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Beitragserhöhung bei den privaten Krankenversicherungen Statt den Anbieter besser in einen anderen Tarif wechseln

21.01.2010, 04:52

Die Beiträge zur privaten Krankenversicherung sind zum Jahreswechsel zum Teil enorm angestiegen. Die Zeitschrift Finanztest hat rund 400 Leserzuschriften ausgewertet und festgestellt, dass manche Versicherte bis zu 30 Prozent mehr zahlen müssen als noch im Jahr zuvor. Die Versicherer nennen für die Steigerungen mehrere Gründe, wie etwa die erhöhte Lebenserwartung. Eine große Rolle spielen aber vor allem die gestiegenen Ausgaben, besonders für die ambulante Versorgung. Eine Kündigung ist für Kunden dennoch keine gute Lösung.

Berlin ( rgm ). Steigen die Ausgaben für die Leistungen, müssen die Versicherer aktiv werden. Sie sind verpflichtet, jedes Jahr für all ihre Tarife nachzurechnen, ob ihre Ausgaben höher sind als vorher kalkuliert. Liegen die Ausgaben mehr als zehn Prozent über den vorab errechneten Beträgen, muss das Unternehmen höhere Beiträge verlangen. Langjährige Kunden sind daher an Steigerungen von etwa fünf Prozent im Jahr gewöhnt.

Trotz der gestiegenen Beiträge ist es in den meisten Fällen keine gute Lösung, den Vertrag zu kündigen, sagt Finanztest. In die gesetzliche Krankenkasse kommen die Aussteiger in der Regel nicht zurück. Und der Wechsel zu einem anderen privaten Versicherer kann sie eine Menge Geld kosten. Das liegt vor allem daran, dass sie in dem Fall ihre Altersrückstellungen komplett oder zum Teil verlieren.

Altersrückstellungen bildet der private Krankenversicherer von den Beiträgen der Versicherungsnehmer in jungen Jahren. Die Rückstellungen helfen, die mit dem Alter steigenden Ausgaben zu decken. Sonst würden die Beiträge mit den Jahren aufgrund des höheren Krankheitsrisikos noch mehr steigen, als sie es sowieso schon tun. Wechseln Privatversicherte nun den Anbieter, könnten sie die Altersrückstellungen komplett oder zumindest zum Teil verlieren.

Besser als ein Anbieterwechsel ist es deshalb, beim bisherigen Versicherer nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. Hierfür kommen mehrere Alternativen infrage :

Tarifwechsel : Bis auf wenige Ausnahmen bieten die privaten Krankenversicherer mehrere Tarifwerke an. Je nachdem, welchen Schutz der Versicherte vorher hatte und wofür er sich nun entscheidet, kann ein solcher Wechsel weit mehr als 100 Euro im Monat bringen. Die Ersparnis geht jedoch fast immer zulasten der Leistungen.

Leistungen abspecken : Womöglich besteht auch noch die Chance, an den Leistungen im derzeitigen Tarif etwas zu ändern. Das hängt aber davon ab, welche Leistungen Kunden vorher vereinbart hatten und ob noch Spielräume nach unten da sind. Verzichten sie zum Beispiel auf das Zweibettzimmer im Krankenhaus und erklären sich bereit, ins Mehrbettzimmer zu gehen, können sie sparen. Wie viel, ist je nach Tarif ganz unterschiedlich : Es können zehn Euro im Monat sein, möglich sind aber auch über 50 Euro Ersparnis.

Selbstbehalt erhöhen : Erklären sich Privatversicherte bereit, ihren Selbstbehalt zu erhöhen und zum Beispiel für Arztbesuche und Medikamente mehr aus eigener Tasche zu zahlen, kann das Ersparnisse bringen. Oft sinkt der Beitrag dadurch so stark, dass der Versicherte selbst dann günstiger dran ist, wenn er Behandlungsund Arzneikosten bis zur vollen Höhe des vereinbarten Selbstbehalts zahlen muss. Allerdings können auch die Versicherer den Selbstbehalt erhöhen. Wird jemand tatsächlich krank, steigt die Belastung für den Versicherungsnehmer dadurch so weit, dass ihm die Ausgaben doch über den Kopf wachsen.

Finanztest-Tipps

Wechsel : Wenn Sie privat versichert sind, lohnt sich ein Anbieterwechsel in aller Regel nicht. Versuchen Sie, bei Ihrem bisherigen Versicherer ein günstigeres Angebot zu bekommen – zum Beispiel durch den Wechsel in einen anderen Tarif oder durch Abspecken der Leistungen.

Standardtarif : Wenn Sie als älterer Privatversicherter feststellen, dass Ihnen die Beiträge über den Kopf wachsen, prüfen Sie, ob der Standardtarif für Rentner für Sie infrage kommt. Der Tarif bietet zwar deutlich weniger als die normale Krankenvollversicherung, doch Sie können

meist Beiträge sparen.

Neukunden : Stehen Sie vor der Wahl, von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung zu wechseln, überlegen Sie sich gut, ob Sie auf Dauer steigende Beiträge zahlen können. Gerade im Rentenalter kann die Belastung enorm werden, ein Zurück in die gesetzliche Krankenkasse ist kaum möglich.

Service : Auf das Gespräch mit dem Versicherer können Sie sich mit Hilfe des Finanztest-Computerservices vorbereiten. Finanztest ermittelt, welche Tarife für Sie infrage kommen und was Ihr derzeitiger Versicherer noch anbietet. Dann können Sie ihn gezielt nach Alternativen zu Ihrem jetzigen Schutz fragen. Die Versicherungsbeiträge, die Finanztest nennt, gelten zwar für Neukunden, doch sie geben einen Anhaltspunkt. Der Service kostet 18 Euro. In einem anschließenden Telefonat ( 50 Cent / Minute ) können Sie gemeinsam mit den Finanztest-Experten weitere Alternativen suchen. Zur Analyse gelangen Sie unter www. test. de / analysen.

• Leistungen prüfen : Schauen Sie sich Ihre Vertragsbedingungen an und überlegen Sie, ob es einzelne Leistungen gibt, auf die Sie verzichten können – zum Beispiel die Unterbringung im Einzelzimmer.

• Versicherer fragen : Wenn Sie aus den Vertragsbedingungen nicht schlau werden, fragen Sie bei Ihrem Versicherer nach. Erkundigen Sie sich dort unbedingt nach anderen Tarifen und Tarifbausteinen.

• Selbst suchen : Schauen Sie auch im Internet bei Ihrem Versicherer nach, für welche Tarife er dort wirbt und ob diese für Sie infrage kommen könnten.

• Mindestleistungen :

Schrauben Sie Ihre Leistungsansprüche nicht zu tief, ein Zurück zu höheren Leistungen gibt es in der Regel nicht. Wenn Sie ein Billigangebot wählen, haben Sie unter Umständen nur noch Anspruch auf Leistungen deutlich unter denen der gesetzlichen Krankenversicherung.