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Schienbeinkantensyndrom ist eine typische Läuferverletzung Laufpause ist beste Therapie

Es drückt, es schmerzt, und es dauert: Das Schienbeinkanten-Syndrom ist
eine typische Läuferverletzung, die nicht leicht zu behandeln ist.

Von Matthias Jung 16.03.2015, 01:22

Frankfurt (dpa) l Druckgefühl und Schmerzen im Schienbein: Wenn Läufer mit diesen Beschwerden zu Ingo Tusk kommen, dann weiß der Orthopäde, dass es mit ein paar medizinischen Handgriffen in der Regel nicht getan ist. Denn das können Anzeichen für das Schienbeinkanten-Syndrom sein. "Diese Patienten sind schwierig zu behandeln, weil es lange dauert, bis die Beschwerden weg sind", sagt der Chefarzt der Abteilung Sport- orthopädie und Endoprothetik an den Frankfurter Rotkreuz-Kliniken.

Besonders Läufer bekommen die Shin Splints, wie die Verletzung auch genannt wird. "Das ist ein typisches Laufbelastungssyndrom", erklärt Tusk.

Die Patienten sprechen laut Patrik Reize, Ärztlicher Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Stuttgart, von einem diffusen Druckgefühl am Unterschenkel. Es trete oft an der Innenseite des Schienbeins auf, manchmal auch außen. Der Schmerz kommt zunächst nach dem Beginn eines Laufes und bleibt bis zum Ende der Belastung. Die Schmerzen können noch mehrere Tage anhalten. Irgendwann muss man deshalb das Training abbrechen.

Der Schmerz ist da, wo der Muskel an der Knochenhaut der Schienbeinkante ansetzt. Bei manchen steht er im Zusammenhang mit dem Fußgewölbe. Dieses wird vom hinteren Schienbeinmuskel, dem Musculus tibialis posterior, aufgespannt. "Wenn das Gewölbe zu flach ist, kann ein Ansatzschmerz am Knochen entstehen, der nur mühsam zu behandeln ist. Denn alles, was knochennah ist, ist schlecht durchblutet. Daher kommt die lange Behandlung", erklärt Tusk. Doch auch eine sportliche Überbelastung durch zu viel Training oder einen zu geringen Fitnessgrad könne zu einer Entzündung am Ansatz der Muskelsehne am Knochen führen.

Sport-Wiedereinsteiger am häufigsten betroffen
Reize nennt daher als Klassiker unter den Betroffenen den schlecht trainierten, vielleicht übergewichtigen, aber ehrgeizigen 40-Jährigen, der nach einer längeren Pause wieder mit dem Laufen beginnt und zu schnell zu viel erreichen will. Die zweite Gruppe seien Extremsportler, die sehr häufig oder sehr lange trainieren.

Wichtig ist, möglichst früh zum Arzt zu gehen, bevor das Syndrom chronisch wird. Genau das aber machen viele nicht. Um eine Verstetigung der Beschwerden zu verhindern, wird zunächst häufig eine Sportpause empfohlen. Aber das fällt besonders Menschen schwer, die gerade den Sport (wieder-)entdeckt haben. Die Behandlung dauert in aller Regel bis zu sechs Wochen.

Zudem sollte überprüft werden, ob der Patient in den richtigen Schuhen läuft. Patrick Befeldt von der Deutschen Fitnesslehrer Vereinigung (DFLV) rät zusätzlich dazu, die Muskulatur am Sprunggelenk zu trainieren und vorbeugend ein begleitendes Kraft- und Koordinationstraining.

Das Schwierigste sei jedoch, die Leute auszubremsen, erklärt Befeldt. "Denn ganz entscheidend ist: Es muss ausheilen."