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Palliativmedizin Schmerzlinderung am Lebensende

Bloß keine Schmerzen - das wünschen sich Patienten, wenn es zu Ende geht. Zwei Ärzte geben Antworten.

Von Uwe Seidenfaden 27.05.2016, 01:01

Viele Menschen wünschen sich ein schmerzarmes Sterben. Können Hospize und ambulante Dienste in Sachsen-Anhalt das bieten?

Christoph Radbruch: Ja, das ist heute möglich. Schmerzfreiheit ist eines der wesentlichen Ziele der Palliativmedizin und –pflege. Ein weiterer Aspekt ist die Begleitung und Behandlung von schweren Symptomen, auch seelische Schmerzen werden ernst genommen, zum Beispiel durch Begleitung oder Seelsorge.

Prof. Lukas Radbruch: Bei fast allen Patienten können Schmerzen mit wenigen einfachen Regeln gut gelindert werden. Sollten die verfügbaren Medikamente in wenigen Ausnahmefällen nicht ausreichen, können wir eine palliative Sedierung anbieten, indem wir den Patienten in einen künstlichen Dauerschlaf versetzen. Neben der Schmerztherapie darf die Behandlung von anderen Symptomen wie Luftnot oder Übelkeit und von psychosozialen oder spirituellen Problemen nicht vernachlässigt werden, da die Patienten dadurch genauso belastet werden können wie durch starke Schmerzen.

 

 

 

Wie gut ist die Versorgung mit Hospizen und ambulanten Sterbebegleitern in Sachsen-Anhalt?

Christoph Radbruch: Es gibt derzeit etwa 600 ehrenamtliche Sterbebegleiter in Sachsen-Anhalt; allein 95 in den Pfeifferschen Stiftungen. Neue werden jährlich ausgebildet.

Schwerstkranke Menschen mit einer unheilbaren Erkrankung benötigen in der Regel eine qualifizierte, ganzheitliche und lindernde Versorgung am Lebensende. Dies leistet in der Fläche unseres Bundeslandes die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung. Derzeit gibt es in Abstimmung mit den Primärkassen fünf Palliativzentren in Sachsen-Anhalt. Ergänzt durch weitere vier Palliativ Care Teams der Ersatzkassen.

Die Pfeifferschen Stiftungen sind eines dieser Palliativzentren und haben Verträge mit allen Kassen. In sechs Unterzentren organisieren Fallmanager unsere regionalen Kooperationspartner in Magdeburg, im Salzland- und im Bördekreis. Dabei handelt es sich um 30 Pflegedienste mit Palliativkompetenz, 15 Palliativmediziner und vier ambulante Hospizdienste, die eine 24-stündige Erreichbarkeit garantieren.

Wo finden Menschen in Sachsen-Anhalt Hilfe, die am Lebensende als austherapiert gelten?

Christoph Radbruch: Sie finden Unterstützung und Hilfe in Hospizen (fünf derzeit in Sachsen-Anhalt), Palliativstationen im Krankenhaus oder in der ambulanten Palliativversorgung. Unter der Nummer (0391) 8505803 informiert ein Mitarbeiter der Pfeifferschen Stiftungen montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr und vermittelt die passenden Ansprechpartner

Gibt es diese Angebote auch für Minderjährige, die im Sterben liegen?

Christoph Radbruch: Wir bauen eine Palliativversorgung auch für Kinder und Jugendliche auf. Neben dem einzigen stationären Kinderhospiz koordinieren wir die ambulante Palliativversorgung für Kinder im nördlichen Sachsen-Anhalt.

Werden konfessionell gebundene Menschen auf ihrem letzten Weg besser begleitet als Menschen, die keinen Glauben haben?

Christoph Radbruch: Wir machen keine Unterschiede sondern begleiten jeden Menschen, der es möchte. Das Fachwort dafür lautet „Spiritual Care“. Dabei ist gleichgültig ob jemand Mitglied einer Kirche ist oder nicht. Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen in der amerikanischen Medizin, die darauf hinweisen, dass Menschen, die an ein höheres Wesen glauben – gleich welcher Religion sie angehöhren –eine höhere Lebensqualität auf dem letzten Weg haben.

Ist ein Hospiz besser als ein Sterben im Familienkreis? Wozu raten Sie?

Lukas Radbruch: Die überwiegende Mehrzahl der Menschen möchte gerne im gewohnten Umfeld, also im eigenen Zuhause bleiben. Das heißt, dass eine Betreuung im Hospiz eigentlich nur dann erfolgen sollte, wenn die Versorgung zuhause nicht möglich ist. Leider tritt dieser Fall aber doch öfter ein, zum Beispiel weil der Patient keine Familie hat oder der die nächsten Angehörigen weit weg wohnen. Für manche Patienten ist es auch mit Fortschreiten der Erkrankung wichtig, dass sie schnell Hilfe erhalten können.