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Venenthrombosen Schmerzende Beine können auf Blutgerinnsel hindeuten

Von Uwe Seidenfaden 09.04.2010, 06:53

Geschwollene und schmerzende Beine können ein Hinweis auf Blutgerinnsel in den Venen sein. Wer die Beschwerden nicht ernst nimmt, riskiert auf Dauer offene Wunden oder lebensgefährliche Lungenembolien. Jährlich sterben in den 25 Ländern der Europäischen Union schätzungsweise 543 000 Menschen an Komplikationen als Folge einer tiefen Venenthrombose.

Magdeburg. Es begann mit einem Schmerz in der linken Wade, erinnert sich ein 47-jähriger Mann, der seit langem als Taxifahrer arbeitet. Als er seine Unterschenkel anfühlt, bemerkt er, dass die linke Seite verdickt und verhärtet ist. Die leicht bläuliche Verfärbung des Beines und die Schmerzen lassen nichts Gutes erahnen. Er fährt in eine Notambulanz, wo die Ärzte eine tiefe Venenthrombose diagnostizieren. Wie viele Patienten in seiner Lage bekam auch dieser Taxifahrer sofort blutverdünnende Injektionen, bevor er zur langzeitigen Therapie der Thrombose und Verhinderung einer Lungenembolie auf Tabletten umgestellt wurde.

Regelmäßig muss er jetzt in die Klinik fahren, wo seine Gerinnungswerte überprüft werden, um eine zu starke Gerinnungshemmung mit Blutungsgefahr oder eine zu geringe Gerinnungshemmung mit Gefahr der Thromboseausbreitung auszuschließen. Das ist eine erhebliche Belastung für den berufstätigen Mann, der noch in der Mitte seines Lebens steht.

" Tiefe Venenthrombosen entstehen durch Blutgerinnsel – die sogenannte Thromben ", sagt Dr. Zuhir Halloul, Leiter des Arbeitsbereiches Gefäßchirurgie der Magdeburger Universitätsklinik. Durch den stark eingeschränkten Blutrückfluss zum Herzen schwellen die betroffenen Gliedmaßen schmerzhaft an. Teilweise kommt es auch zu Blauverfärbungen der Haut an den betroffenen Stellen und später zur Ausbildung von Krampfadern.

" Ein Thromboseverdacht muss unverzüglich abgeklärt werden ", rät Dr. Tom Schilling, Leiter Abteilung für Klinische und Interventionelle Angiologie und Diabetologie am Gefäßzentrum des Harz-Klinikums Wernigerode-Blankenburg. Dabei ist die Ultraschalluntersuchung die Methode der ersten Wahl. " Die klinische Untersuchung und in einigen Fällen die Bestimmung spezieller Laborwerte kann dieses Verfahren ergänzen ", rät der Gefäßspezialist. Eine früher übliche strahlenbelastende Röntgendarstellung der Venen ( Phlebographie ) ist nur noch in Einzelfällen erforderlich.

Die Behandlung der tiefen Venenthrombose richtet sich nach Ursache und Ausdehnung der Thrombose sowie nach den Begleiterkrankungen des Patienten. Generell sollte eine Ausbreitung der Gerinnsel und eine Verschleppung in die Lungengefäße ( Lungenembolie ) schnellstmöglich verhindert werden. Das geschieht in den meisten Fällen zunächst durch Injektionen blutverdünnender Substanzen ( Heparin oder Fondaparinux ), gefolgt von der Einnahme von Tabletten ( Marcumar oder Falithrom ). " Zusätzlich wird das betroffene Bein mit einem Kompressionsverband und später mit einem Kompressionsstrumpf der Klasse II versorgt ", sagt Dr. Schilling. Das verhindert eine Ansammlung von Gewebewasser in den Beinen ( Ödeme ) und damit die Entstehung von Gewebeveränderungen bis hin zu Beingeschwüren ( Ulcus cruris ).

Besonders gefürchtet ist die Verschleppung der Blutgerinnsel vom Bein in die Lungengefäße. Die Folge wäre eine lebensbedrohliche Lungenembolie.

Früher wurde mit aggressiven Medikamenten versucht, die Thrombosen aufzulösen ( Thrombolyse ). Dies führte leider zu erhöhten Komplikationsraten bis hin zu tödlichen Hirnblutungen. Darum wurde dieser Weg weitgehend verlassen. " Auch die Operation bleibt Einzelfällen vorbehalten ", so Dr. Halloul. " In der Regel führt sie leider nicht zu einer Reduktion akuter Komplikationen wie der Lungenembolie oder von Spätfolgen ", unterstreicht Dr. Schilling.

Neue Wirkstoffe

" Um unerwünschte Nebenwirkungen der Langzeittherapie mit Falithrom oder Marcumar zu reduzieren, werden derzeit weltweit neue Wirkstoffe untersucht, die gezielt auf die Blutgerinnungsfaktoren Thrombin und Faktor Xa wirken ", so Professor Sebastian Schellong, Direktor der II. Medizinischen Klinik, Kardiologie und Angiologie, am Universitätsklinikum Dresden. Die Hoffnung ist, damit Menschen mit einem erhöhten Thromboserisiko besser als bislang zu schützen und gleichzeitig Therapiekomplikationen zu vermeiden.