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Gemüse und Kräuter Der Garten im Quadrat

Selbst auf einem nur ein Quadratmeter großen Fleck Erde lässt sich ein
Gemüsegarten aufziehen. Die Oase kann auch auf einem Balkon stehen. Beim
"Square Foot Gardening" wird aber nicht nur Platz gespart, sondern auch
der Lebensmittelverschwendung vorgebeugt.

02.06.2014, 01:37

Stuttgart (dpa) l Der Gemüseanbau im eigenen Garten war lange Zeit ein notwendiges Muss zum Überleben. Das hat sich geändert. Umso verblüffender ist es, dass das Aufziehen von Tomate, Gurke Co. aktuell voll im Trend liegt. Der Verbraucher will einfach wissen, woher das Gemüse auf seinem Teller stammt. Es gibt inzwischen jede Menge Konzepte, auch noch so kleine Ecken des Gartens effektiv für den Gemüseanbau zu nutzen. Das sogenannte "Square Foot Gardening", das zu deutsch als "Gärtnern im Quadrat" bezeichnet wird, ist eines davon.

Die Methode erfand der US-Amerikaner Mel Bartholomew in den späten 70er Jahren. Der Garten ist ein quadratischer Kasten, der etwa 20 Zentimeter hoch und in gleich große Felder eingeteilt ist. "Man muss sich dieses Beet quasi als ein niedriges Hochbeet vorstellen", erklärt Folko Kullmann, Gartenbau-Ingenieur aus Stuttgart. In jedem Feld wächst eine andere Gemüseart.

Kleine Pflanzraster für Kräuter und Radischen

"Wenn man Gemüse in Reihen anbaut, wird häufig zu viel gesät oder gepflanzt." Und in einem normalen Beet ist zwischen den Pflanzen viel freie Erde vorhanden. "Da wächst Unkraut und man braucht viel Zeit, es zu entfernen", erklärt Kullmann. Also experimentierte der Erfinder Bartholomew mit dem Anbau. Er verringerte die Reihen- und die Pflanzabstände, bis ein quadratisches Beet übrigblieb, das drei englische Fuß im Quadrat misst. Umgerechnet ist es knapp einen Meter mal einen Meter groß, unterteilt in neun Quadrate. Das bringt einen weiteren Vorteil: "So kommt man von allen Seiten bequem an die Pflanzen bei der Ernte", erklärt der Gartenbau-Ingenieur Kullmann.

Seine persönliche Empfehlung für die Größe weicht etwas von Bartholomew ab: "Ein Kasten mit einer Kantenlänge von einem Meter und 30 mal 30 Zentimeter großen Beeten ist für Pflanzen wie beispielsweise Zucchini eindeutig zu klein", erklärt Kullmann. Er rät zu einer Kantenlänge von 120 Zentimetern. So hat der Hobbygärtner entweder ein Raster zum Unterteilen in 30 mal 30 Zentimeter oder 40 mal 40 Zentimeter große Pflanzeinheiten. In dem kleineren Raster kann man vor allem Kräuter, Blattsalate oder Radieschen optimal anbauen. Das größere Raster ist ideal für Arten mit einer längeren Kulturdauer wie Tomaten, Paprika und Zucchini.

Entwässerung ist wichtig

Der Vorteil des Gärtnerns im Quadrat ist vor allem die Tatsache, dass der Hobbygärtner nicht in Versuchung kommt, zu viel auszusäen. "Die Mengen, die man aufzieht, reichen für eine gängige Haushaltsgröße vollkommen aus", erklärt Kullmann. Hinzu kommt, dass man eine bunte Mischkultur hat, verknüpft mit dem Vorteil der Topfkultur, unabhängig von der Qualität des Bodens gärtnern zu können.

Zum Bau verwendet der Hobbygärtner am besten Leimholzbretter. Der Kasten wird auf die Erde im Garten oder auf eine gepflasterte Fläche gestellt. Ist der Untergrund etwa betoniert, ist es ratsam, einen Holzboden am Kasten zu haben. Durch Löcher kann das Wasser ablaufen. Die Höhe der Einfassung kann dann bis zu 30 Zentimeter hoch sein, damit das Gemüse ausreichend Raum für seine Wurzeln hat. Für Kräuter und Salate reichen 20 Zentimeter Kastenhöhe aus.

"Wie bei einer guten Blumenerde muss das Substrat luftig, krümelig und strukturstabil sein", erklärt Joachim Mayer, Buchautor aus Gau-Algesheim (Rheinland-Pfalz). Wo es an geeignetem Boden fehlt, empfiehlt der Agraringenieur Dachgartenerden, die sich speziell für die Intensivbegrünung eignen, oder Trogerden, denen man je nach Nährstoffbedarf der Pflanzen bis zu ein Viertel Kompost untermischt.