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Magdeburger Mediziner informierten über chronische Entzündungen in den Bronchien Asthma: Atemstau in den Lungenwegen

Von Uwe Seidenfaden 03.06.2013, 03:25

Über Asthma und Allergien informierten Magdeburger Fachärzte gestern auf dem Medizinischen Sonntag - einer Gemeinschaftsveranstaltung des Uniklinikums, der Urania und der Volksstimme.

Magdeburg l Es fällt sehr schwer, nur durch einen dünnen Strohhalm ruhig ein- und auszuatmen. Schon nach wenigen Atemzügen verspüre ich das beängstigende Gefühl, nicht mehr ausreichend Luft zu bekommen. Die Luftzüge werden schneller und intensiver. Nach kurzer Zeit breche ich den Selbstversuch ab.

Ähnliche Erfahrungen müssen unfreiwillig Menschen machen, die unter Asthma-Anfällen leiden. Etwa jeder fünfzehnte Bundesbürger hat ein Asthma bronchiale. Symptome sind wiederholte Hustenanfälle, pfeifförmige Atemgeräusche, Kurzatmigkeit und Luftnot bis hin zu Erstickungsanfällen.

Um zu verstehen, wie es zu den Asthma-Beschwerden kommt, informierte Dr. Karsten-Thomas Schulz, Lungenfacharzt mit eigener Praxis, zunächst über die Anatomie des menschlichen Atmungssystems. Durch Nase und Mund gelangt die Luft in die Luftröhre und weiter in die beiden Lungenflügel. Dort verzweigen sich die Atemwege (Bronchien) ähnlich wie die Zweige eines Laubbaumes.

Beim Asthma fällt die Ausatmung besonders schwer

Die Atemwege werden enger und münden schließlich in winzigen Lungenbläschen (Alveolen). Das sind die Orte, wo der lebensnotwendige Luftaustausch im menschlichen Körper erfolgt: Sauerstoff aus der eingeatmeten Luft gelangt in das Blut und Kohlendioxid aus dem Blut wird ausgeatmet.

"Bei Asthmatikern sind die Bronchien chronisch entzündet", so Prof. Jens Schreiber, Leiter des Fachbereiches Pneumologie am Magdeburger Uniklinikum. Sie schwellen an und behindern das Ausatmen. Die verbrauchte Luft verbleibt in den Lungenbläschen und verhindert, dass ausreichend frische Luft vom Körper aufgenommen werden kann. So kommt es zu einem Teufelskreislauf, genannt Asthma-Anfall: Der Betroffene versucht schneller und intensiver einzuatmen. Doch dadurch schwillt die entzündete Bronchialschleimhaut weiter an und die Luftnot nimmt zu.

Wichtig ist es, die individuell verschiedenen Auslöser asthmatischer Beschwerden ausfindig zu machen, so Prof. Schreiber. Das können unter anderem Tierhaare sein, Hausstaubmilben oder auch Blüten- und Gräserpollen.

Nicht immer steckt eine Allergie hinter den Problemen

Doch nicht immer werden asthmatische Beschwerden durch solche Allergene ausgelöst. Häufig handelt es sich auch um "Pseudoallergien", z.B. durch Nebenwirkungen auf Medikamente, Reaktionen auf verschiedene Inhalts- stoffe von Nahrungs- oder Röntgen-Kontrastmitteln. Auch Herzerkrankungen können zu schwerer Atemnot führen, als kardiales Asthma bezeichnet. Unterscheiden lassen sich Allergien und Pseudoallergien durch eine Blutanalyse auf ein bestimmtes Antikörper, das nur bei allergischen Reaktionen im Übermaß produziert wird: das sogenannte Immunglobulin E (IgE).

Ziel der Behandlung ist ein möglichst symptomfreis Leben. Und das kann durch eine Kombination aus Vermeidung des Allergenkontaktes und einer medikamentösen Akut- und Dauertherapie oftmals erreicht werden, so Dr. Schulz. Bei leichten bis mittelgradigen Beschwerden sind es inhalative kortisonhaltige Medikamente zur Entzündungskontrolle und akut wirksame Medikamente, die verengte Atemwege erweitern.

Die Nebenwirkungen von Kortison sind durch die Inhalation deutlich geringer als bei einer Tabletteneinnahme, so Dr. Schulz.

Gegen schwere Formen des allergischen Asthmas gibt es neue Therapien, die gegen das schon genannte Immunglobulin E wirken, so Prof. Schreiber. Weitere neue Medikamente gegen andere entzündungsfördernde Signalstoffe (z.B. Interleukin 5 und 13) sind in der Erprobung.

Grundsätzlich sollten Asthma-Patienten einige wichtige Verhaltensregeln beachten. Sie sollten unter anderem auf einen wirksamen Impfschutz gegen Infektionen der Luftwege achten, also Impfungen gegen die saisonale Grippe und gegen Lungenentzündungen. Wichtig ist auch das Erlernen von Notfall-Atemtechniken wie die sogenannte Lippenbremse. Praktische Tipps geben Allergologen, wenn Asthma-Patienten sich in ein systematisches Behandlungsprogramm für chronisch kranke Menschen (sogenanntes Disease-Management-Programm = DMP) einschreiben lassen, so Dr. Schulz. Die Anträge gibt es bei den Krankenkassen.