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Förderung für Frühchen – harte Geduldsprobe für die Eltern Leonie besucht Integrationskindergarten

Von Gudrun Oelze 13.11.2008, 10:52

Zwei Jahre und vier Monate alt ist Leonie Marie – und kann noch immer nicht laufen. Das kleine Mädchen kam 2006 viel zu früh auf die Welt und hat den Entwicklungsrückstand noch nicht aufgeholt. In ihrer einstigen Kindertagesstätte am Wohnort in Zielitz war sie gegenüber Gleichaltrigen im Nachteil, da sie nicht wie diese allein stehen, gehen und nicht einmal lange sitzen konnte.

Die um die weitere Entwicklung ihrer Tochter besorgten Eltern Gisa und Henrik Riebau beantragten für Leonie zunächst eine Frühförderung und danach auch auf Anraten der Amtsärztin ab Sommer einen Platz in einer integrativen Kindereinrichtung. Diese Form von Eingliederungshilfe wurde vom Landkreis abgelehnt. Begründung: Leonie erhalte bereits eine Frühförderung, die der Reha-Pädagogische Fachdienst der Sozialagentur in Halle zweimal wöchentlich für ein Jahr empfohlen hatte. Danach wäre weiterer Hilfebedarf erneut zu prüfen. So lange werde kein integrativer Kindertagesstättenplatz bewilligt, da zwei Hilfearten nicht gleichzeitig gewährt werden.

Antrag, Ablehnung

Die Eltern legten Widerspruch ein, zumal aus der von Leonie besuchten Kita signalisiert wurde, dass das Kind dort wegen der körperlichen Entwicklungsverzögerung nicht mehr ausreichend dem Alter und Intellekt entsprechend gefördert werden könne. Leonie sei psychisch ihrer Altersgruppe entsprechend entwickelt, benötige physisch aber stets die Hilfe einer Erzieherin, müsse zu allen Tätigkeiten im Kita-Tagesablauf noch getragen werden. Das Mädchen müsste eigentlich in die nächst ältere Gruppe, um in ihrer geistigen Entwicklung nicht unterfordert zu werden. Die fast 20 Zwei- bis Dreijährigen in dieser Gruppe brauchten aber auch noch Zuwendung von den beiden Erzieherinnen, die Leonie dann nicht mehr überallhin tragen könnten. "Leonie müsste in einer Gruppe mit weniger Kindern betreut werden, um sie wirklich ihren Möglichkeiten entsprechend zu fördern", unterstützte die Kita-Leiterin das Anliegen der Eltern, die ihre schon zwei Jahre alte Tochter noch immer zwischen Babys sahen.

Beim Landkreis blieb man jedoch bei der Ablehnung des integrativen Kindergartenplatzes und leitete den Widerspruch von Familie Riebau an die Sozialagentur des Landes Sachsen-Anhalt als überörtlichen Träger der Sozialhilfe weiter. Das ist eine nachgeordnete Einrichtung des Ministeriums für Gesundheit und Soziales mit Sitz in Halle.

Für Leonie und ihre Eltern verstrich derweil die Zeit. Aus der Saalestadt trafen in Zielitz weder eine Eingangsbestätigung noch ein Bescheid ein, und telefonisch war auch zu den Sprechzeiten niemand zu erreichen, der zum Stand der Dinge hätte Auskunft geben können. "Deshalb bitten wir Sie, uns zu helfen, Leonie Marie schnellstmöglich in einem integrativen Kindergarten unterzubringen", so Familie Riebau. Vom ministerium bekamen wir zunächst die Auskunft, dass Frühförderung "immer gut, richtig und im ureigenen Interesse des Kindes ist, wenn es um Entwicklungsverzögerungen geht. Je zeitiger solche Verzögerungen erkannt und auf diese im Rahmen der Frühförderung eingegangen wird, umso größer die Chance der Behebung." Ein Ergebnis dessen´könnte sein, dass eine Betreuung in einer integrativen Einrichtung unter Umständen gar nicht mehr nötig sei. Im Fall der kleinen Leonie Marie aber wolle die Sozialagentur das Kind nun noch einmal begutachten und danach entscheiden, ob ein Kita-Platz mit zusätzlichem Betreuungsaufwand bewilligt werde.

Verzögerung aufholen

"Dann ging alles sehr schnell", erinnert sich Frau Riebau. Kurz nach einer telefonischen Benachrichtigung waren Gutachter schon in der damaligen Kita ihrer Tochter, beobachteten das Mädchen einen Vormittag und befanden: Für Leonie ist die weitere Betreuung in einer integrativen Kindertagesstätte angebracht.

Seit Anfang September besucht die Kleine nun eine solche in Haldensleben, wird jeden Morgen zu Hause abgeholt und wieder dorthin gebracht. In der Gruppe "blaue Dreiecke" wird sie mit sechs anderen Kindern ihres Alter von zwei Erzieherinnen betreut. Die Frühförderung findet nun zwar nicht mehr statt. "Das ist nicht schlimm", meinen die Eltern, da sie ihr Kind jetzt den ganzen Kita-Alltag über nicht nur gut aufgehoben, sondern auch seinem Entwicklungsstand entsprechend gefördert und gefordert wissen. Sie sind optimistisch, dass Leonie bald laufen kann und die durch die Frühgeburt bedingte Entwicklungsverzögerung aufholt.