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Ungesunde Ernährung Fettige Würste schaden der Leber

Schlechte Leberwerte können ohne Alkohol-Missbrauch auftreten. Etwa jeder vierte Bundesbürger ist betroffen. Wie kann man dem vorbeugen?

Von Uwe Seidenfaden 01.04.2017, 01:01

Magdeburg l Wann genau die ersten Symptome auftraten, kann die erst 43-jährige Sylvia P. nicht mehr genau sagen. Schleichend und zunächst unbemerkt stellte sich in den vergangenen Monaten eine zunehmende Müdigkeit, Abgespanntheit und Konzentrationsschwäche ein. Anfangs führte sie ihre Leistungseinbußen auf den beruflichen Stress als ständig erreichbare Außendienst-mitarbeiterin einer international agierenden Firma zurück.

Umso mehr war sie erfreut, von ihrer Chefin eine berufliche Auszeit bewilligt zu bekommen. Doch die zusätzliche Freizeit führte leider zu keiner merklichen Besserung der Symptome. Schließlich sprach sie darüber mit ihrem Arzt, der sie untersuchte und eine Blutkontrolle vornahm. „Sie haben leider schlechte Leber- und Cholesterin-Werte. Trinken sie regelmäßig Alkohol?“, fragte der Mediziner sie. Sylvia P. fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen und zu Unrecht in den Verdacht einer Alkoholsucht gebracht. Von ein bis zwei Glas Wein pro Woche bekommt man doch keine „Säuferleber“, versuchte sie sich zu rechtfertigen.

Die leider nicht seltene pauschale Gleichsetzung von Lebererkrankungen mit Alkoholsucht oder Alkoholmissbrauch kritisiert auch Prof. Dr. Ali Canbay, neuer Direktor der Magdeburger Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie. Er hat sich in den vergangenen Jahrzehnten intensiv mit den Ursachen von Lebererkrankungen beschäftigt. Sein Fazit. „Lebererkrankungen aufgrund einer zu fettreichen Ernährung, einer unbehandelten Lebervirusinfektion sowie unkontrolliert eingenommener Medikamente sind keine Seltenheit, sondern in der Bevölkerung weit verbreitet.“

Die Leber ist eines der größten inneren Organe des menschlichen Körpers. Sie bildet zahlreiche Eiweiße, Enzyme, Fette und Gerinnungsfaktoren des Blutes. Eine zu kalorienhaltige Ernährung durch zu viele Kohlenhydrate und tierische Fette – insbesondere Süßigkeiten, Weißbrot, Hack- und Schmalzfleisch sowie diverse Wurstwaren – kann die Leber über einen längeren Zeitraum ähnlich stark belasten wie Alkohol.

Begünstigt wird dadurch die Entstehung von Arterienverkalkung und Diabetes Typ2. Dieses krankhafte Zusammenwirken bezeichnen Mediziner als „metabolisches Syndrom“. Es ist eine der häufigsten Ursachen von Herzinfarkten, Schlaganfällen, Nierenversagen und anderer schwerer Krankheitsfolgen in Sachsen- Anhalt, bestätigen auch die Analysen der Krankenkassen. Ebenso kann auch die unkontrollierte, regelmäßige Medikamenteneinnahme die Leberfunktion schädigen, sagt Prof. Canbay. Insbesondere häufig eingenommene, frei in der Apotheke verkäufliche Schmerzmedikamente wie Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac können bei unkontrollierter Langzeiteinnahme die Leberfunktion stören.

Screeening-Untersuchungen, die eine noch unsymptomatische Leberverfettung nachweisen, gibt es bislang leider nicht. Die meisten Patienten werden bei ärztlichen Tast-, Ultraschall- und Blutuntersuchungen auf Grund unspezifischer Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Oberbauchbeschwerden und Völlegefühl mehr oder weniger zufällig erkannt.

Um die Zahl dieser Diagnosen künftig zu reduzieren, sind vorbeugende Maßnahmen wie die Vermeidung von Übergewicht durch eine ausgewogene, an pflanzlichen und tierischen Eiweißen reiche Kost wichtig, empfiehlt das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam. Diesem Rat schließt sich Prof. Canbay aufgrund eigener Untersuchungen an. Empfehlenswert ist Gemüse, insbesondere Hülsenfrüchte. Zurückhaltung ist nicht nur bei Alkohol, sondern auch bei Süßfrüchten wie bei Weintrauben, Feigen, Erdbeeren, Orangen und anderem Obst angebracht . Diesen Rat beherzigen sollten insbesondere Diabetiker. Sollte die Umstellung der Lebensgewohnheiten nicht ausreichen, kann der Arzt zusätzliche Medikamente zur Behandlung von Fettstoffwechselstörungen (z.B. Statine bzw. Fibrate) verordnen.