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Finanzen Dispokredite richtig oder gar nicht nutzen

Sollten Bankkunden den Dispokredit ihrer Bank nutzen? Wenn ja, wie gehe
ich richtig mit der Verschuldung um? Die Volksstimme beantwortet
wichtige Fragen rund um den teuren Kredit für kleinere Summen.

23.04.2014, 01:23

Düsseldorf (dpa) l Dispokredite sind praktisch - und teuer. Mancher wittert Abzocke, doch haben die Verbraucher kaum eine Handhabe gegen die hohen Zinsforderungen der Institute: "Die Höhe der Dispozinsen wird nur durch die Sittenwidrigkeit begrenzt", erklärt Christian Urban von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Die Hürde dafür ist jedoch sehr hoch: Der Zinssatz müsste, so die Faustregel, mindestens 100 Prozent über den marktüblichen Preisen liegen." Diese bewegen sich laut Stiftung Warentest jedoch lediglich bei etwa 11 Prozent.

"Wem die Zinsen zu hoch scheinen, der kann das Gespräch mit der Bank suchen", empfiehlt Urban. "Eine rechtliche Auseinandersetzung sollte man sich alleine wegen des Kostenrisikos jedoch gut überlegen." Das Beste sei, den Dispo nie dauerhaft in Anspruch zu nehmen. Und auch wer ihn ab und an nutzt, sollte die Kosten im Blick behalten und im Zweifelsfall die Bank wechseln.

Um die hohen Kosten zu senken, kommt in manchen Fällen auch eine Umschuldung infrage, zum Beispiel in Form eines Ratenkredites. "Wer bereits überschuldet ist, für den ist das allerdings keine Lösung." Für Bankkunden ergeben sich viele Fragen, die allgemeinerer Natur sind:

Warum sind Dispokredite vergleichsweise teuer?
Die Kreditinstitute argumentieren mit den Kosten und den höheren Risiken. "Für die Bank ist die Bereitstellung eines solchen Dispokredites ziemlich teuer, das liegt an den höheren Kosten für Verwaltung und Ausfall", sagt Commerzbank-Chef Martin Blessing in einem "Bild"-Interview. Nach Angaben des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes (VzBv) ist das Ausfallrisiko von Dispokrediten allerdings deutlich geringer als bei billigeren Konsumentenkrediten. Bei Dispokrediten liege das Risiko bei 0,3 Prozent, bei Verbraucherkrediten hingegen bei 2,5 Prozent.

Wie viele Menschen sind überhaupt im Minus?
Nach einer Umfrage des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hatten 2012 16,5 Prozent aller Kunden von Geldhäusern in Deutschland einen Dispo- oder Überziehungskredit in Anspruch genommen. Im Schnitt waren sie mit 4383 Euro im Minus. Insgesamt haben Privatpersonen in Deutschland nach aktuellen Zahlen der Bundesbank ihre Konten um 11,86 Milliarden Euro überzogen. Die Tendenz ist allerdings rückläufig. Ende 2008 betrug der negative Saldo noch 17,06 Milliarden Euro.

Welche Banken haben bisher den Überziehungszins abgeschafft?
Bisher sind es vor allem Direktbanken und kleinere Institute. "Großbanken ziehen wohl nicht so schnell nach", schätzt FMH-Finanzberaterin Sigrid Herbst.