1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesundheit
  6. >
  7. Besser aus der Hüfte kommen

Gelenkkrankeiten Besser aus der Hüfte kommen

Über Hilfen bei kranken Hüftgelenken informierten sich mehr als 450 Besucher des Medizinischen Sonntags.

Von Uwe Seidenfaden 30.01.2017, 00:01

Magdeburg l Nicht jeder Schmerz in der Hüfte ist Folge kranker Gelenke. Ursache können unter anderem auch Probleme an der Wirbelsäule, ein Leistenbruch oder Fehlbelastungen der Beckenmuskulatur sein, so Professor Dr. Christoph Lohmann, Direktor der Orthopädischen Uniklinik.

Es gibt zum Beispiel auch angeborene Hüftgelenks-Störungen. Sie können heute zuverlässig mit einer Ultraschalluntersuchung im Rahmen der U3-Kinderuntersuchungen festgestellt werden. Diese frühkindlichen Probleme können oftmals ohne eine Operation korrigiert werden, so Prof. Lohmann.

In den mittleren Lebensjahren sind es eher entzündlich-rheumatische Erkrankungen, aber auch Unfälle und fehlerhafte Gelenkdurchblutungen, die zu einer Gelenkzerstörung (Nekrose) führen können.

Meist treten Hüftgelenksprobleme erst im späteren Verlaufe des Lebens ein. Häufigster Grund sind sogenannte Verschleißbedingte Hüftgelenkserkrankungen (Arthosen). Vor allen bei Frauen jenseits der Wechseljahre tritt oftmals ein krankhafter Knochenschwund (Osteoporose) erschwerend hinzu.

Was aber tun, wenn kranke Hüftgelenke zu ausstrahlenden Schmerzen im Bereich der Leiste führen und die Alltagstätigkeiten wie das Anziehen von Stümpfen und Schuhen zunehmend Probleme bereiten? Über die Vielfalt der sogenannten konservativen Behandlungsmaßnahmen, wie Wärmebehandlungen, Stromtherapien, Krankengymnastik, Physio- und Ergotherapie sowie Entspannungsübungen informierte Dr. Margit Rudolf, Oberärztin an der Orthopädischen Uniklinik in Magdeburg.

Die Physiotherapeutin Franziska Wolf demonstrierte zusammen mit vier freiwilligen Teilnehmerinnen aus dem Publikum einige Übungen, die jeder ohne viel Aufwand zu Hause und teilweise im Sitzen durchführen kann. Auch die sogenannte Beckenbodengymnastik, die häufig Frauen zur Linderung der Blasenschwäche (Harninkontinenz) empfohlen wird, können Patientinnen mit Hüftgelenksarthrose durchführen, so Dr. Rudolf auf Anfragen aus dem Publikum. Generell ist der Erhalt der Gelenkbeweglichkeit sogar unter Schmerzen wichtig, um eine Gelenkversteifung und daraus folgende Bewegungsunfähigkeit möglichst zu vermeiden. Um die Schmerzen zu lindern, können Ärzte Medikamente verordnen.

Erst wenn die konservativen Maßnahmen nicht mehr ausreichen und der persönliche Leidensdruck sehr groß ist, dann ist der Einsatz einer künstlichen Hüfte zu erwägen, äußerte Prof. Lohmann. In seinem Vortrag stellte er aktuelle Trends beim Hüftgelenks-Endoprothesen vor. Prinzipiell unterschieden wird dabei zwischen Prothesen, die in den Knochen einzementiert werden und Prothesen, die auch ohne Zement festsitzen. Der medizinische Zement ist nicht zu vergleichen mit im Häuserbau eingesetzten Materialien. Er besteht vielmehr aus einem schnell aushärtenden und vom Körper gut verträglichen Zweikomponentenkleber, ähnlich wie Plexiglas.

Tendenziell bevorzugt werden heute Kurzschaft-Prothesen, die nicht einzementiert werden. Sie sind erst nach mehreren Wochen belastbar, dafür aber meist länger haltbar, so Prof. Lohmann. Ziel sollte es sein, aufwendigere Wechseloperationen möglichst zu vermeiden.

Auch nach der Hüftgelenk-operation sind Bewegungsübungen wichtig. Ratsam ist das vor allem, um die Muskelkraft und Gelenkstabilität zu stärken, so Dr. Rudolf.