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Am Montag ist Welt-Alzheimertag Bei Demenz-Verdacht mit Betroffenem zum Arzt gehen

19.09.2009, 05:25

Es beginnt mit Kleinigkeiten. Man vergisst, wo man sein Fahrrad abgestellt hat, was es am Mittag zu Essen gab. Oder man geht am Morgen zum Bäcker und hat Schwierigkeiten, sich an den Heimweg zu erinnern. " Treten Störungen des Gedächtnisses, der Orientierung sowie des Denk- und Urteilsvermögens mindestens ein halbes Jahr lang auf, lautet die Diagnose in vielen Fällen Demenz ", erklärt Dr. Christiane Roick, Ärztin im AOK-Bundesverband. Ursache für eine Demenz ist in etwa zwei Dritteln der Fälle die Alzheimer-Krankheit.

Berlin ( rgm ). Im frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit stehen Einbußen des Gedächtnisses im Vordergrund. Dazu kommen Orientierungs- und Sprachstörungen. Den Patienten fällt es immer schwerer, eigene Urteile zu fällen und Entscheidungen zu treffen. Oft leiden die Patienten unter Stimmungsschwankungen und ziehen sich zurück. Körperliche Anzeichen fehlen in den ersten Krankheitsjahren.

Besteht der Verdacht auf eine Alzheimererkrankung, sollten Angehörige mit dem Betroffenen zum Arzt gehen. Durch psychologische Tests kann der Mediziner das Denkvermögen sowie die Sprach- und Wahrnehmungsfähigkeit des Patienten überprüfen. Um andere Ursachen auszuschließen, untersucht der Arzt die Blutwerte, misst die Hirnströme und führt eine Computertomografi e durch.

Um die Diagnose stellen zu können, benötigt der Arzt auch die Angaben einer gut informierten Bezugsperson. Einen zuverlässigen Labortest für die Bestimmung der Alzheimer-Krankheit gibt es bisher noch nicht.

Im mittleren Stadium der Krankheit benötigen die Patienten zunehmend Hilfe bei der Bewältigung ihres Alltags, zum Beispiel beim Einkaufen, beim Zubereiten von Mahlzeiten oder bei der Körperhygiene. Häufig sind die Erkrankten sehr unruhig, gehen rastlos auf und ab und stellen wiederholt die gleichen Fragen.

Im fortgeschrittenen Stadium haben Alzheimer-Patienten sehr schwere Gedächtnislücken und können oft nur noch wenige Worte sprechen. Die Kontrolle über Blase und Darm sowie über die Körperhaltung gehen verloren. Die Kranken können nicht mehr alleine gehen und werden bettlägerig.

Alzheimer-Erkrankungen

können nicht geheilt werden. Medikamente können das Fortschreiten der Erkrankung lediglich verzögern. Erfolg versprechend sind verhaltenstherapeutische Ansätze, die an den individuellen Krankheitsverlauf und die Persönlichkeit des Patienten angepasst werden. Dabei sollten sowohl das Umfeld als auch die Bezugsperson möglichst unverändert bleiben.

Indem Angehörige und Betreuer dem Kranken Fotos zeigen oder Lieder vorspielen, die er von früher kennt, werden bei ihm Erinnerungen wach. Auf diese Weise wird das Gedächtnis des Patienten trainiert. Positive Wirkungen können zum Beispiel auch das Erzählen von Geschichten aus dem früheren Leben des Erkrankten und das Malen von Bildern erzielen.

" Die Angehörigen sollten ihren erkrankten Partner oder Verwandten so annehmen, wie er ist und seine ganz eigene Sicht auf die Realität berücksichtigen. Kritik oder Zurechtweisungen führen nur zur Frustration beider Seiten ", weiß Roick. Ein gleich bleibender Tagesablauf und Hinweisschilder in der Wohnung können dazu beitragen, dass der Patient noch weitgehend selbständig seinen Alltag meistern kann. Ablenkung durch einen Fernseher, der ständig im Hintergrund läuft oder Musik aus dem Radio sollte hingegen vermieden werden.

Hilfreich kann ein Angehörigentraining sein, das die Angehörigen dabei unterstützt, mit problematischen Verhaltensweisen des Erkrankten zurechtzukommen. Dadurch können die Erkrankten häufi g länger im häuslichen Umfeld bleiben.

Um die Öffentlichkeit über das Thema Alzheimer zu informieren, findet am 21. September 2009 der Welt-Alzheimertag statt. Alzheimergesellschaften und Selbsthilfegruppen organisieren in aller Welt vielfältige Aktionen, die auf die Situation der Betroffenen und ihrer Angehörigen aufmerksam machen.