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Organschäden Nieren brauchen von innen Schutz

Jeder Motorradfahrer im Frühling tut gut daran, auf einen äußeren
Nierenschutz zu achten. Mindestens ebenso wichtig ist der innere
Nierenschutz für jedermann.

Von Uwe Seidenfaden 10.03.2015, 02:16

Magdeburg l Was für das Auto die Waschstation, sind für das Blut im Körper unsere Nieren. Die meisten Menschen haben davon zwei - manchmal auch mehr. Jede ist normalerweise fast so groß wie eine Hand. Bis zu 300 Mal am Tag durchläuft die gesamte Blutmenge eines Menschen die Nieren. Das sind etwa 1500 Liter täglich - bzw. zehn volle Badewannen.

Die eigentliche Blutwäsche erfolgt durch etwa eine Million winzige Nierenkörperchen. In ihnen wird ein Teil der Blutflüssigkeit in dünne Harnkanälchen gepresst. Dabei werden Blutkörperchen und größere Eiweißmoleküle ähnlich wie gemahlener Kaffee in einer Filtermaschine zurückgehalten. Der in die Harnkanälchen gepressten Flüssigkeit wird dann noch einmal ein Großteil des Wassers und kleinere Eiweißmoleküle entzogen, die vom Körper wiederverwendet werden. Der Rest sind etwa 0,5 bis zwei Liter Harnflüssigkeit, die täglich ausgeschieden wird.

Sie produzieren lebenswichtige Hormone
"Über die Reinigung des Blutes hinaus erfüllen die Nieren aber auch noch andere Funktionen", so Prof. Dr. Peter Mertens, Direktor der Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie. "Sie nehmen Einfluss auf den Blutdruck, den Flüssigkeitshaushalt sowie das Säure-Basen-Gleichgewicht und den Salzgehalt in unserem Körper." Außerdem produzieren sie wichtige Hormone, wie das Erythropoetin, das für die Produktion der roten Blutkörperchen wichtig ist, und eine Vorstufe des aktiven Vitamin D.

All das läuft kontinuierlich ein Leben lang, ohne dass wir darüber nachdenken müssen. Doch leider kann es auch zu Einschränkungen der Nierenfunktion kommen, ohne dass der Mensch davon etwas spürt. Sinkt die Filterleistung der Nieren um mehr als die Hälfte ab, kann das zu weiteren Organschäden führen. "Wir wissen heute, dass eine verminderte Nierenfunktion der größte Risikofaktor für Herzkreislauferkrankungen und Schlaganfälle ist", so Professor Mertens. Und in der Regel macht sich dies nicht durch Schmerzen oder Urinfarbänderungen bemerkbar. Nur die Laboruntersuchung des Bluts oder Urins weisen darauf hin.

Ist die Funktionsleistung der Nieren um mehr als 90 Prozent eingeschränkt, sprechen Ärzte von einem terminalen Nierenversagen. Die Betroffenen benötigen dann eine Dialyse oder künstliche Niere. Oftmals sind langdauernde entzündliche Nierenveränderungen nachweisbar, die auf dem Gesundheitscampus Magdeburg unter dem Titel "Entzündung verstehen, Volkskrankheiten heilen" in einem Sonderforschungsbereich intensiv erforscht und hinsichtlich entzündungshemmender Therapien studiert werden.

Prinzipiell kann ein Nierenversagen jeden treffen. Oft kommt es dazu in der zweiten Lebenshälfte. "Besonders gefährdet sind Diabetiker, Menschen mit Bluthochdruck oder starkem Übergewicht und Raucher", so Prof. Mertens.

Bluthochdruck bleibt oftmals unerkannt
"Ähnlich wie Nierenschäden bleibt auch der Bluthochdruck oftmals längere Zeit unbemerkt. Beide Erkrankungen können sich somit gegenseitig verstärken", erklärt Oberarzt Dr. Christos Chatzikyrkou.

Um Fehlfunktionen frühzeitig zu erkennen, raten die Ärzte zu Check-up-Untersuchungen ab 35 Jahren beim Hausarzt. Dabei sollte der Blutdruck möglichst unter 140/90 mm Hg und der HbA1c-Langzeitwert für die Zuckerkonzentration im Blut unter 6% liegen. Je länger die Blutdruck- und Blutzuckerwerte unzureichend sind, desto größer ist das Risiko einer Nierenschädigung. Die Filterleistung nimmt ab und auch nützliche kleine Eiweißmoleküle wie das Albumin werden mit dem Harn ausgeschieden. Nachweisen lässt sich eine Nierenschädigung mit einem Urintest, der die Eiweißpartikel im Urin misst (Albuminurie-Test). Liegt bereits eine Nierenschädigung vor, ist eine weitere, meist medikamentöse Senkung des Blutdrucks eine wichtige Schutzmaßnahme, um das Fortschreiten der Erkrankung und damit die Dialysepflicht zu verzögern. Je früher erkannt, desto eher kann der Funktionsverlust und die Dialyse-Pflicht durch eine Medikamenten-Therapie aufgehalten werden.