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Barocke Gärten Historische Schätze mit Harzblick

Die Barocken Parks und Gärten in Blankenburg sind preisgekrönt und 300 Jahre alt. Aber: Sie machen eine Menge Arbeit.

Von Jens Müller 21.07.2016, 01:01

Blankenburg l In diesem Sommer haben Johanna Rogge und Stephan Fricke Glück. Den beiden Gärtnern geht diesmal ein Praktikant zur Hand. Ansonsten meistern die beiden oft nur zu zweit das Kunststück, einer der größten und gleichzeitig ältesten Parkanlagen in Sachsen-Anhalt ihr preiswürdiges Aussehen zu erhalten: den Barocken Parks und Gärten in Blankenburg.

„Wir sind eben immer hinterher“, sagt Landschaftsgärtner Stephan Fricke nicht ohne Stolz. Seit sieben Jahren hat er die Gärten in seiner Obhut und liebt seine Arbeit: „Sie ist unheimlich abwechslungsreich“, erzählt er. Beete bepflanzen, wässern, Hecken und Bäume beschneiden, Kübel aufstellen, Rasen mähen, die Fasanerie säubern, die Tiere versorgen und auch kleinere Reparaturen ausführen. Auch das üppige Lavendel-Band im Fasanengarten müsse permanent vom Unkraut befreit werden. „Wichtig ist außerdem, die Wege regelmäßig durchzuharken, sonst sprießt sofort das Unkraut“, erläutert Fricke. Die Arbeit geht nie aus.

Selbst im Winter sind die Mitarbeiter des Technischen Eigenbetriebs Blankenburg – ein kommunales Unternehmen – aktiv. Dann werden die Gehölze wie die große Blutbuche neben dem Braunschweiger Löwen – einem der Wahrzeichen der Stadt – aber auch die zarten Silberlinden beschnitten.

Den Gartenfreunden präsentiert sich zwischen dem Großen und dem Kleinen Schloss nicht nur eine abwechslungsreiche, historische Gartenarchitektur, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Rund um die prägnante Wasserachse mit Wasserspielen und Neptungrotte haben Blankenburgs Gärtner zahlreiche Blumenbeete nach historischen Vorbildern angelegt. Dort blühen tausende Eisbegonien, aber auch Papageienblatt, Tagetis, Eschewerien und vieles mehr. „Die Pilea ziehen wir selbst“, sagt Stephan Fricke.

Das milde Klima im Regenschatten des Harzes lässt aber auch Exoten prächtig gedeihen. „Wir haben hier vier Philodendren, die ich in anderen Parkanlagen noch nicht oft gesehen habe“, sagt Fricke. Das Erstaunen bei Besuchern halte sich aber oft in Grenzen: „Viele denken, es seien Monstera.“ Schöne Blickfänge sind die Orangenbäumchen, die auf dem Platz der ehemaligen Orangerie symmetrisch aufgereiht stehen. Granatäpfel, Lorbeersträucher, Zwerg-, Phönix- und Hanfpalmen sorgen für ein traumhaftes mediterranes Ambiente im Terrassengarten. Nicht umsonst ist er sowohl als Veranstaltungsort für Konzerte und Theateraufführungen als auch für so manche Traumhochzeit beliebt.

Für Birgit Walsch, die für die Stiftung „Barocke Schlossgärten und Parks“ vor allem die denkmalpflegerischen Aspekte im Blick hat, bietet die Anlage noch weitere Schätze. So wurden die ausgedehnten Obstwiesen im Schlosspark vor kurzem wieder mit historischen Apfel-, Birnen- und Kirschensorten aufgeforstet und ursprüngliche Sichtachsen wiederhergestellt, die fantastische Blicke ins Harzvorland sowie auf die nahegelegene Teufelsmauer gewähren. Nicht zu vergessen die historischen Moos- und Duftrosen wie Damaszener-Rosen, „Jacques cartier“, „Gloire de Dijon“, „Rosa rubiginosa“, „Rosa gallica“ und einige mehr, die am Aufgang zum Berggarten ihre Pracht zeigen.

Apropos Berggarten: So romantisch dieser Teil mit Prinzessinnen-Turm und Café im Teehäuschen für Besucher ist, so beschwerlich ist dort die gärtnerische Arbeit: „Die Bewirtschaftung ist äußerst anstrengend. Der Berggarten ist nicht befahrbar. Wir müssen alles zu Fuß bewältigen, Geräte und Werkzeug hoch- und wieder runtertragen“, erläutert Stephan Fricke. Gerade so, wie schon vor 300 Jahren.

Tolle Gärten in Sachsen-Anhalt und Tipps für Gartengestaltung sowie Gartenpflege finden Sie auf www.volksstimme.de/tolle-gaerten.