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Großeltern Regeln gibt es auch bei Oma

Großeltern können viel zu einem glücklichen Familienleben beitragen. Wie das gelingen kann, zeigen drei Magdeburger Großmütter.

Von Martin Rieß 25.02.2017, 00:01

Magdeburg l Die Großeltern gehören zur Erziehung einfach dazu. 95 Prozent aller Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder ein enges Verhältnis zu ihren Omas und Opas haben – das ergab eine Umfrage von Familie & Co. Doch es gibt auch eine schlechte Nachricht: Dafür, dass hinter diesem Wunsch ein gutes Miteinander steht, gibt es kein Patentrezept. Die Familien sind eben wie die Menschen höchst individuell. Doch es gibt eine Vielzahl an Ideen, mit denen Oma und Opa zu einem gelungenen Familienleben beitragen können – und auch viele Dinge, die sie lieber lassen sollten.

Einen reichen Erfahrungsschatz zusammengetragen haben Rosmarie Nothnagel, Ingrid Helbich und Christa Raths: Sie sind nicht nur Großmütter, sondern haben in der Arbeitsgruppe „Dialog der Generationen“ Erfahrung gesammelt. Sie halten es dabei mit dem Satz von Königin Silvia von Schweden: „Die Enkel sind das Dessert des Lebens.“ Mit einer Reihe von Ideen, was Großeltern tun können und was sie besser sein lassen sollten, haben die drei Erfolg.

Christa Raths kümmert sich in der AG um alte Spiele und sagt: „Man muss es ausprobieren, auf die Kinder zugehen. Und glauben Sie mir: Wenn wir bei unseren Veranstaltungen mit den Büchsen zum Büchsenwerfen klappern, dann machen da auch 14-Jährige einmal mit.“ Klar: Ein solches Spiel ist kaum geeignet, Kinder über Stunden bei Laune zu halten. Aber es bricht das Eis und bringt Jung und Alt miteinander ins Gespräch. Positiver Nebeneffekt: Wer mit den Enkeln spielt, hilft auch den Kindern, die dadurch mehr Freiräume im Stress zwischen Beruf und Kinderbetreuung erhalten.

Vielleicht ist es nicht die Sache aller Großeltern, als Nachhilfe bei der Integralrechnung einzusteigen. Viel einfacher ist es daher, schon früher anzufangen, sagt Rosmarie Nothnagel. Sie ist unter anderem für Patenschaften beim Lesenlernen in der Arbeitsgruppe aktiv und sagt: „Egal, ob es ein eigenes Enkelkind ist: Förderlesen ist eine anstrengende Aufgabe.“ Doch die Lesebegeisterung bei einem Kind zu wecken, sei ein erfüllendes Erlebnis. Die Früchte der Arbeit, die Ausdauer und Fingerspitzengefühl erfordern, um das Enkelkind zu motivieren, werden erlebbar, wenn der Nachwuchs selbst beginnt vorzulesen oder nach und nach gute Noten aus der Schule mit nach Hause bringt.

Neben der Hilfe beim Lesenlernen können Großeltern bereits im Vorschulalter einen Beitrag für einen guten Start ins Leben leisten – Kindern, denen oft etwas vorgelesen wird, schätzen Bücher und sind oft besser motiviert, selbst lesen zu lernen. Klar ist jedenfalls, dass die Lesekompetenz auch in den meisten anderen Schulfächern die Grundlage für den Erfolg legt.

Zwar müssen ab einem bestimmten Alter auch die Enkelkinder ihre Wege selbst bewältigen können. Doch bis zu einem bestimmten Alter funktioniert das noch nicht. Ingrid Helbich sagt: „Dann sind auch die Großeltern gefragt. Sie müssen sich immer im Klaren darüber sein, dass die Kinder mit Arbeit und Beruf schon sehr viel leisten müssen.“ In diesem Zusammenhang mahnt die Deutsche Verkehrswacht dazu, sich besonders vorsichtig gerade mit kleineren Kindern im Straßenverkehr zu bewegen. Mehr als sonst müssen die Verkehrsregeln eingehalten werden. Dazu gehört zum Beispiel, dass Kinder bis zum Alter von acht Jahren auf dem Gehweg radeln müssen, wenn es keinen Radweg gibt, neuerdings darf die radelnde Begleitperson dabei ebenfalls auf dem Gehweg bleiben. Und da das Enkelkind einen Fahrradhelm tragen sollte, sollten Oma und Opa mit gutem Beispiel vorangehen und auch nicht auf diesen Schutz verzichten.

Alles andere als einfach ist das Thema Regeln. Ingrid Helbich meint: „Die Großeltern sollten sich nicht in die Erziehungsfragen einmischen.“ Sprich: Bei Oma und Opa gelten nicht völlig andere Regeln als zu Hause. Rosmarie Nothnagel unterstreicht: „Man muss bei seinen Entscheidungen auch immer konsequent sein.“ Auf der anderen Seite könne man durchaus vorsichtig Anstöße geben, sagt Christa Raths. Nur: Großeltern dürften nie aus dem Blick verlieren, dass die Enkel völlig anders sind als die Kinder.

Sehr viel richtig haben Großeltern gemacht, wenn die Kinder ihren Einsatz in der Familie schätzen und wenn die Enkel eines Tages die Großeltern auch als Ratgeber wahrnehmen. Da helfe es, so oft wie möglich die Dinge mit Humor zu betrachten und den erhobenen Zeigefinger in der Tasche zu lassen.

Dann, so Ingrid Helbich, ist es auch kein Problem, auch einmal um Hilfe zu bitten – beispielsweise wenn es um ein neues Telefon oder einen neuen Computer geht. Christa Raths meint: „Dann sind Enkel, wenn sie ein entsprechendes Alter erreicht haben, einfach die besseren, weil geduldigeren Ansprechpartner.“