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Entfernung der Gebärmutter Kleine Einschnitte mit großen Folgen

Gebärmutter-Entfernungen zählen zu den häufigsten chirurgischen
Eingriffen in Deutschland. Fast jede dritte Frau entschließt sich dazu.
Immer öfter kommen dabei auch minimal-invasive OP-Techniken zur
Anwendung.

Von Uwe Seidenfaden 09.04.2014, 03:21

Magdeburg l Schätzungen zufolge werden in Deutschland Jahr für Jahr bis zu 150.000 sogenannte Hysterektomien (Gebärmutter-Entfernungen, zum Teil auch in Kombination mit Eierstock-Entfernungen) durchgeführt. Laut dem "Deutschen Ärzteblatt" gehen Experten davon aus, dass inzwischen jeder dritten Frau im Laufe des Lebens die Gebärmutter entfernt wird. "Die Gründe für Hysterektomien können sehr vielfältig sein", sagt Privatdozent Dr. Atanas Ignatov, Oberarzt an der Universitätsfrauenklinik Magdeburg.

Gründe für die Gebärmutter-Entfernung können sein:

sehr starke Regelblutungen

schwere Menstruationsschmerzen (Dysmenorrhoe), die nicht anderweitig behoben werden können

ausgedehnte, wiederkehrende, gutartige Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle (Endometriose)

gutartige Tumoren der Gebärmutter (Myome)

Gebärmuttersenkungen (oftmals im Alter nach vielen Geburten)

bösartige Tumoren

Eine der häufigsten, zwingenden Gründe für eine Hysterektomie ist der Gebärmutterkrebs (Uteruskarzinom). Nach Angaben der Deutschen Krebsliga erkranken in Deutschland daran jährlich etwa 11.700 Frauen. Damit ist das Uteruskarzinom die dritthäufigste Krebserkrankung bei Frauen und die häufigste bösartige Erkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane überhaupt. Meist tritt der Gebärmutterkrebs erst nach den Wechseljahren (Menopause) auf. Die gute Nachricht ist, dass nach den medizinischen Statistiken immer weniger Frauen daran versterben, weil bei ihnen die Erkrankung rechtzeitig entdeckt und entfernt wird.

Kleinere Gewebeschnitte bedeuten schnellere Heilung

Noch bis vor wenigen Jahren war für die Gebärmutter-Entfernung eine große Operation mit Unterbauchschnitt (abdominale Hysterektomie) erforderlich. Heute sind Hysterektomien meistens mit Gewebe, Blut- und Nervenbahnen schonenderen Techniken möglich. Unterschieden wird nach dem Zugangsweg zwischen einer transvaginalen und der laparoskopischen Technik.

Transvaginal heißt, der Eingriff erfolgt unter Narkose durch die Scheide. Bei der laparoskopischen Technik werden Teile oder die gesamte Gebärmutter unter Narkose mit kleinen, chirurgischen Ins-trumenten durch wenige Zentimeter große Hautschnitte im Nabelbereich und Unterbauch entfernt.

"International geht der medizinische Trend zu laparoskopischen Gebärmutterentfernungen", erläutert Dr. Ignatov, der das Verfahren an der Universität Regensburg erlernte und dort mittlerweile fast täglich anwendete, bevor er Anfang dieses Jahres an die Magdeburger Universitätsfrauenklinik wechselte.

Minimal-invasive Eingriffe nicht so schmerzhaft für Patienten

"Der Eingriff eignet sich besonders für Frauen mit Voroperationen und bei anatomischen Verhältnissen, die eine Entfernung der Gebärmutter durch die Scheide nicht erlauben oder wenn eine Beurteilung der Bauchhöhle bei Gebärmutterkrebs notwendig ist", erläutert Dr. Ignatov.

Von Vorteil für die Patientinnen ist es, dass die minimal-invasiven Eingriffe weniger schmerzhaft als die Operation mit großem Bauchschnitt sind. Die Frauen können das Krankenhaus oftmals schon nach drei bis sechs Tagen wieder verlassen. Der Kinderwunsch lässt sich danach jedoch leider nicht mehr erfüllen - es sei denn, Eierstöcke und Gebärmutter würden retransplantiert. Das ist nicht ganz unmöglich, jedoch bislang eine extrem seltene Ausnahme.