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Frühkindliche Karies Zahnpflege beginnt vor dem ersten Zahn

Häufig sind schon sehr kleine Kinder von Karies betroffen. Zahnärzte aus
Sachsen-Anhalt stellen deshalb ihre diesjährige
Frühjahrs-Beratungswoche rund um die Zahn-und Mundgesundheit vor.

04.04.2014, 01:14

Magdeburg (goe) l In Sachsen-Anhalt leidet jeder dritte Knirps schon im Kindergartenalter an einer der häufigsten Infektionen im Mund - an Karies. Nur 65,4 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen hatten laut Gesundheitsberichterstattung des Landes 2012 ein naturgesundes Milchgebiss. 16,4 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe wiesen ein erhöhtes Kariesrisiko auf.

Die Magdeburger Zahnärztin Dr. Nicole Primas kennt zahlreiche kleine Patienten mit 20 strahlenden Milchzähnen im Kindermund, aber auch solche, die beim Lachen nur noch schwarze Stummel zeigen können. Ihr jüngster Patient, dem sie unter Narkose die oberen Schneidezähne ziehen und anschließend eine Prothese anfertigen musste, lag in Windelhose auf dem Behandlungstisch.

"Leider stellen wir Zahnärzte fest, dass Kinder immer häufiger bereits ab dem zweiten Lebensjahr an Milchzahnkaries erkranken", sagt die Referentin für präventive Zahnheilkunde. Als Hauptursache nennt sie zuckerhaltige Getränke - vor allem Tees, Fruchtsäfte und Erfrischungsgetränke aller Art -, die die Kleinen mit der Nuckelflasche oftmals Tag und Nacht trinken können. Beginnend mit den oberen Milchschneidezähnen, kann das zur Frühkindlichen Karies führen und im Extremfall alle Milchzähne vollständig zerstören.

"Das muss aber nicht sein", ist Primas überzeugt. Die Eltern haben es in der Hand, ob die Zähne ihrer Kinder gesund bleiben, mahnt sie - durch Zahnpflege von Geburt an. Denn um einer Frühkindlichen Karies einfach und wirksam vorzubeugen, bedarf es lediglich einer zahngesunden Ernährung von Klein auf.

Bietet die Mutter dem Kind als Durstlöscher und zur Beruhigung nur ungesüßten Tee oder Wasser in der Babyflasche an, können den Zähnchen durchs Trinken keine Schäden entstehen. Auf süße Zwischenmahlzeiten sollte bei Kleinkindern gänzlich verzichtet werden, Zuckerhaltiges möglichst nur zu den drei Hauptmahlzeiten gereicht werden.

Wenn das erste Zähnchen durchbricht, ist es Zeit, mit der regelmäßigen Reinigung zu beginnen. Jeden Abend vor dem Schlafengehen sollten Mutti oder Vati mit einer speziellen Säuglingszahnbürste und einem Hauch fluoridhaltiger Kinderzahnpaste die Milchzähne reinigen. Ab dem zweiten Lebensjahr sollte zweimal täglich geputzt werden. Dann können die Kleinen auch schon an die selbständige Zahnpflege herangeführt werden. "Zahnpflege ist eine Kulturleistung wie Lesen, Rechnen oder Klavierspielen und muss früh erlernt werden, damit sie sicher beherrscht und zur hygienischen Gewohnheit wird", betont die Zahnärztin. "Die Eltern müssen immer nachputzen, damit die Zähne gründlich gereinigt werden - bis über die Einschulung hinaus!"

Außerdem sollten Eltern nicht verpassen, ihren Nachwuchs spätestens nach dem ersten Geburtstag erstmals dem Zahnarzt vorzustellen. Die moderne Zahnheilkunde hat alle Möglichkeiten, um Frühstadien von Zahnschäden zu erkennen und ohne den Griff zum Bohrer zu heilen. "Diese Chance sollten alle Eltern nutzen", rät Nicole Primas.

Die Zahnärzteschaft in Deutschland fordert deshalb, in das Kinder-Untersuchungsheft einen verbindlichen Hinweis auf zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen (FU) aufzunehmen. Zur zahnmedizinischen Prävention bei Kleinkindern halten sie bis zum 30. Lebensmonat drei FU für erforderlich. Diese würden den Eltern dann vom Kinderarzt verbindlich empfohlen, hoffen die Zahnärzte, um möglichst alle Kinder mit einer frühkindlichen zahnärztlichen Untersuchung zu erreichen.