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"Vernetztes Wohnen" Wenn das Schlüsselbrett blinkt und der Herd warnt

28.07.2014, 07:07

Hamburg (dpa) l Gisela Parchmann und ihrem Mann Heinrich hat es das Schlüsselbrett angetan. Wann immer sie die Musterwohnung im Hamburger Stadtteil Uhlenhorst betreten oder verlassen, stets geht über dem neben der Tür installierten Haken ein Licht an - erinnert daran, den Hausschlüssel mitzunehmen oder ihn wieder an seinen Platz zu hängen. "Wie oft weiß man nicht mehr, wo man ihn hingelegt hat." Und die per Tablet-PC oder Fernbedienung regelbaren Vorhänge, Fenster und Lampen halten die 66-Jährige und ihr 65-jähriger Mann für ebenso gelungen wie elektronische Warnhinweise, dass der Herd noch an ist.

"Vernetztes Wohnen im Quartier" heißt das Projekt. Zum einen geht es darum herauszufinden, welche technischen Hilfsmittel sinnvoll sind, um ältere Leute lange in ihren vier Wänden zu halten. Zum anderen gehen die Initiatoren der Frage nach, wie sich Senioren und Nachbarn über Apps so verknüpfen lassen, dass eine Gemeinschaft entsteht. Zudem sollen möglichst auch Dienstleistungen integriert werden können.

Gut 1,2 Millionen Euro kostet das von der Universität Hamburg begleitete Projekt. Fast die Hälfte übernimmt dabei die EU über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Neben der EU und Privatunternehmen beteiligt sich auch Hamburgs Gesundheitsbehörde an dem Projekt - aus einem einfachen Grund: In Deutschland werden die Alten immer mehr - und sie zu betreuen wird immer teuer. Sozialverbände warnen schon jetzt und auch die Politik fürchtet, dass eine Heim-Betreuung bald nicht mehr bezahlbar sein könnte.

Für Projektkoordinator Bernd Hillebrand ist das "Vernetzte Wohnen" dennoch "kein gerontologisches Projekt". Denn im Grunde seien die technischen Helferlein für jede Altersgruppe interessant. Während sie bei den Jüngeren eher Wellness-Charakter hätten, böten sie den Älteren tatsächliche Lebenshilfe - wenn auch derzeit noch eine kostspielige, wie der Geschäftsführer eines Informations- und Elektrotechnikunternehmens, Reinhard Heymann, einräumt. Er geht jedoch davon aus, dass die Preise mit der Nachfrage purzeln - sofern die Wohnungswirtschaft bereits beim Neubau entsprechende Umrüstmöglichkeiten vorsehe.