge. Selten, aber nicht auszuschließen, sind Infektionen über gemeinsam genutzte Haarbürsten und -kämme, Haarspangen, Plüschtiere oder Kopfstützen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Wenn die Kopfhaut ständig juckt, kann das ein Hinweis auf einen Läusebefall sein. Die Tierchen kann man mit dem bloßen Auge sehen. Die gelblich-weißen Läuseeier (sogenannte Nissen) sind nur etwa stecknadelgroß und haben eine grauweiße Farbe. Die Entfernung erfordert eine mindestens zweiwöchige Prozedur mit speziellen Medikamenten, die auf die Kopfhaut aufgetragen werden, sowie mit sogenannten Nissen-Kämmen aus der Apotheke. „Eltern sollten sorgfältig die Haarsträhnen durchkämmen und den Kamm auf einem hellen Tuch abstreichen“, rät der Kinder- und Jugendarzt am Harzklinikum in Wernigerode/Quedlinburg.

Beim Auskämmen geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Je länger die Haare, desto sorgsamer muss man auskämmen. Die Behandlung und das Auskämmen der Nissen sollte nach einem von Kinderarzt oder dem Apotheker vorgegebenen Plan erfolgen. Andernfalls läuft man Gefahr, Läuse und deren Eier zu übersehen. Dann kehrt das Problem innerhalb kurzer Zeit zurück und die ganze Prozedur muss erneut von vorn beginnen.

Auch Haarbürsten und -kämme sollten gründlich gereinigt werden. Bettwäsche und Kleidung sind im heißen Wasser (mindestens 60 Grad Celsius) zu waschen. Alternativ kann man sie auch einen Tag lang im Tiefkühlfach des Kühlschrankes belassen. „Wichtig ist vor allem, den Läusebefall nicht aus falsch verstandener Scham zu verschweigen“, so Dr. Sontheimer.

Die Infektionen sind kein Zeichen für mangelhafte elterliche Hygiene. Sie können immer und überall passieren. Weil aber Parasiten gerne und schnell ihre Wirte wechseln, sollten Eltern den Kindergarten oder die Schule unbedingt informieren, wenn ihr Kind deshalb zu Hause bleibt. Die weitere Ausbreitung kann damit verhindert werden.