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Schweinegrippe Ärzte raten bei Quecksilber-Allergie von Impfung ab

Von Nuno Ramos 17.11.2009, 04:52

Schönebeck. Luise Fiedler leidet an einer Quecksilber-Allergie. Das stellt die Schönebeckerin bei der Impfung gegen die Neue Grippe ( Schweinegrippe ) vor ein Problem. Obwohl sie als Diabetikerin zur Risikogruppe gehört, raten ihr die Ärzte von der Impfung ab. Der Grund : Im Pandemrix-Impfstoff befindet sich die Quecksilberverbindung Thiomersal. Jede Impfdosis enthält fünf Mikrogramm der Quecksilberverbindung, bestätigte der Hersteller Glaxo-SmithKline ( GSK ) auf Volksstimme-Nachfrage. Thiomersal soll den Impfstoff vor Keimen schützen.

Schließt dieses Konservierungsmittel Allergiker wie Luise Fiedler von der Impfung aus ? " Grundsätzlich raten wir bei Quecksilber-Allergien von einer Impfung gegen die Neue Grippe ab ", sagt der Magdeburger Dermatologe Rolf-Ulrich Willms. Das Gesundheitsamt des Salzlandkreis, unterstützt diese Aussage. " Wir raten zur Zurückhaltung ", sagt Amtsärztin Martina Unger, Details müssten Betroffene mit ihrem behandelnden Arzt klären.

Eine Quecksilber-Allergie sei laut medizinischer Fachliteratur sehr selten, sagt Christian Schulz, Mediziner an der Uni-Klinik für Infektiologie in Magdeburg. Ein Test beim Hautarzt kann die Allergie nachweisen. Doch was ist mit Menschen, die nichts von ihrer Quecksilber-Allergie wissen und sich impfen lassen ? " Die fünf Mikrogramm Quecksilber pro Impfung sind marginal ", sagt Christian Schulz. " Wenn man zwei Lachsfilets verzehrt, nimmt der Körper mehr Quecksilber auf als bei der Impfung. " Mehr als eine lokale Reaktion, beispielsweise an der Einstichstelle, sei nicht zu erwarten, so der Mediziner. Der Mensch nehme täglich etwa fünf bis sieben Mikrogramm Quecksilber mit der Nahrung auf. "

Obwohl jede Allergie auch extreme Reaktionen hervorrufen könne, überwiege der Nutzen die Risiken, erklärte Christian Schulz. Trotzdem sollten sich Menschen mit einer Quecksilber-Allergie nicht impfen lassen. Unnötige Risiken gelte es nämlich zu vermeiden, so Schulz. Wer von einer Allergie weiß, sollte auf die Impfung verzichten. Alle anderen sollten sich davon aber nicht beunruhigen lassen.

Für Luise Fiedler bleibt allerdings unverständlich, warum sie als Allergikerin keinen anderen Impfstoff erhalten kann. Die für die Bundeswehr eingekauften Dosen Celvatan des US-amerikanischen Herstellers Baxter kommen ohne Quecksilber aus, bestätigte das Gesundheitsministerium Sachsen-Anhalt. Es stünde aber im ganzen Bundesland kein Celvatan zur Verfügung, sagte Dr. Heidemarie Willer, Referentin für medizinische Angelegenheiten im Gesundheitsministerium. Zwar gebe es Gespräche mit einem australischen Hersteller, der auch kein Quecksilber verwende. Doch dessen Impfstoff sei nur für Schwangere vorgesehen, so Willer weiter.

Dabei stehen die Quecksilber-Allergiker nicht alleine da. In Pandemrix sind auch organische Hühnereiweißverbindungen vorhanden. " Der Forschung zufolge haben ein bis zwei Prozent aller Kinder eine Hühnereiweißallergie ", sagt Christian Schulz.

Doch auch hier gelte, lieber auf die Impfung zu verzichten, auch weil die Grippe bisher sehr mild verlaufe, so Dermatologe Willms. Die Bevölkerung müsse auch nicht zu 100 Prozent geimpft werden. Es reichen sechs von sieben Menschen, erklärt der Hautarzt. Die Ansteckungsgefahr sei dann, statistisch gesehen, äußerst gering.