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Medizin Herzklappen-Korrektur durch die Leiste

Kardiologen des Magdeburger Universitätsklinikums können Patienten dank schonender Klipp-Techniker auch ohne große OP behandeln.

Von Uwe Seidenfaden 03.04.2017, 01:01

Magdeburg l Nach aktuellen statistischen Angaben im Deutschen Herzbericht ist die Zahl der Behandlungen von älteren Patienten mit Herzklappen-Erkrankungen in den vergangen zwei Jahrzehnten stetig gestiegen. Eine Ursache dieses Trends ist die insgesamt höhere Lebenserwartung. Ebenso zu dieser Entwicklung beigetragen hat auch die Tatsache, dass es mittlerweile auch für ältere und kränkere Patienten, die wegen des Operationsrisikos bislang nicht für einen Klappenersatz in Frage kamen, schonende Behandlungsmethoden gibt. Mit einer Katheter-basierten Klipp-Technik können Ärzte inzwischen drei von vier Herzklappen korrigieren.

Das menschliche Herz ist ein Hohlmuskel mit vier Segmenten (zwei Vorhöfen und zwei Herzkammern). Deren abwechselnde Kontraktion und Erschlaffung führt zur Zirkulation des Blutes im Körper. Voraussetzung ist, dass die vier Herzklappen zwischen den Vorhöfen und Herzkammern korrekt öffnen und schließen. Vor allem im höheren Lebensalter ist das nicht immer der Fall. Nicht selten entstehen Undichtigkeiten. Die Folge ist, dass die Pumpkraft des Herzens nachlässt.

Symptome dessen können abnehmende Belastbarkeit, Atemnot und Wassereinlagerungen im Körper sein (z.B. geschwollene Beine). Undichtigkeiten oder krankhafte Verengungen (Stenosen) der Herzklappen korrigieren in der Regel die Herzchirurgen. Oftmals werden dabei biologische oder künstliche Herzklappen eingesetzt. „Manchen älteren Patienten mit mehreren Begleiterkrankungen kann eine Operation am Herzen wegen zu hoher Risiken aber nicht mehr zugemutet werden“, sagt Prof. Dr. Alexander Schmeißer, leitender Oberarzt in der Magdeburger Uniklinik für Kardiologie. In solchen Fällen ist, in Absprache mit den Herzchirurgen und den Patienten, der Einsatz kleiner Implantate (Klipps) möglich.

Bei dieser Methode werden Millimetergroße Klipps per Katheter von der Leistenvene bis zum Herzen geschoben. Die Klipps ähneln kleinen Wäscheklammern und funktionieren ganz ähnlich. Sobald die Ärzte einen Klipp in die richtige Position gebracht haben, umgreifen die Klammern Teile der Herzklappe und halten sie so zusammen, dass Undichtigkeiten beim Schließen verschwinden. Das verringert den Blutrückfluss in den Herzvorhof und verbessert die Belastbarkeit. Die Prozedur erfolgt am schlagenden Herzen und ohne Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine.

Zur Korrektur der Mitralkappe zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer wenden die Kardiologen diese Technik schon seit mehreren Jahren an. „Schwieriger ist die Korrektur einer unzureichend schließenden Trikuspidalklappe“, sagt Prof. Schmeißer.

Im Unterschied zur Mitralklappe, die wie die Tür in einem Western-Saloon funktioniert, besteht die Trikuspidalklappe zwischen dem Vorhof und der rechten Herzkammer aus drei kleinen Zipfeln. „Deren Position lässt sich mit dem normalen Ultraschall nur schwer darstellen“, sagt Prof. Schmeißer.

Dank verbesserter Kontrollmöglichkeiten während des Katheter-Einsatzes mit einer intravaskulären Ultraschall-Sonde, die ein breites Gesichtsfeld erlaubt, ist es den Kardiologen am Uniklinikum inzwischen möglich, auch defekte Trikuspidalklappen am schlagenden Herzen mit Katheter-basierten Klipps zu behandeln.

„An der Klinik wurde dieser Eingriff seit dem Jahr 2016 schon mehrfach erfolgreich durchgeführt“, so Klinikdirektor Prof. Dr. Rüdiger Braun-Dullaeus. Eine generelle Alternative oder gar ein Ersatz für Herzklappenoperationen ist diese Technik allerdings nicht. In erster Linie ist sie für Patienten mit einer Trikuspidalklappen-Insuffizienz in den Stadien 2 und 3 gedacht, wenn die Operationsrisiken einen chirurgischen Eingriff am Herzen verhindern. Leider kommen oftmals Patienten mit Herzklappen-Problemen erst sehr spät in die Klinik, bedauern die Kardiologen. Das erschwert die Behandlung.