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Medizinischer Sonntag Innere Unruhe durch Herzjagen

Das Herz kennt keine Ruhe. Über Störungen im Herzrhythmus informierten am Sonntag Magdeburger Ärzte auf dem Medizinischen Sonntag, einer Gemeinschaftsveranstaltung des Uniklinikums, der Magdeburger Urania und der Volksstimme.

Von Uwe Seidenfaden 24.11.2014, 02:31

Magdeburg l Es kommt auf den richtigen Rhythmus an. Das gilt nicht nur beim Musizieren oder Tanzen, sondern auch für den Herzschlag. Abhängig von der körperlichen und psychischen Belastung ist dieser erstaunlich variabel - von etwa 50 bis über 150 Schläge pro Minute. Die Variabilität ist notwendig, da Organe wie beispielsweise die Lunge, das Gehirn oder die Muskeln bei Anstrengungen mehr Energie in Form von Sauerstoff und Kohlenhydraten verbrauchen als in entspannten Ruhesituationen. Und diese Energie bekommen sie nur, wenn das Herz verstärkt Blut durch den Körper pumpt.

Normalerweise ist das Herz eine sehr zuverlässige, synchron laufende "Automatikpumpe". Dafür sorgen interne Taktgeber-Zellen und ein Geflecht aus elektrischen Leitungsbahnen, welche die sogenannten Vorhöfe und Hauptkammern synchron schlagen lassen. Oberarzt Dr. Samir Said von der Uniklinik für Kardiologie demonstrierte diesen lebenswichtigen Vorgang und was dabei mitunter schiefgehen kann in beeindruckenden Videos.

Nicht selten ist ein sogenanntes Herzjagen, bei dem das Herz ganz plötzlich mit einer Frequenz von 140 bis 220 Schlägen pro Minute rast. Manche Patienten fühlen dabei eine innere Unruhe, Schwindel oder Atemnot. Für das zeitweilige Herzjagen (Tachykardien) kann es verschiedene Ursachen geben.

Manches Herzjagen ist gesundheitlich unbedenklich. Dagegen kann schon ein getrunkenes Glas kaltes Wasser helfen. Von anderen "Ratschlägen" wie den Daumendruck auf das Auge oder auf die Halsschlagader, rät Dr. Said wegen möglicher Komplikationen dringend ab.

Für die Diagnose der Ursache einer Herzrhythmusstörung stehen den Medizinern das Ruhe-, das Belastungs- und das Langzeit-EKG zur Verfügung. Speziellere Techniken sind sogenannte Ereignis-Rekorder, die unter die Haut eingesetzt werden und bis zu drei Jahre lang Herzdaten sammeln.

"Insbesondere bei älteren Menschen gehen den Herzrhythmusstörungen nicht selten Entzündungen in den Blutbahnen voraus, die ein Forschungsschwerpunkt im Gesundheitscampus Magdeburg sind", so Prof. Dr. Rüdiger Braun-Dullaeus, Direktor der Uniklinik für Kardiologie. Entzündungsprozesse stehen oft am Beginn von Gefäßablagerungen und der Bildung von Blutgerinnseln, die u.a. Herzinfarkte auslösen. Diese wiederum hinterlassen oftmals Narben im Herzen, Schwächungen des Herzmuskels sowie Störungen des Herzschlages.

Der Behandlung von Herzrhythmusstörungen dienen neben verschiedenen Medikamenten auch elektronische Implantate - das sind Herzschrittmacher bei einem zu langsamen Herzschlag und sogenannte Defibrillatoren bei Herzjagen. Darüberhinaus besteht an der kardiologischen Uniklinik die Möglichkeit, die fehlerhaften Leitungsbahnen im Herzen mit Hochfrequenzstrom zu unterbrechen. Dabei handelt es sich um einen minimal-invasiven Herzkatheter-Eingriff.

"Voraussetzung für das Gelingen dieser Maßnahme ist die genaue Lokalisation der Störung", so Dr. Said. Dafür verfügt das Magdeburger Kardiologenteam über eines der modernsten diagnostischen Geräte zur dreidimensionalen Bildgebung des schlagenden Herzens.

Beide Vorträge finden Sie hier.