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Buxarium Iden Buchsbäume brauchen viel Geduld

Einen Überblick über die rund 250 Sorten von Buchsbaum bietet ein besonderer Garten in Iden.

Von Kerstin Singer 11.08.2016, 01:01

Iden l Raupenfraß und Pilzerkrankungen machen Buchsbäumen deutschlandweit zu schaffen. Eine jahrtausendealte Kulturpflanze verschwindet zunehmend aus den Gärten. Für ihren Erhalt kämpft Gisela Rose-Sell, Geschäftsführerin des Vereins Deutsche Buchsbaum- gesellschaft. Auf dem Gelände der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau im altmärkischen Iden haben die Mitglieder ihres Vereins eine umfangreiche Sammlung von Buchsbaum- varianten angelegt, die Besuchern ein Mal im Jahr offen steht.

Mehr als 260 Sorten aus Europa, Nordamerika und Asien sind dort vertreten. Sie stammen aus der Sammlung des Emder Ehepaares Gallikowski, die die Buchsbaumfreunde 2007 durch Stecklinge spiegelten. Sie beobachten und dokumentieren ihren Wuchs und leiten daraus Empfehlungen ab. „Manche sind eindeutig resistenter als andere“, berichtet die Verdenerin.

Cylindrocladium buxicola heißt der Pilz, der etliche Buchsbaumhecken in Deutschland bereits vernichtet hat. „Weniger empfindlich für niedrige Einfassungshecken ist beispielsweis der Buxus microphylla ‚Herrenhausen‘, für höhere Buxus microphylla ‚Faulkner‘“, so Rose-Sell. Das hätten Experimente in der Versuchsanstalt Bad Zwischenahn in Niedersachsen ergeben.

Im Buxarium Iden werden die Buchsbäume zwei Mal im Jahr vorsorglich mit einem Fungizid gegen den Pilz gespritzt. Einen gewissen Schutz bietet auch das Mulchen. Wer Rasenschnitt oder mineralisches Material unter den Buchsbäumen ausbreite, verhindere, dass bei Regen mit Pilz infizierte Erde auf die Blätter spritze, so Rose-Sell. Wichtig sei es, die Schuhe zu säubern, wenn man einen Garten besucht habe, in dem bereits Pilzbefall aufgetreten sei.

Buchsbäume wachsen völlig unterschiedlich: Manche bilden von alleine Kugeln wie der Buxus sempervirens ‚Blauer Heinz‘ oder ‚Green Balloon‘, zur Säule wächst der ‚Graham Blandy‘. Hängende Zweige hat dafür der Buxus sempervirens ‚Aurea Pendula‘, der im Halbschatten ähnlich einer Hängeweide gezogen werden kann. Am weitesten verbreitet ist in Deutschland der Buxus sempervirens. Doch genau dieser wird besonders häufig Opfer des Pilzes oder des Buchsbaumzünslers, eines Kleinschmetterlings, dessen Raupen ausschließlich Blätter des Buxus sempervirens fressen. Vor etwa zehn Jahren kam der Schmetterling nach Europa und breitete sich von Weil am Rhein Richtung Norden aus. Inzwischen hat er das Rheinland erreicht, in der Altmark sei er noch nicht aufgetreten, so Rose-Sell. Der Zünsler könne sich aus eigener Kraft pro Jahr nur im Radius von fünf Kilometern ausbreiten, vielfach werde er durch Menschen weitergeschleppt.

Deshalb müsse man besonders aufmerksam sein, wenn man neue Pflanzen kaufe. „Die äußeren Blätter immer auf Eier kontrollieren“, rät sie. Neu gekaufte Pflanzen sollten zuerst getrennt aufgestellt werden.

Ab März sollten Buchsbäume regelmäßig auf Raupenbefall hin kontrolliert werden. Die Falter leben acht Tage. In dieser Zeit legen die Weibchen die Eier auf die äußeren Blätter der Buchsbäume. Nachdem die Raupen geschlüpft sind, wandern sie in das Innere der Pflanze ab. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen empfiehlt als Spritzmittel den Wirkstoff „Bacillus thuringiensis“.

Buchsbäume haben Gisela Rose-Sell bereits in ihrer Kindheit fasziniert. „Ich erinnere mich heute noch an den Duft von Buchs und Dill in den Gärten meiner Großtanten“, berichtet die 64-Jährige. Als Beeteinfassung sei er damals fester Bestandteil in den Küchengärten gewesen. „Das Kleinklima im Beet ist dann besser, die Pflanzen sind geschützt“, erklärt sie. Sie schneidet die Buchsbäume ein Mal im Jahr, am liebsten mit der Akkuschere. „Bei mehr zu schneidenden Pflanzen ist das deutlich weniger anstrengend als mit der Handschere“, sagt sie. Geschnitten werden sollte an trüben Tagen. Buchsbäume sind anspruchslos. Sie brauchen einmal im Jahr Dünger in Form von Kompost oder Hornspänen. Sie mögen leicht durchlässigen, humosen Boden. Die meisten Sorten kommen aber auch mit lehmigem Boden klar, versagen jedoch bei Staunässe.

Abhängig davon, was der Gärtner mit dem Buchsbaum gestalten möchte, sollte er die Sorte auswählen. Während der Buxus sempervirens ‚Hannovera‘ bis zu vier Meter hoch werden kann und sich für riesengroße Kegel eignet, ist der Buxus microphylla ‚Tim‘s Dwarf‘ ein Zwerg. Das 25 Jahre alte Exemplar in Iden ist gerade mal 20 Zentimeter hoch. „Buchs ist etwas für Geduldige“, sagt Rose-Sell.

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