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Benzin, Diesel und Co. Entwarnung bei Spritpreisen

Trotz Preisanstiegs sollen Heizöl, Benzin und Diesel günstig bleiben.

Von Jörn Wegner 17.10.2016, 01:01

Berlin/Magdeburg l Einen kräftigen Sprung hat der Heizölpreis im Oktober vollzogen. Rund 57 Euro müssen derzeit für 100 Liter bezahlt werden, noch im August waren es 48, im Januar 41 Euro. Auch an den Tankstellen ziehen die Preise an. Sind das Zeichen für einen drastischen Preisanstieg in den kommenden Wochen und Monaten?

„Wir machen keine Prognosen, denn die sind immer falsch“, sagt Alexander von Gersdorff, Sprecher des Mineralwirtschaftsverbands (MVV). Als Verband der Marktteilnehmer wolle er nicht über steigende oder sinkende Preise sprechen, dies könne Auswirkungen auf den tatsächlichen Preis an den Tankstellen haben. Dass der Preis für Diesel und Benzin demnächst spürbar steigen werde, hält er aber für unwahrscheinlich. Zwar habe die Opec die Drosselung der Förderung beschlossen, noch sei aber nichts umgesetzt.

Vor allem aber bleibe ein Faktor, der den Preis weiter unten halten könnte: „Russland fördert weiterhin Öl auf Rekordniveau“, sagt von Gersdorff. Das Land werde sich höchstwahrscheinlich nicht an der Drosselung anderer Opec-Länder beteiligen. Doch nachdem Präsident Putin vor einer Woche auch die Drosselung der russischen Ölförderung angekündigt hatte, reagierte der Ölpreis entsprechend und stieg auf über 50 Dollar je Barrel.

Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg hält jedoch auch diese Ankündigung für folgenlos. Ein Großteil der russischen Ölunternehmen sei in privater Hand, und von der staatlichen Ölförderung erwarte ohnehin niemand weitere Steigerungen in der Förderung. Der derzeitige leichte Preisanstieg beim Rohöl sei auch durch Spekulation bedingt, schreibt Weinberg in seiner Öl-Analyse.

Den Anstieg auf dem Heizölmarkt erklärt MVV-Sprecher von Gersdorff mit einer verstärkten Nachfrage in Folge der Opec-Ankündigung. „Die Leute reagieren bereits und wollen sich noch den günstigen Preis sichern.“

Trotzdem bleiben Öl, Diesel und Benzin günstig. Der Preis für ein Barrel Brent-Öl habe gerade erst zum zweiten Mal die 50-Dollar-Grenze überschritten, sagt von Gersdorff. Noch im Sommer 2014 mussten mehr als 100 Dollar für ein Barrel bezahlt werden.

Auch an den Tankstellen liegen die Preise weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Seit der Drossel-Ankündigung der Opec am 29. September seien die Preise an den Tankstellen um durchschnittlich gerade drei Cent je Liter Benzin und Diesel gestiegen. „Obwohl noch nichts passiert ist“, sagt von Gersdorff. Seit der Ankündigung der Drosselung sei der Rohölpreis im Gegenzug um vier Cent pro Liter gestiegen.

Entwarnung gibt auch Wolfgang Müller, Verkehrsexperte des ADAC-Verbandes Niedersachsen/Sachsen-Anhalt. Zwar seien die Preise für Benzin und Diesel in jüngster Zeit leicht gestiegen, würden sich nun aber auf dem derzeitigen Niveau stabilisieren. „Ein weiterer Anstieg ist nicht zu erwarten“, sagt Müller zumindest für Herbst und Winter voraus. Den gestiegenen Heizölpreis erklärt er ebenfalls mit der wachsenden Nachfrage in den vergangenen Wochen.

Für die Tankstellenbetreiber bedeute ein steigender Benzin- und Dieselpreis indes keine zusätzlichen Gewinne. „An der Gewinnmarge von einem Cent pro Liter ändert sich nichts“, erklärt von Gersdorff. Auch sei der Benzinabsatz seit langem konstant. Der Dieselverkauf hingegen sei stark angestiegen, für von Gersdorff eine Folge der guten Konjunkturlage in Deutschland.